Ein Darlehen ist eine gängige Form der Finanzierung, die Unternehmen nutzen, um ihre Investitionen zu tätigen, Betriebsmittel zu beschaffen oder – seltener – kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. In der betrieblichen Buchhaltung werden Darlehen als langfristige Verbindlichkeiten passiviert und spielen somit eine wichtige Rolle in der Bilanzierung von Unternehmen. Die Aufnahme eines Darlehens erfordert eine sorgfältige Planung und Analyse, da es sowohl Chancen als auch Risiken birgt. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, die Konditionen, Voraussetzungen und Auswirkungen von Darlehen auf die Unternehmensbilanz zu verstehen.
In dieser Lerneinheit gehen wir vertieft auf das Thema „Darlehen“ ein. Du erfährst, welche unterschiedlichen Darlehensarten es gibt, welche Vor- und Nachteile ein Darlehen für das jeweilige Unternehmen hat, was das Disagio ist und worauf es bei der Beantragung ankommt. Schließlich zeigen wir dir, wie ein Darlehen sowie die Tilgungen, das Disagio und die Zinszahlungen zu buchen sind. Am Schluss der Lektion findest du einige Übungsfragen zur Lernkontrolle.
- Synonyme: Kredit | Finanzierung | Fremdkapital | Fremdfinanzierung | Geldanleihe
- Englisch: loan
Warum sind Darlehen im unternehmerischen Bereich wichtig?
Das Thema Darlehen ist im unternehmerischen Kontext aus mehreren Gründen wichtig:
Finanzierung von Investitionen
Unternehmen benötigen oft zusätzliche finanzielle Mittel, um Investitionen in Anlagen, Maschinen, Technologie oder andere Vermögenswerte zu tätigen. Darlehen können eine wichtige Finanzierungsquelle sein, um diese Investitionen zu tätigen und das Wachstum des Unternehmens zu fördern.
Liquiditätsmanagement
Darlehen können auch dazu verwendet werden, kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Damit können Unternehmen sicherstellen, dass sie ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nachkommen können, ohne langfristige finanzielle Probleme zu riskieren.
Flexibilität in der Finanzierung
Im Vergleich zum Eigenkapital ermöglichen Darlehen Unternehmen eine gewisse Flexibilität bei der Finanzierung ihrer Aktivitäten. Durch die Wahl der richtigen Darlehensart und -konditionen können Unternehmen ihre Finanzierungsstruktur optimieren und ihre Kapitalkosten minimieren.
Bilanzstruktur
Die Aufnahme von Darlehen hat Auswirkungen auf die Bilanzstruktur eines Unternehmens, da sie als langfristige Verbindlichkeiten passiviert werden. Dies beeinflusst die Finanzkennzahlen und die Bonität des Unternehmens, was wiederum Auswirkungen auf die Investitions- und Kreditwürdigkeit hat.
Arten von Darlehen
Im unternehmerischen Kontext gibt es verschiedene Arten von langfristigen Darlehen, die den Firmen zur Verfügung stehen:

Annuitätendarlehen
Ein Annuitätendarlehen ist eine Form eines langfristigen Darlehens, bei dem der Darlehensnehmer regelmäßige gleichbleibende Raten (die sogenannten Annuitäten) an den Darlehensgeber zurückzahlt. Jede Rate setzt sich aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil zusammen. Der Zinsanteil verringert sich im Laufe der Rückzahlungsperiode, während der Tilgungsanteil steigt. Dadurch bleibt die Gesamtrate (Annuität) während der gesamten Laufzeit des Darlehens konstant.

Annuitätendarlehen bieten Planungssicherheit, da die Darlehensnehmer genau wissen, wie hoch ihre monatliche Rate für die Tilgung des Darlehens sein wird. Die gleichbleibenden Zahlungen erleichtern die Budgetplanung und Finanzierungskontrolle für das Unternehmen. Zudem sorgt die Struktur des Annuitätendarlehens dafür, dass ein Großteil der Zinsen zu Beginn der Laufzeit gezahlt wird, während der Tilgungsanteil kontinuierlich steigt und die Restschuld reduziert wird.
