Mit der Reziprozität entsteht zwischen zwei Menschen eine Wechselbeziehung. Auf die Unterstützung, die man selbst gegeben hat, hofft man auch. Hierdurch entsteht eine gegenseitige Verpflichtung, die nicht nur mit Vorteilen für beide Seiten verbunden sein kann.
In diesem Abschnitt behandeln wir die Reziprozität. Du erfährst, was sich hinter reziprokem Verhalten verbirgt, welche Arten der Reziprozität sich unterscheiden lassen und mit welchen Mitteln du sie umgehen kannst. Abschließend erklären wir dir, mit welchen Folgen eine fehlende Reziprozität verbunden sein kann. Um deinen Wissensstand zur Reziprozität auszubauen, kannst du nach diesem Text einige Übungsfragen beantworten.
Synonym: Gegenseitigkeit | Wechselseitigkeit
Warum solltest du mit dem Begriff Reziprozität bekannt sein?
Hinter der Reziprozität – dem Prinzip der Wechselseitigkeit oder der Gegenseitigkeit – verbirgt sich ein Motto, das am besten mit den Worten “Wie ich dir, so du mir” beschrieben werden kann.
Im Grunde ist mit dieser Aussage etwas Positives verbunden. Denn das Prinzip der Wechselseitigkeit zielt darauf ab, dass du von einem anderen Menschen einen Gefallen einfordern kannst, wenn du in einer anderen Sache Unterstützung geleistet hast.
Der Nachteil der Reziprozität wird dann sichtbar, wenn sich auf der einen Seite negative Emotionen einstellen, die das Schuldgefühl auslösen, die gute Tat des einen mit einer Gefälligkeit zu erwidern.
Die Reziprozität spielt nicht nur in unserem privaten Umfeld eine große Rolle. Sie lässt sich ebenso auf Beziehungen am Arbeitsplatz, unter Geschäftspartnern oder auf das Verhältnis Verkäufer/Dienstleister und Kunde übertragen. Hier wendet die eine Seite das reziproke Verhalten an, um die andere Seite von den Vorzügen eines Produkts oder einer Dienstleistung zu überzeugen.
Welche Arten von Reziprozität können unterschieden werden?
Die folgenden vier Arten der Reziprozität können unterschieden werden:
- Direkte Reziprozität
- Generalisierte Reziprozität
- Perspektivische Reziprozität
- Positionierte Reziprozität
Direkte Reziprozität
Die direkte Reziprozität funktioniert wie ein Tausch. Hierbei kommt es zu der Wechselbeziehung zweier Partner, bei der die eine Seite etwas gibt und im direkten Gegenzug – quasi als Bezahlung – von der anderen Seite eine Gegenleistung erhält, die auch in einem Gefallen bestehen kann.
Die direkte Reziprozität geht auf eine Studie des Forschers Bronislaw Malinkowski zurück, die dieser Anfang des 20. Jahrhunderts auf einer Südseeinsel durchführte. Dabei beobachtete er das Tauschverhalten der Insulaner untereinander. Hierbei kam er zu der Erkenntnis, dass bei jedem Handel das Prinzip der Wechselseitigkeit zum Tragen kam.
Generalisierte Reziprozität
Die generalisierte Reziprozität kennzeichnet sich dadurch, dass der Ausgleich der einen Handlung erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet. Die generalisierte Reziprozität zeigt sich am besten an der Eltern-Kind-Beziehung. Weil die Kinder in jungen Jahren – z. B. finanziell – von ihren Eltern unterstützt wurden, fühlen sie sich später in der Pflicht, die ihrerseits zu unterstützen.
Perspektivische Reziprozität
Wer perspektivisch reziprok handelt, besitzt die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen. Dadurch, dass er sich besser in die Situation des anderen versetzen kann, weiß er, welche Hilfe wirklich benötigt wird. Dies nutzt er, wenn er seine Ausgleichshandlung ausführt.
Positionierte Reziprozität
Die positionierte Reziprozität setzt voraus, dass beide Seiten eine bestimmte Rolle einnehmen. So entsteht reziprokes Verhalten z. B. in einer Freundschaft oder wenn die Parteien die Stellung von Arbeitgeber und Arbeitnehmer einnehmen.
Wie kannst du das Reziprozitätsprinzip umgehen?
Da die Anwendung des Reziprozitätsprinzips auf der einen Seite auch Schuldgefühle auslösen kann, versuchen viele, die Reziprozität zu umgehen. Hierzu hilft es, dass man sich immer wieder darüber bewusst wird, dass es das Reziprozitätsprinzip gibt und dieses durch das eigene Verhalten beeinflusst werden kann. Nimmst du nicht jeden Gefallen an, stehst du auch nicht in der Verpflichtung, diesen erwidern zu müssen. Dieses Ziel erreichst du, dadurch, dass du selbstsicher auftrittst und zunächst nach einer eigenen Lösung suchst. Bist du hierbei nicht erfolgreich, kannst du andere Menschen immer noch darum bitten, dir einen Gefallen zu tun.
Was kann eine fehlende Reziprozität bewirken?
Fehlende Reziprozität bedeutet, dass das Gegenseitigkeitsprinzip missachtet wird, weil es zu keiner Ausgleichshandlung kommt. Hierunter leiden insbesondere Menschen mit einem Helfersyndrom, die immer wieder darauf hoffen, dass die andere Seite ihnen auch einen Gefallen tut. Im schlimmsten Fall endet dies mit einem Burnout oder in einer Depression.
Übungsfragen
#1. Welches Prinzip wird mit dem Begriff “Reziprozität” umgesetzt?
#2. In welchen Bereichen kann reziprokes Verhalten eine Rolle spielen?
#3. Wodurch unterscheidet sich die generalisierte Reziprozität von einem direkten reproktivem Verhalten?
#4. Was kann Folge einer fehlenden Reziprozität sein?
Ergebnisse
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