Die Kapitalbindungskosten sind die Kosten, die durch gebundenes Kapital entstehen. Dies bedeutet, dass die finanziellen Mittel des Unternehmens in den Vermögensgegenständen des Anlagevermögens und des Umlaufvermögens stecken. Für die Zeit der Kapitalbindung – auch als Kapitalbindungsdauer bekannt – muss das Unternehmen auf diese finanziellen Mittel verzichten.
In diesem Beitrag behandeln wir die Kapitalbindungskosten. Wir zeigen dir, was die Kosten der Kapitalbindung sind und wie sich diese ermitteln lassen. Hier erfährst du, welche Auswirkungen sich mit der Kapitalbindung für ein Unternehmen ergeben. Abschließend stellen wir dir einen Weg vor, wie sich die Kapitalbindungskosten senken lassen. Um deinen Wissensstand zu den Kapitalbindungskosten zu erweitern, kannst du nach dem Text einige Übungsfragen beantworten.
Englisch: capital commitment costs
Was solltest du über die Kapitalbindungskosten wissen?
Die Kapitalbindungskosten entstehen in einem Unternehmen, wenn Anschaffungen für das Anlagevermögen oder das Umlaufvermögen getätigt werden. Das Kapital des Unternehmens ist dann in den Vermögensgegenständen gebunden. Diese Vermögensgegenstände können z. B. eine Immobilie oder eine Produktionsmaschine sein.
Weil ein Betrieb nicht auf die Anschaffung von Vermögensgegenständen verzichten kann, lassen sich die Kapitalbindungskosten nicht vollständig eliminieren. Die Kapitalbindung sollte aber im Blick gehalten werden. Eine hohe Kapitalbindung ist mit höheren Zinsen verbunden. Eine geringe Kapitalbindung wird von dem Unternehmen dagegen eher positiv gewertet, weil das Unternehmen diese eher in liquide Mittel umwandeln kann.
Was bedeutet Kapitalbindung?
Bei der Kapitalbindung liegt das Kapital nicht in liquider Form vor. Für ein Unternehmen bedeutet dies, dass es für einen bestimmten Zeitraum über dieses Kapital nicht verfügen kann. Wie lang dieser Zeitraum ist, hängt von der Art des Vermögensgegenstandes und seiner Funktion für das Unternehmen ab.
Ein weiterer zusätzlicher negativer Effekt ergibt sich mit der Kapitalbindung dadurch, dass das Eigenkapital und das Fremdkapital in der Unternehmensbilanz verzinst werden müssen.
Eine hohe Kapitalbindung ist für das Unternehmen mit einem negativen Aspekt behaftet. Denn das in dem Betriebsvermögen gebundene Kapital führt dazu, dass das Unternehmen keine gute Liquidität hat.
Muss das Unternehmen bei einer schwierigen Liquidationslage zusätzliche finanzielle Mittel freimachen, verkauft es Vermögensgegenstände aus dem Anlagevermögen. Hiermit wird die Kapitalbindung aufgehoben.
Ist der Verkauf von Vermögensgegenständen aus dem Anlagevermögen nicht möglich – weil diese Vermögensgegenstände dringend benötigt werden – wäre es für das Unternehmen hilfreich, wenn es auf einen soliden Eigenkapitalstock zurückgreifen kann. Dies bedeutet, dass benötigtes Kapital freigesetzt wird. Die Kapitalfreisetzung gilt als Gegenteil der Kapitalbindung.
Wo findet die Kapitalbindung statt?
Die Kapitalbindung findet in den beiden folgenden Positionen der Bilanz statt:
- Anlagevermögen
- Umlaufvermögen
Anlagevermögen
Das Anlagevermögen kennzeichnet sich dadurch, dass es dem Geschäftsbetrieb des Unternehmens dauerhaft dienen soll. Zum Anlagevermögen gehören Immobilien, der Fuhrpark oder die Produktionsmaschinen.
An der Natur der Vermögensgegenstände wird auch die Kapitalbindung im Anlagevermögen ausgerichtet. Ein Unternehmen muss sich hier auf eine längere Kapitalbindung einrichten. Weil die Gegenstände für den Betrieb des Unternehmens benötigt werden, ist die Kapitalbindung aber unausweichlich. Dies macht sich auch bei der Gründung eines Unternehmens bemerkbar. Denn hier ist das Unternehmen gezwungen, hohe Investitionen zu tätigen, die sich sowohl auf das Anlagevermögen als auch auf das Umlaufvermögen beziehen.
Umlaufvermögen
Im Umlaufvermögen wirkt sich die Kapitalbindung weniger stark aus. Dies liegt daran, dass die Vermögensgegenstände im Umlaufvermögen nicht dazu bestimmt sind, dem Unternehmen dauerhaft zu dienen. Mit dem Verkauf wird benötigtes Kapital freigesetzt.
Auf der Passivseite wird ein Kapital gebunden. Die Kapitalbindung auf der Aktivseite wirkt sich aber auch hier aus, weil Eigenkapital und Fremdkapital bei der Durchführung von Investitionen verzinst werden.
Was ist die Kapitalbindungsdauer?