Der Vorteil eines Annuitätendarlehens liegt darin, dass der Darlehensnehmer einen festen Tilgungsplan hat und sich auf die regelmäßigen Rückzahlungen einstellen kann. Diese Darlehensform eignet sich insbesondere für Unternehmen, die eine langfristige Finanzierung benötigen und eine klare Struktur für die Rückzahlung ihres Darlehens wünschen.
Tilgungsdarlehen
Ein Tilgungsdarlehen ist eine Form eines langfristigen Darlehens, bei dem der Darlehensnehmer regelmäßig feste Beträge zur Rückzahlung des Darlehenskapitals (der Tilgung) an den Darlehensgeber leistet. Im Gegensatz zum Annuitätendarlehen, bei dem die Gesamtrate während der gesamten Laufzeit konstant bleibt, reduziert sich die Gesamtrate im Fall eines Tilgungsdarlehens im Laufe der Zeit.
Bei einem Tilgungsdarlehen besteht die monatliche Rate aus einem kombinierten Zins- und Tilgungsanteil. Da die Restschuld mit jeder Tilgungszahlung abnimmt, verringert sich der Zinsanteil, während der Tilgungsanteil steigt. Dadurch sinkt die Gesamtrate im Laufe der Rückzahlungsperiode.
Tilgungsdarlehen ermöglichen es Unternehmen, kontinuierlich ihre Schulden abzubauen und die Restschuld zu reduzieren. Da der Tilgungsanteil mit jedem Zahlungszeitraum wächst, wird das Darlehen schneller zurückgezahlt als bei anderen Darlehensformen. Dies kann zu einer insgesamt niedrigeren Zinsbelastung führen.
Ein Tilgungsdarlehen eignet sich für Unternehmen, die ihre Schulden systematisch reduzieren möchten. Es ermöglicht eine transparente und effektive Rückzahlung des Darlehenskapitals über einen bestimmten Zeitraum hinweg und bietet eine klare Perspektive auf die Entschuldung des Unternehmens.
Festdarlehen
Ein Festdarlehen ist eine Form eines Darlehens, bei dem der Zinssatz für die gesamte Laufzeit festgelegt wird. Das bedeutet, dass der Zinssatz während der gesamten Rückzahlungsperiode unveränderlich bleibt, unabhängig von Marktschwankungen oder Veränderungen der allgemeinen Zinssätze.
Festdarlehen bieten Unternehmen Planungssicherheit, da sie genau wissen, welchen Zinssatz sie über die gesamte Laufzeit hinweg zahlen werden. Dies ermöglicht eine präzise Kalkulation und Budgetplanung für die Rückzahlung des Darlehens. Darüber hinaus schützt ein Festzinssatz das Unternehmen vor möglichen Zinserhöhungen während der Laufzeit und erhöht die finanzielle Stabilität.
Ein Festdarlehen kann eine gute Wahl sein, wenn Unternehmen eine langfristige Finanzierung benötigen und keine Risiken aufgrund möglicher Zinsänderungen eingehen möchten. Es bietet eine feste Zinsbelastung, die besser planbar ist und die langfristige Budgetierung erleichtert.
Es ist wichtig zu beachten, dass Festdarlehen in der Regel höhere Zinssätze aufweisen können als beispielsweise variable Darlehen, da sie die Sicherheit eines konstanten Zinssatzes bieten. Unternehmen sollten daher die Konditionen und Kosten verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten sorgfältig abwägen, um die beste Option für ihre individuellen Bedürfnisse zu finden.
Variabel verzinsliche Darlehen
Bei einem variabel verzinslichen Darlehen ist der Zinssatz während der Laufzeit variabel und an einen Referenzzinssatz wie beispielsweise den Euribor (Euro Interbank Offered Rate) gekoppelt. Der Zinssatz ändert sich in regelmäßigen Abständen, normalerweise quartalsweise oder jährlich, in Abhängigkeit von den aktuellen Marktzinsen.
Bei einem variabel verzinslichen Darlehen passt sich der Zinssatz je nach Entwicklung des Referenzzinssatzes an. Wenn der Referenzzinssatz steigt, steigt auch der Zinssatz des Darlehens, und wenn er sinkt, verringert sich der Zinssatz entsprechend. Dies kann sich sowohl positiv als auch negativ auf die Zinsbelastung des Darlehensnehmers auswirken.
