Die Position „Bestandsveränderung“ gehört zu den Punkten in der Gewinn- und Verlustrechnung, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken – aber eine zentrale Rolle für die korrekte Ergebnisermittlung spielen. Gerade bei produzierenden Unternehmen entstehen Differenzen zwischen dem, was hergestellt, und dem, was verkauft wurde. Damit der Gewinn dennoch den tatsächlichen Verhältnissen entspricht, wird die Veränderung der Bestände an fertigen und unfertigen Erzeugnissen berücksichtigt – über das Konto „Bestandsveränderung“, das je nach Fall als Aufwand oder Ertrag wirkt. Gebucht wird dabei nicht direkt auf das Lager, sondern über das Erfolgskonto „Bestandsveränderung“, das mit den zugehörigen Bestandskonten auf der Aktivseite (z. B. „Bestand an fertigen Erzeugnissen“) in Verbindung steht. Die GuV bildet dadurch nicht nur den Umsatz ab, sondern auch, wie viel vom Lagerbestand tatsächlich verbraucht oder aufgebaut wurde.
Diese Lektion erklärt dir Schritt für Schritt, wie Bestandsveränderungen funktionieren – fachlich korrekt, prüfungstauglich und verständlich formuliert. Du lernst, was unter Bestandsveränderung zu verstehen ist, wann eine Erhöhung oder Minderung des Bestands vorliegt, wie sich das auf die Gewinn- und Verlustrechnung auswirkt, welche Buchungssätze du dazu kennen musst und wie du typische Aufgabenstellungen in Schule, Ausbildung oder Studium sicher löst. Dieser Artikel beinhaltet Beispiele und Formeln und schließt mit kompakten Übungsfragen ab, damit du das Thema nicht nur nachvollziehen, sondern auch anwenden kannst.
- Synonyme: Lagerveränderung | Bestandserhöhung / Bestandsminderung | Veränderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen | Bestandskorrektur
- Englisch: change in inventory | inventory adjustment | inventory change
Warum sind Bestandsveränderungen wichtig?
Die Bestandsveränderung ist ein zentrales Bindeglied zwischen Produktion, Lager und Gewinnermittlung. Sie sorgt dafür, dass die Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung dem tatsächlichen Verbrauch der Periode entsprechen und nicht nur dem, was produziert wurde.
Gerade in produzierenden Unternehmen entstehen regelmäßig zeitliche Abweichungen zwischen Herstellung und Absatz. Wird diese Differenz nicht berücksichtigt, führt das zu einer fehlerhaften Darstellung des Periodenergebnisses: Entweder wird zu viel Aufwand gebucht (bei Lageraufbau) oder zu wenig (bei Lagerabbau).
Damit die Gewinn- und Verlustrechnung ein realistisches Bild der wirtschaftlichen Leistung zeigt, muss die Bestandsveränderung separat ausgewiesen werden. Dies erfolgt im Rahmen des Gesamtkostenverfahrens, in dem alle in der Periode angefallenen Aufwendungen dargestellt werden – unabhängig davon, ob die hergestellten Erzeugnisse bereits verkauft wurden oder nicht.
Auch bilanztechnisch ist das Thema relevant: Die betroffenen Bestandskonten (z. B. „Bestand an fertigen Erzeugnissen“) erscheinen auf der Aktivseite der Bilanz und spiegeln die Höhe des gebundenen Vermögens wider. Die Bestandsveränderung sorgt dafür, dass deren Entwicklung sich korrekt auf den Jahresabschluss überträgt.
In der Kostenrechnung wiederum hilft die Abgrenzung dabei, die tatsächliche Kostenbelastung einzelner Perioden zu analysieren; insbesondere dann, wenn Produktionsmengen und Verkaufszahlen stark voneinander abweichen.
Was ist eine Bestandsveränderung?
Eine Bestandsveränderung liegt vor, wenn sich der Bestand an fertigen oder unfertigen Erzeugnissen eines Unternehmens zwischen dem Anfang und dem Ende einer Abrechnungsperiode verändert hat.
Dabei wird nicht bewertet, wie viel verkauft wurde, sondern wie viel im Lager hinzugekommen oder entnommen wurde, konkret bezogen auf selbst hergestellte Produkte. Es geht also nicht um Handelswaren, sondern ausschließlich um eigene Erzeugnisse, die noch nicht verkauft wurden.
Es wird mehr verkauft als produziert: Der Bestand sinkt
Diese Veränderung wirkt sich auf den Jahresgewinn aus, obwohl keine Zahlung stattfindet. Deshalb wird sie in der Buchhaltung über ein eigenes Erfolgskonto erfasst: „Bestandsveränderung“.
Die Bestandsveränderung ist ein rein buchhalterischer Korrekturmechanismus. Sie stellt sicher, dass in der Gewinnermittlung nur der Aufwand berücksichtigt wird, der auch wirklich zum Verkauf geführt hat – nicht die gesamte Produktion.