Mit der Kapitalbindungsdauer ermittelt ein Unternehmen die Zeitspanne, in der das im Anlagevermögen oder Umlaufvermögen gebundene Kapital nicht zur Verfügung steht. In dieser Zeitspanne kann das Unternehmen die finanziellen Mittel nicht nutzen, um neue Investitionen zu tätigen. Man muss warten, bis sich mit der getätigten Investition Einnahmen generieren lassen.
Während der Kapitalbindungsdauer tritt das Unternehmen quasi in Vorleistung. Diese wird ausgeglichen, wenn ein Kunde eine Rechnung bezahlt. Für ein Unternehmen ist es wichtig, die Kapitalbindungsdauer so gering wie möglich zu halten.
Dies gelingt z. B. mit den drei folgenden Maßnahmen:
- Outsourcing
- Lean Management
- Just-in-time-Produktion
Outsourcing
Outsourcing bedeutet, dass ein Unternehmen nicht alle Leistungen selbst erbringt. Bestimmte Aufgaben oder ganze Unternehmensteile werden an andere Dienstleister ausgelagert. Zu diesen Bereichen gehören beispielsweise die Produktion oder die Logistik. Kleinere Unternehmen lagern z. B. auch die laufende Buchhaltung an einen Steuerberater oder an ein Lohnbüro aus. Das Outsourcing bringt dem Unternehmen insbesondere den Vorteil, dass die Mitarbeiter sich auf ihre Kernaufgaben fokussieren können.
Lean Management
Das Lean Management ist mit einer schlanken Verwaltung des Unternehmens verbunden. Hier stehen die Kundenorientierung und die Vermeidung von Verschwendung im Vordergrund. Für die Durchführung des Lean Managements kann das Unternehmen auf eine Vielzahl von Methoden zurückgreifen. Hierzu gehören z. B. die 5S-Methode oder der PDCA-Zyklus.
Just-in-time-Produktion
Die Just-in-time-Produktion ist ein Verfahren, das besonders bei der Massenproduktion oder der Serienproduktion dafür sorgt, dass die Kapitalbindungsdauer reduziert wird. Ein Beispiel hierfür bietet die Automobilindustrie. Dort werden Rohstoffe und Leistungen erst zur Verfügung gestellt, wenn sie für einen bestimmten Produktionsabschnitt benötigt werden. Hierdurch wird der gesamte Beschaffungsprozess verkürzt und die Kapitalbindungsdauer reduziert.
Wie läuft die Ermittlung der Kapitalbindungskosten im Lager ab?
Im Lager eines Unternehmens findet ein Teil der Kapitalbindung statt. Um besser wirtschaften zu können, ist es für ein Unternehmen ratsam, die Kapitalbindungskosten zu ermitteln.
Dies geschieht mit der folgenden Formel:
Der Lagerzinssatz gehört zu den Lagerkennziffern. Er zeigt an, wie hoch der Zinsanteil für das im Lager gebundene Kapital ist. Für die Ermittlung wird der marktübliche Zins zugrunde gelegt. Ein weiterer Faktor ist die Zeit, die die Güter in dem Lager verbleiben.
Wie lassen sich die Kapitalbindungskosten senken?
Die Kapitalbindungskosten können z. B. durch die folgenden Maßnahmen gesenkt werden:
- Reduzierung des Lagerbestandes
- Verkürzung der Beschaffungszeiten
- Zahlungsziele mit den Kunden anpassen
Reduzierung des Lagerbestandes
Mit einer Reduzierung des Lagerbestandes können die Kapitalbindungskosten gesenkt werden. Dies funktioniert z. B. mit der Anwendung des just-in-time-Verfahrens. Die benötigten Rohstoffe werden nicht auf Lager gehalten. Sie werden erst dann beschafft, wenn sie im Rahmen der Produktion benötigt werden. Je weniger Kapital um Lager gebunden ist, desto geringer sind die Kosten, die das Unternehmen hierfür aufwenden muss.
Verkürzung der Beschaffungszeiten
Generell kann eine Senkung der Kapitalbindungskosten auch dadurch erreicht werden, dass die Beschaffungszeiten verkürzt werden. Dies erfordert auch eine bessere Abstimmung mit den Lieferanten. Je besser die Bedingungen für das eigene Unternehmen sind, desto weniger Waren befinden sich auf dem Lager. Dies wirkt sich auch auf die Kapitalbindungskosten aus.
Zahlungsziele mit den Kunden anpassen
Die Kapitalbindung im Umlaufvermögen schließt auch die Forderungen des Unternehmens ein. Kann der Forderungsbestand so gering wie möglich gehalten werden, geht die Kapitalbindung zurück. Für diese Möglichkeit der Kapitalfreisetzung ist es notwendig, dass das Unternehmen bestimmte Zahlungsziele mit den Kunden vereinbart.
Übungsfragen
#1. In welchem Bereich der Unternehmensbilanz gibt es keine Kapitalbindung?
#2. Welche Aussage zur Kapitalbindung ist korrekt?
#3. Was ist dem Unternehmen während der Kapitalbindungsdauer nicht möglich?
#4. Welche Maßnahme sollte ein Unternehmen nicht zur Reduzierung der Kapitalbindungsdauer ergreifen?
Ergebnisse
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen