Die Faktorproportionentheorie zählt zu den neoklassischen Außenhandelstheorien. Sie wurde von den schwedischen Nationalökonomen Eli Filip Heckscher und Bertil Ohlin entwickelt. Diese auch als Heckscher-Ohlin-Theorem bekannte Theorie besagt, dass in einer Volkswirtschaft primär die Produktionsfaktoren genutzt werden, die in dem Land vorkommen. Zu den Produktionsfaktoren zählen z. B. Arbeit, Boden und Kapital.
In diesem Text lernst du die Faktorproportionentheorie kennen. Wir erklären dir, welche Annahmen bei dem Heckscher-Ohlin-Theorem getroffen werden und welche Schritte bei der Herleitung der Faktorproportionentheorie zu beachten sind. Nachdem du weißt, warum dieses Modell in der Kritik steht, informieren wir dich abschließend über die anderen Außenhandelstheorien. Um deinen Wissensstand zur Faktorproportionentheorie auf den aktuellen Stand zu bringen, beantwortest du nach dem Abschnitt einige Übungsfragen.
Synonym: Heckscher-Ohlin-Theorem
Was solltest du über die Faktorproportionentheorie wissen?
Eine Volkswirtschaft besteht, weil für die Herstellung von Gütern die folgenden vier Produktionsfaktoren genutzt werden:
- Boden
- Arbeit
- Kapital
- Wissen
Der Faktor Boden kann durch die Faktoren Umwelt oder natürliche Ressourcen ersetzt werden. Bei dem Kapital wird zwischen dem Sachkapital und dem Humankapital unterschieden.
Im Hinblick auf die Faktorproportionentheorie spielen insbesondere die Produktionsfaktoren Kapital und Arbeit eine wichtige Rolle. Heckscher und Ohlin sahen hierin die Stärken und Schwächen der einzelnen Volkswirtschaften. Sind viele Arbeitskräfte vorhanden, müssen die Unternehmen nur wenige Lohnkosten in ihre innerbetriebliche Kostenrechnung einkalkulieren. Diesen Zustand bezeichnen Heckscher und Ohlin als Land mit arbeitsintensiver Faktorausstattung. Anders sieht es aus, wenn das Land mit einem hohen Kapital ausgestattet ist. Hier sprechen die beiden schwedischen Nationalökonomen von einer kapitalintensiven Faktorausstattung.
Bei Anwendung der Faktorproportionentheorie geht man wie folgt vor: Verfügt die Volkswirtschaft eines Landes über viel Kapital, werden vorzugsweise die kapitalintensiven Güter in andere Länder exportiert. Sind in dem Land viele Arbeitskräfte vertreten, wird der Produktionsfaktor Arbeit für den Export in andere Länder genutzt.
Da die Volkswirtschaft in Deutschland zu den Bereichen gehört, die mit einem hohen Kapital ausgestattet sind, werden hier in der Regel Tätigkeiten verrichtet, die mit einem hohen Finanzbedarf verbunden sind.
Welche Annahmen werden bei der Faktorproportionentheorie getroffen?
Heckscher und Ohlin unterstellten in ihrem Theorem, dass es nur das Inland und ein weiteres Land (Ausland) gibt.
Damit die Theorie zutrifft, müssen die folgenden Annahmen getroffen werden:
- Gleiche Theorien
- Gleiche Präferenzen
- Gleiche Produktionsfaktoren
Auf der anderen Seite werden in der Faktorproportionentheorie auch Unterschiede zugelassen. Diese beziehen sich aber nur auf die Menge der verfügbaren Produktionsfaktoren Boden, Arbeit und Kapital.
Mit den Informationen, die Heckscher und Ohlin über die Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft erhielten, konnten sie ihr Theorem auf dem folgenden Weg herleiten:
- Die Faktoren Arbeit und Kapital werden miteinander kombiniert. Hierbei spielt der unterschiedliche Faktoreneinsatz eine wichtige Rolle.
- Für die hergestellten Güter werden die Preise ermittelt. Dabei wird auch der Wettbewerb mit dem Ausland einbezogen.
- Im dritten Schritt werden die Preise an das Lohn-Zinsniveau einer Volkswirtschaft angepasst. Je mehr Arbeit ein Unternehmen in die Herstellung investiert, desto teurer wird das Produkt auf dem Markt angeboten.
- Auf der Basis der vorhergehenden Informationen wird die Produktionsmenge ermittelt. Diese hängt aber auch von den verfügbaren Ressourcen ab.
- Die Faktorausstattung von Arbeit und Kapital wird an die Ressourcenausstattung angepasst.
- Um die Ressourcenausstattung zu optimieren, wird das Ausland einbezogen. Dieses soll die Produktion im eigenen Land mit seinen Exporten unterstützen.
- Können die Ressourcen aus dem Ausland zu einem günstigeren Preis bezogen werden, sinken auch die Verkaufspreise.
- Die Absenkung der Preise hat zur Folge, dass auch das Lohnniveau sinkt. Somit lässt sich aus dem Theorem von Heckscher und Ohlin ableiten, dass zwischen der Arbeit und dem Kapital ein enges Abhängigkeitsverhältnis besteht.
- In der Praxis bestehen viele Bedenken gegen das Theorem von Heckscher und Ohlin. Dies liegt u. a. auch daran, dass nicht alle verfügbaren Produktionsfaktoren in die Herleitung einbezogen wurden.
Warum steht die Faktorproportionentheorie in der Kritik?
Das Heckscher-Ohlin-Theorem wird von vielen Wissenschaftlern als kritisches Modell angesehen. Sie halten die Theorie für in der Praxis nicht anwendbar, weil sie sich nicht durch entsprechende Beweise stützen lässt. Diese Erkenntnis entdeckte der russisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Wassily Leontief als Erster.
Leontief überprüfte die Faktorproportionentheorie am Beispiel der Volkswirtschaft in den USA. Diese gehört zu den kapitalintensivsten Volkswirtschaften der Welt.
Bei Leontiefs Analyse kam heraus, dass die Exporte des Landes weniger kapitalintensiv waren als die Importe. Bei den arbeitsintensiven Produkten ermittelte der Wissenschaftler dagegen einen Exportüberschuss. Leontief fand auch schnell den Grund hierfür. Er kritisierte, dass Heckscher und Ohlin in ihrem Theorem das Humankapital vernachlässigt hatten.
Welche Außenhandelstheorien gibt es neben dem Heckscher-Ohlin-Theorem?
Die Außenhandelstheorien lassen sich in die folgenden drei Bereiche einteilen:
- Klassische Außenhandelstheorien
- Neoklassische Außenhandelstheorien
- Neue Außenhandelstheorien
Klassische Außenhandelstheorien
Bei den klassischen Außenhandelstheorien sind die Annahmen zum größten Teil identisch.
Zu den klassischen Außenhandelstheorien, die du kennen solltest, gehören die Theorie der absoluten Kostenvorteile und die Theorie der komparativen Kostenvorteile. Die Theorie der absoluten Kostenvorteile geht auf den britischen Ökonom Adam Smith zurück. Für die Theorie der komparativen Kostenvorteile ist der britische Wirtschaftswissenschaftler David Ricardo verantwortlich.
Die klassischen Außenhandelstheorien kennzeichnen sich insbesondere durch diese Thesen:
- Als einziger Produktionsfaktor ist in einer Volkswirtschaft die Arbeit vorhanden.
- Arbeitskosten und Produkte verhalten sich auf der gesamten Welt als homogen.
- Transportkosten oder Handelsbeschränkungen kommen in der klassischen Außenhandelstheorie nicht vor.
- Der Beschäftigungsgrad steht auf Vollbeschäftigung.
Neoklassische Außenhandelstheorien
Neoklassische Außenhandelstheorien bauen auf den klassischen Außenhandelstheorien auf. Hier verfügt eine Volkswirtschaft neben dem Produktionsfaktor Arbeit aber auch über ausreichend Kapital (kapitalintensive Faktorausstattung). Je nachdem, welcher Produktionsfaktor in einer Volkswirtschaft bestimmend ist, kann ein Handelsvorteil durchgesetzt werden. Hiervon profitiert die gesamte Volkswirtschaft eines Landes.
Neue Außenhandelstheorien
Neue Außenhandelstheorien verfolgen einen anderen Weg als ihre Vorgänger. Denn hier erkannte man, dass neben dem interindustriellen Handel auch ein intraindustrieller Handel stattfindet. Der Unterschied lässt sich an den folgenden zwei Beispielen erkennen:
Der intraindustrielle Handel fixiert sich dagegen auf eine einzige Industrie. Hier werden die Produkte aus einem Industriezweig international gehandelt.
Übungsfragen
#1. Welche Bezeichnung kannst du noch für die Faktorproportionentheorie verwenden?
#2. Wie ist die Faktorproportionentheorie wirtschaftlich einzuordnen?
#3. Welcher Produktionsfaktor spielt bei der Faktorproportionentheorie keine entscheidende Rolle?
#4. Welche Annahme spielt in dem Heckscher-Ohlin-Modell keine Rolle?
Ergebnisse
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