Wie wird die Bestandsveränderung berechnet?
Die Berechnung der Bestandsveränderung erfolgt nach einer einfachen Grundformel:
Dabei wird nicht die produzierte Menge gezählt, sondern der Wert der fertigen oder unfertigen Erzeugnisse zum Beginn und zum Ende der Periode verglichen – in der Regel zu den Herstellkosten.
Fällt der Endbestand höher aus als der Anfangsbestand, liegt eine Bestandserhöhung vor. Das bedeutet: Es wurde mehr produziert als verkauft, und der noch nicht abgesetzte Teil befindet sich im Lager. In der Buchhaltung wird dieser Lagerzuwachs wie ein Ertrag behandelt, da der Aufwand für die Produktion zwar entstanden ist, aber noch nicht in Form eines Verkaufs berücksichtigt wurde. Die Bestandserhöhung reduziert also den Aufwand und erhöht entsprechend das Ergebnis.
Liegt der Endbestand dagegen unter dem Anfangsbestand, spricht man von einer Bestandsminderung. Das bedeutet: Es wurde mehr verkauft (bzw. verbraucht) als produziert – die Lagerbestände wurden abgebaut. In diesem Fall wird die Differenz als zusätzlicher Aufwand erfasst, da die hergestellten Güter bereits in einer früheren Periode produziert, aber erst jetzt verkauft wurden. Die Bestandsminderung erhöht daher den Aufwand und senkt das Ergebnis.
- Hat ein Unternehmen zu Jahresbeginn fertige Erzeugnisse im Wert von 30.000 EUR im Lager und am Jahresende 45.000 EUR, ergibt sich eine Bestandserhöhung um 15.000 EUR.
- Umgekehrt führt ein Rückgang von 40.000 EUR auf 28.000 EUR zu einer Bestandsminderung in Höhe von 12.000 EUR.
In beiden Fällen verändert sich der buchhalterische Aufwand – ohne dass ein Zahlungsvorgang erfolgt. Deshalb ist die Bestandsveränderung ein wichtiges Abgrenzungselement für die korrekte Periodenabgrenzung in der Gewinnermittlung.
Wo wird die Bestandsveränderung gebucht?
Die buchhalterische Erfassung der Bestandsveränderung erfolgt über ein Erfolgskonto, das den gleichen Namen trägt: „Bestandsveränderung“. Je nach Richtung der Veränderung wirkt dieses Konto entweder als Ertragskonto (bei Bestandserhöhung) oder als Aufwandskonto (bei Bestandsminderung) im Rahmen der Gewinn- und Verlustrechnung erfasst und geführt – und zwar ausschließlich beim Gesamtkostenverfahren.
Die dazugehörigen Buchungen betreffen außerdem die aktiven Bestandskonten:
- „Bestand an fertigen Erzeugnissen“
- „Bestand an unfertigen Erzeugnissen“
Diese aktiven Bestandskonten gehören zur Bilanz, da sie das Vermögen des Unternehmens in Form noch nicht verkaufter Eigenprodukte abbilden.
Buchung der Bestandserhöhung fertiger Erzeugnisse
Wenn der Endbestand größer ist als der Anfangsbestand, erhöht sich der Lagerwert. Der Zugang wird auf dem Bilanzkonto „Bestand an fertigen Erzeugnissen“ gebucht, der entsprechende Gegenposten ist ein Ertrag über das Erfolgskonto „Bestandsveränderung“.
Bestand an fertigen Erzeugnissen 15.000 EUR
an Bestandsveränderung 15.000 EUR
Das Konto „Bestandsveränderung“ wird im Haben erfasst und erhöht damit den Gewinn als Ertragsposten.
Buchung bei Bestandsminderung fertiger Erzeugnisse
Ist der Endbestand kleiner als der Anfangsbestand, wurde mehr verkauft als produziert. Die Differenz wird als Aufwand erfasst, weil Lagerbestände abgebaut wurden. Das Bilanzkonto wird im Haben gemindert, das Erfolgskonto im Soll belastet.
Buchungssatz:
Bestandsveränderung 15.000 EUR
an Bestand an fertigen Erzeugnissen 15.000 EUR
Das Konto „Bestandsveränderung“ wird im Soll gebucht und senkt als Aufwand das Jahresergebnis.
Buchung der Bestandsveränderung unfertiger Erzeugnisse
Neben fertigen Erzeugnissen können auch unfertige Erzeugnisse von Bestandsveränderungen betroffen sein. Dabei handelt es sich um Produkte, die sich am Bilanzstichtag noch im Produktionsprozess befinden und noch nicht verkaufsfähig sind. Auch diese müssen in der Bilanz angesetzt und über die Bestandsveränderung erfasst werden, da bereits Aufwendungen für Material und Fertigung angefallen sind.