Variabel verzinsliche Darlehen bieten Unternehmen Flexibilität. Wenn die allgemeinen Zinssätze niedrig sind, können Unternehmen von niedrigeren Zinszahlungen und einer geringeren Zinsbelastung profitieren. Allerdings können steigende Zinssätze auch zu höheren Zinsausgaben führen.
Unternehmen, die ein variabel verzinsliches Darlehen in Betracht ziehen, sollten sich der Risiken bewusst sein, die mit dieser Darlehensart verbunden sind. Da der Zinssatz unsicher ist, kann dies zu Schwankungen in den Zinszahlungen führen und die Budgetplanung erschweren. Unternehmen sollten die finanzielle Flexibilität und ihre Risikobereitschaft sorgfältig abwägen, bevor sie sich für ein variabel verzinsliches Darlehen entscheiden.
Nachrangdarlehen
Ein Nachrangdarlehen ist eine besondere Form des Darlehens, bei dem der Darlehensgeber im Falle einer Insolvenz des Darlehensnehmers erst nach anderen Gläubigern bedient wird. Das bedeutet, dass im Insolvenzfall die Rückzahlung des Nachrangdarlehens erst nach anderen Verbindlichkeiten, wie beispielsweise Bankkrediten oder anderen vorrangigen Schulden, erfolgt.
Für den Darlehensgeber bedeutet dies, dass das Risiko eines Verlusts bei einem Nachrangdarlehen höher ist als bei anderen Darlehensformen, da andere Gläubiger im Insolvenzfall vorrangig bedient werden. Als Ausgleich für das höhere Risiko verlangen Darlehensgeber für Nachrangdarlehen in der Regel höhere Zinsen oder andere Konditionen.
Nachrangdarlehen werden häufig als Ergänzung zu anderen Finanzierungsinstrumenten verwendet, um zusätzliche Mittel für bestimmte Projekte oder Investitionen bereitzustellen. Unternehmen, die Nachrangdarlehen ausgeben, können dadurch ihre Eigenkapitalbasis stärken und zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten erschließen.
Es ist wichtig, die Risiken und Chancen von Nachrangdarlehen sorgfältig abzuwägen und die individuellen Bedingungen und Rückzahlungsmodalitäten genau zu prüfen, bevor man sich für ein Darlehen entscheidet.

Darlehensvergabe und -aufnahme
Vor der Aufnahme eines Darlehens müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. In diesem Zusammenhang prüft der potenzielle Darlehensnehmer seine finanziellen Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass er in der Lage ist, das Darlehen zurückzuzahlen. Dies beinhaltet die Analyse der Einnahmen und Ausgaben, des Cashflows sowie der finanziellen Stabilität des Unternehmens.
Der Prozess der Darlehensvergabe umfasst eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und der kreditgebenden Institution. Das Unternehmen stellt eine Kreditanfrage bei der entsprechenden Bank oder Finanzierungseinrichtung. Im Rahmen dieses Prozesses werden detaillierte Informationen über das Unternehmen, wie beispielsweise Geschäftszahlen, Bilanzen und Geschäftspläne, eingereicht. Es findet eine eingehende Bonitätsprüfung statt, bei der die Kreditwürdigkeit des Unternehmens bewertet wird. Hierbei wird die Fähigkeit des Unternehmens, das Darlehen planmäßig zurückzuzahlen, bewertet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Darlehensvergabe ist die Frage nach Sicherheiten. In vielen Fällen verlangen Kreditgeber Sicherheiten, um das Risiko einer Kreditausfallwahrscheinlichkeit zu mindern. Diese können beispielsweise in Form von Immobilien, Fahrzeugen, Anlagen oder anderen werthaltigen Vermögenswerten des Unternehmens gestellt werden. Die Qualität und Verfügbarkeit dieser Sicherheiten können sich auf die Zinsen und die Höhe des Darlehens auswirken.
Darlehenskonditionen
Bei der Aufnahme eines Darlehens sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, darunter der Zinssatz, die Laufzeit des Darlehens und die Tilgungsmodalitäten.
Zinssatz
Der Zinssatz ist einer der wichtigsten Aspekte bei der Auswahl eines Darlehens. Er bestimmt die Höhe der Zinszahlungen, die das Unternehmen während der Gesamtlaufzeit des Darlehens leisten muss. Der Zinssatz kann entweder fix oder variabel sein. Bei einem festen Zinssatz bleibt der Zinssatz während der gesamten Laufzeit unverändert, während bei einem variablen Zinssatz der Zinssatz entsprechend der Entwicklung bestimmter Referenzzinssätze angepasst wird.
Laufzeit
Die Laufzeit eines Darlehens bezieht sich auf den Zeitraum, in dem das Darlehen vollständig zurückgezahlt werden muss. Die Laufzeit kann je nach Art des Darlehens variieren und reicht häufig von einigen Jahren bis hin zu mehreren Jahrzehnten. Die Wahl der Laufzeit hängt von den finanziellen Zielen des Unternehmens und der Kapazität zur Rückzahlung ab.
Tilgungsmodalitäten
Die Tilgungsmodalitäten legen fest, wie das Darlehen zurückgezahlt wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die Tilgungstransaktionen durchgeführt werden können. Einige Darlehen erfordern regelmäßige monatliche Tilgungen, während andere einen tilgungsfreien Zeitraum am Anfang des Darlehens haben können. Die Tilgungsmodalitäten beeinflussen die monatliche Belastung des Unternehmens und sollten entsprechend den finanziellen Möglichkeiten sorgfältig betrachtet werden.
Vor- und Nachteile von Darlehen
Die Aufnahme von Darlehen spielt eine große Rolle im betrieblichen Kontext, da sie Unternehmen ermöglicht, ihre finanziellen Ziele zu erreichen und ihre Aktivitäten zu finanzieren. Durch die Bereitstellung von Kapital unterstützen Darlehen Unternehmen bei der Finanzierung von Investitionen, der Deckung von Betriebsausgaben und der Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Allerdings ist es wichtig, die Vor- und Nachteile sowie die Risiken der Darlehensaufnahme zu berücksichtigen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und eine optimale Finanzstrategie zu entwickeln.
- Finanzierung von Investitionen: Darlehen ermöglichen es Unternehmen, auch größere und umfangreichere Investitionen zu finanzieren, wie beispielsweise den Kauf von Anlagen, den Ausbau von Produktionskapazitäten oder den Erwerb von Immobilien. Dadurch können Unternehmen ihr Wachstum und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.
- Umschuldung: Nicht selten werden neue Darlehen aufgenommen, um bestehende Verbindlichkeiten zu tilgen. Die Gründe dafür sind in der Regel günstigere Konditionen, beispielsweise niedrigere Zinssätze, längere Laufzeiten etc. Der Zweck einer Umschuldung besteht darin, die finanzielle Situation des Unternehmens insgesamt zu verbessern.
- Flexibilität: Die Aufnahme eines Darlehens bietet Unternehmen je nach vereinbarter Konditionen durchaus finanzielle Flexibilität. Darlehen stellen über einen bestimmten Zeitraum hinweg Kapital zur Verfügung, das für die unterschiedlichsten Zwecke verwendet werden kann.
- Steuerliche Vorteile: Zinsaufwendungen für Darlehen reduzieren den Gewinn und sind daher in der Regel steuerlich abzugsfähig. Dies verringert die steuerliche Belastung des Unternehmens stellt durchaus einen finanziellen Vorteil dar.
- Zins- und Finanzierungskosten: Darlehen bringen Zinszahlungen und potenziell weitere Finanzierungskosten mit sich. Die Höhe der Zinskosten hängt von Faktoren wie dem Zinssatz, der Laufzeit und der Bonität des Unternehmens ab. Hohe Zinszahlungen können die Rentabilität des Unternehmens beeinträchtigen.
- Zusätzliche Verbindlichkeiten: Die Aufnahme eines Darlehens führt zu einer zusätzlichen Verbindlichkeit für das Unternehmen. Diese muss verlässlich zurückgezahlt werden, was einen finanziellen Druck und möglicherweise Einschränkungen für das Unternehmen mit sich bringen kann.
- Risiko von Zahlungsunsicherheit: Wenn das Unternehmen Schwierigkeiten hat, das Darlehen zurückzuzahlen, kann dies zu finanziellen Problemen bis hin zur Insolvenz führen. Eine sorgfältige Analyse der finanziellen Leistungsfähigkeit und ein angemessenes Risikomanagement sind daher äußerst wichtig.
- Begrenzte Unternehmensflexibilität: Ein Darlehen bindet das Unternehmen für einen vorher festgelegten Zeitraum an Zahlungsverpflichtungen. Dies kann die finanzielle Flexibilität des Unternehmens einschränken und es erschweren, auf Veränderungen oder Chancen in der Unternehmensumwelt zu reagieren.
Darlehen in der Bilanz
In der Bilanz werden Darlehen als langfristige Schulden ausgewiesen und erscheinen auf der Passivseite unter dem Posten “Verbindlichkeiten”. Die konkrete Darstellung der Darlehen in der Bilanz hängt von ihrer Laufzeit ab. Wenn das Darlehen innerhalb eines Jahres fällig ist, wird es als kurzfristige Verbindlichkeit ausgewiesen. Ist die Laufzeit länger als ein Jahr, wird es als langfristige Verbindlichkeit betrachtet.
Kredite werden in der Bilanz in zwei Hauptkomponenten aufgeteilt: den Nettobetrag der erhaltenen Kredite und den Zinsen. Der Nettoerlös aus dem Darlehen wird als Verbindlichkeit erfasst, während die Zinsen in der Gewinn- und Verlustrechnung als Zinsaufwand ausgewiesen werden.
Darlehen beeinflussen die Bilanzstruktur insbesondere im Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital. Durch die Aufnahme von Darlehen erhöht sich das Fremdkapital, während das Eigenkapital unverändert bleibt. Das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital, bekannt als Verschuldungsgrad, gibt Auskunft über den Anteil der Fremdfinanzierung im Vergleich zum Eigenkapital und ist ein Maßstab für die finanzielle Stabilität und Bonität eines Unternehmens.
Darüber hinaus können Darlehen, vor allem wenn sie durch Sicherheiten gedeckt sind, auch Auswirkungen auf die Vermögensseite der Bilanz haben. Das erhöht den Umfang der Vermögenswerte des Unternehmens und kann das Vertrauen von Kreditgebern stärken. Der Grund dafür ist relativ einfach: Die Passivseite der Bilanz zeigt die Mittelherkunft (Eigenkapitel und Fremdkapital; „Wo kommt es her?“), die Aktivseite zeigt die Mittelverwendung (Anlage- und Umlaufvermögen; „Wo steckt es drin?“).
Buchungen im Kontext „Darlehen“
Unternehmen müssen die erhaltenen Darlehen mit dem Erfüllungsbetrag passivieren.
Wird ein Darlehen aufgenommen und zurückgezahlt, sind im Rechnungswesen immer mindestens zwei Konten betroffen:
- Das Kreditkonto für das gewährte Darlehen lautet „Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten“.
- Zur Gutschrift sowie für die Rückzahlungen wird das Konto „Bank“ genutzt.
Der Buchungssatz bei Auszahlung des Darlehens lautet:
Bank an Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten
Darlehenskosten wie beispielsweise Zinsen oder Disagio stellen Aufwendungen dar und werden daher nicht auf einem Konto Verbindlichkeiten gebucht.
Die Buchung für die Zinszahlung lautet:
Zinsaufwand an Bank
Was ist Disagio?
In der Praxis taucht öfter der Fall auf, dass der Rückzahlungsbetrag des Darlehens nicht mit dem Ausgabebetrag übereinstimmt. Ist der Ausgabebetrag geringer als der Rückzahlungsbetrag, handelt es sich um ein sogenanntes Darlehensabgeld bzw. Disagio (auch oder Damnum). Als Rechnungsabgrenzungsposten ist das Disagio auf die gesamte Laufzeit zu verteilen.
Die Darlehensaufnahme wird folgendermaßen gebucht:
Bank 98.000 EUR und Damnum/Disagio 2.000 EUR
an Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (Laufzeit mehr als 5 Jahre) 100.000 EUR
Das Disagio wird entsprechend der Laufzeit auf zehn Jahre verteilt; das heißt, dass jährlich 200 EUR des Disagios als Zinsaufwand gebucht werden:
Zinsaufwand an Damnum/Disagio 200 EUR
Buchung der Darlehensrückzahlung
Sämtliche Tilgungszahlungen, die vom Bankkonto überwiesen werden, sind folgendermaßen zu buchen:
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten an Bank
Schauen wir uns die Darlehensarten
- Fälligkeitsdarlehen
- Ratendarlehen
- Annuitätendarlehen
in diesem Zusammenhang noch einmal genauer an; die Belastungen sind nämlich sehr unterschiedlich und entsprechend unterschiedlich zu buchen.
Buchung des Fälligkeitsdarlehens
Bei einem Fälligkeitsdarlehen zahlt der Darlehensnehmer die gesamte Summe nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit komplett zurück. Nehmen wir als Beispiel ein Darlehen in Höhe von 50.000 EUR und eine Laufzeit von zehn Jahren.
Der Buchungssatz lautet bei Begleichung der Summe am Fälligkeitstag:
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (Laufzeit mehr als 5 Jahre) an Bank 50.000 EUR
Die für das Darlehen entstandenen Zinsen werden – sofern sie per Banküberweisung beglichen werden – mittels des Buchungssatzes
Zinsaufwand an Bank
gebucht.
Buchung des Ratendarlehens
Bei einem Ratendarlehen tilgt der Darlehensnehmer in jährlich gleichbleibenden Raten. Die Zinsen werden jeweils aus dem verbleibenden Schuldbetrag berechnet.
Der Buchungssatz für die erste Tilgung am 1. Juni 2023 lautet:
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (Laufzeit mehr als 5 Jahre) 10.000 EUR
und Zinsaufwand 5.000 EUR
an Bank 15.000 EUR
Im folgenden Jahr 2024 ist die Darlehenssumme auf 90.000 EUR reduziert; die Zinsen betragen dann noch 4.500 EUR.
Der Buchungssatz am 1. Juni 2024 lautet entsprechend:
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (Laufzeit mehr als 5 Jahre) 10.000 EUR
und Zinsaufwand 4.500 EUR
an Bank 14.500 EUR
Buchung des Annuitätendarlehens
Die Annuität ist die jährliche Summe aus Tilgung und Zinsen. Sie bleibt in der Summe gleich, der Tilgungsanteil steigt im Laufe der Zeit, die Zinsen sinken.
5 % Zinsen von 100.000 EUR entsprechen 5.000 EUR, demnach beträgt die Tilgung 8.000 EUR.
Der Buchungssatz lautet:
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (Laufzeit mehr als 5 Jahre) 8.000 EUR
und Zinsaufwand 5.000 EUR
an Bank 13.000 EUR
Im Folgejahr beträgt die Annuität wiederum 13.000 EUR, allerdings sind die Zinsen auf die Restsumme des Darlehens von 92.000 EUR zu erheben. Diese entsprechen 92.000 EUR x 5% = 4.600 EUR.
Der Buchungssatz am 1. Januar 2025 lautet:
Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten (Laufzeit mehr als 5 Jahre) 8.400 EUR
und Zinsaufwand 4.600 EUR
an Bank 13.000 EUR
Übungsfragen
#1. Darlehen und die darauf entfallenden Zinsen stellen Verbindlichkeiten dar und werden daher in der Bilanz passiviert. Richtig oder falsch?
#2. Darlehen werden vom Darlehensnehmer mit dem Erfüllungsbetrag passiviert. Richtig oder falsch?
#3. In der Bilanz sind mehrere Konten für Darlehen zu finden, abhängig von der Laufzeit. Richtig oder falsch?
#4. Die Bank hat den Darlehensantrag eines Unternehmens genehmigt und schreibt dem Girokonto den beantragten Betrag gut. Die Laufzeit des Darlehens beträgt sechs Jahre. Wie lautet der Buchungssatz für die Gutschrift?
#5. Als Rechnungsabgrenzungsposten ist das Disagio auf die Laufzeit des Darlehens zu verteilen. Angenommen, das Disagio beträgt 3.000 EUR; die Laufzeit beträgt 10 Jahre. Wie ist das Disagio jährlich zu buchen?
#6. Ein Darlehen in Höhe von 50.000 EUR wird über zehn Jahre in jährlichen Raten von jeweils 5.000 EUR getilgt. Der Zinssatz beträgt 5 %. Wie lautet der Buchungssatz für die erste Rückzahlung?
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