Buchungssatz:
Bestand an unfertigen Erzeugnissen 8.000 EUR
an Bestandsveränderung 8.000 EUR
Buchungssatz:
Bestandsveränderung 12.000 EUR
an Bestand an unfertigen Erzeugnissen 12.000 EUR
In beiden Fällen gelten dieselben Regeln wie bei fertigen Erzeugnissen: Die Bestandsveränderung wirkt sich auf die GuV aus, das zugehörige Bestandskonto auf die Bilanz.
Wie wirkt sich die Bestandsveränderung auf den Jahresabschluss aus?
Die Bestandsveränderung ist ein klassischer Abgrenzungsposten im Rechnungswesen. Sie stellt sicher, dass der Aufwand für produzierte Güter derjenigen Periode zugeordnet wird, in der die Güter tatsächlich verbraucht oder verkauft wurden. Damit sorgt sie für eine sachlich und zeitlich korrekte Erfolgsermittlung und schafft eine Verbindung zwischen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung.
Wirkung in der GuV
Im Gesamtkostenverfahren wird die Bestandsveränderung als eigener Posten in der GuV ausgewiesen – in der Regel direkt unter den Herstellungskosten des Umsatzes. Obwohl sie keinen Zahlungsvorgang darstellt, beeinflusst sie das Ergebnis der Periode.
Eine Bestandserhöhung wird als Ertrag behandelt: Der Aufwand für die Produktion wird anteilig ausgeglichen, weil ein Teil der hergestellten Güter noch nicht verkauft wurde. Umgekehrt führt eine Bestandsminderung zu einem zusätzlichen Aufwand, da auf Lagerbestände zurückgegriffen wurde, für deren Herstellung der Aufwand in einer früheren Periode verbucht wurde.
In der Ergebniswirkung bedeutet das: Eine Bestandserhöhung senkt den Aufwand und erhöht damit den Gewinn, eine Bestandsminderung erhöht den Aufwand und senkt das Ergebnis – jeweils ohne Einfluss auf die Liquidität.
Wirkung in der Bilanz
Während die Bestandsveränderung in der GuV als Erfolgskorrektur auftaucht, wird die tatsächliche Entwicklung der Lagerbestände über die Bilanz erfasst. Die Bestandskonten „Bestand an fertigen Erzeugnissen“ und „Bestand an unfertigen Erzeugnissen“ befinden sich auf der Aktivseite der Bilanz und bilden das Vorratsvermögen des Unternehmens ab.
Steigt der Lagerbestand, erhöht sich entsprechend das Umlaufvermögen; sinkt er, wird Vermögen abgebaut. Die Buchung über das Erfolgskonto „Bestandsveränderung“ dient damit auch der Abbildung dieser Bilanzveränderung im Rahmen der doppelten Buchführung.
Praxisfall 1: Bestandsveränderung fertiger Erzeugnisse korrekt buchen
Die „BauTech GmbH“ produziert Bauelemente. Zum 01.01. beträgt der Bestand an fertigen Erzeugnissen 42.000 €; zum 31.12. liegt der Bestand bei 34.000 €.
Die Buchung erfolgt im Gesamtkostenverfahren.
Aufgabe
Wie lautet der Buchungssatz zur Erfassung der Bestandsveränderung?
Welche Wirkung hat dieser Vorgang auf das Jahresergebnis?
Lösung
Die Bestände sind gesunken; demzufolge liegt eine Bestandsminderung in Höhe von 8.000 € vor.
Buchungssatz
Bestandsveränderung 8.000 €
an Bestand an fertigen Erzeugnissen 8.000 €
Wirkung auf das Ergebnis
Die Bestandsminderung erhöht den Aufwand; der Gewinn wird entsprechend um 8.000 € gemindert.
Praxisfall 2: Bestandsveränderung bei unfertigen Erzeugnissen
Die „BauTech GmbH“ beginnt das Geschäftsjahr mit unfertigen Erzeugnissen im Wert von 19.000 €. Am Jahresende liegt der Wert bei 26.500 €. Gebucht wird nach dem Gesamtkostenverfahren.
Aufgabe
Welche Art der Bestandsveränderung liegt vor?
Wie lautet der Buchungssatz?
Welche Wirkung ergibt sich für den Jahresabschluss?
Lösung
Der Bestand ist gestiegen. Demnach handelt es sich um eine Bestandserhöhung in Höhe von 7.500 €.
Buchungssatz
Bestand an unfertigen Erzeugnissen 7.500 €
an Bestandsveränderung 7.500 €
Wirkung auf das Ergebnis
Die Bestandserhöhung wird als Ertrag behandelt und reduziert den betrieblichen Aufwand. Das Ergebnis steigt um 7.500 €.
Wichtig!
Auch unfertige Erzeugnisse müssen zum Bilanzstichtag bewertet und korrekt eingebucht werden. Die zugehörige Bestandsveränderung fließt dabei – unabhängig vom Verkaufsstatus – in die Ergebnisermittlung ein.