Mit dem Business Process Reengineering (kurz BPR) wandelt sich ein Unternehmen vom funktionalen zum prozessorientierten Denken. Der Umdenkungsprozess betrifft die radikale Neugestaltung aller Geschäftsprozesse. Im Vordergrund stehen die Senkung der Kosten und die Steigerung der Qualität. Mit dem BPR soll darüber hinaus der Kundenservice verbessert werden.

In dieser Lektion behandeln wir das Thema Business Process Reengineering. Wir zeigen dir, was BPR für ein Unternehmen bedeutet und welche Phasen der Prozess durchlaufen muss. Nach der Vorstellung eines Praxisbeispiels erfährst du, wie BPR erfolgreich in einem Unternehmen eingesetzt werden kann und mit welchen Vor- und Nachteilen es verbunden ist. Zur Vertiefung deines Wissens kannst du nach dem Text einige Übungsfragen beantworten.
Abkürzung: BPR
Was bedeutet Business Process Reengineering für ein Unternehmen?
Das Business Process Reengineering wurde in den 1990er Jahren von den beiden Wirtschaftswissenschaftlern Michael Hammer und James Champy entwickelt. Das Modell soll einen grundlegenden Wandel bei allen geschäftlichen Prozessen herbeiführen. Die Motive für den Einsatz von BPR sind sehr vielfältig.
Neben einer Senkung der betrieblichen Kosten haben die Unternehmen die folgenden Motive:
- Der Wettbewerbsdruck wird eingeschränkt. Dies wirkt sich positiv auf die Motivation der Belegschaft aus.
- Mit BPR lässt sich die Kundenzufriedenheit verbessern, weil besser auf Kundenforderungen eingegangen wird.
- Produkte und Dienstleistungen werden qualitativ verbessert. Dadurch wird das Unternehmen wettbewerbsfähiger.
Die Funktionsweise des Business Process Reengineering
BPR ist ein Prozess, der sich in den folgenden vier Phasen vollzieht.
Die Phasen des Business Process Reengineering sind:
- Renewing
- Revitalizing
- Reframing
- Restructuring
Renewing (Erneuerungsprozess)
Zunächst müssen die Prozesse so aufgenommen werden, wie sie vor dem BPR organisiert und abgelaufen sind. Nach einer genauen Analyse der Ablauforganisation werden die Kerngeschäftsprozesse neu festgelegt.
Außerdem muss in diesem Stadium des Umdenkungsprozesses ermittelt werden, wie weit die Bereitschaft der Mitarbeiter für die Änderung reicht. Anschließend werden die Mitarbeiter mit einer Schulung auf den Umstrukturierungsprozess vorbereitet.
Revitaizing (Revitalsierung)
Das Unternehmen nutzt die quantitativen und die qualitativen Daten, um die Geschäftsprozesse zu bewerten. Im Rahmen des Benchmarkings vergleicht das Unternehmen die externen und die internen Kennzahlen, die für die Analyse des BPR relevant sind. Die Ergebnisse werden für die Neugestaltung genutzt.
Reframing (Einstellungsänderungen)
Die Entwicklung neuer Geschäftsprozesse wird generiert, indem die bestehenden Prozesse und Teilprozesse in ein Prozessmodell eingefügt werden. Anschließend wird der Ablauf des Prozessmodells simuliert. Die bis dahin herrschende Denkweise wird abgelegt. Gleichzeitig werden neue Zuständigkeiten festgelegt.
Restructuring (Restrukturierung)
Die Restrukturierungsphase beginnt mit der Erstellung des Umsetzungsplans. Anschließend werden die veränderten Maßnahmen in den realen Arbeitsablauf eingesetzt. Zudem wird kontrolliert, inwieweit eine Wiederholung des Business Process Reengineering erforderlich ist.
Ein Praxisbeispiel zum Business Process Reengineering
Ein großer Konzern möchte mit Unterstützung der Maßnahmen des BPR eine radikale Neugestaltung aller Geschäftsprozesse erzielen. Zunächst wird der Ist-Zustand des Unternehmens aufgenommen. Davon sind nicht nur die Abläufe in der Produktion betroffen, sondern auch alle anderen Geschäftsprozesse.
Neben einer Kontrolle der bisherigen Ablauforganisation ermittelt das Unternehmen wie die Belegschaft zu den Umstrukturierungsmaßnahmen steht. Für die Unternehmensführung ist diese Information sehr wertvoll, dass die Neugestaltung nur funktionieren kann, wenn sie von allen Mitarbeitern getragen wird.
Nach einer Analyse der einzelnen Geschäftsprozesse werden diese neu entwickelt. Dabei sollen vorrangig Schwachstellen vermieden und Stärken besser genutzt werden.
Im nächsten Schritt erstellt der Konzern den Umsetzungsplan und integriert die Vorgaben in die bestehenden Geschäftsprozesse.
Schließlich wird die Entwicklung kontrolliert und geprüft, ob die Maßnahmen zielführend sind. Ist dies nicht der Fall, muss des BPR eventuell erneut durchgeführt werden.
Wie führt das BPR zum unternehmerischen Erfolg?
Das Business Process Reengineering führt zum Erfolg, wenn die Vorgaben erfüllt werden. Hierfür muss die Unternehmensführung zunächst konkrete Ziele ausgeben. Die Mitarbeiter müssen informiert und gegebenenfalls von den Maßnahmen überzeugt werden.
Die Kunden des Unternehmens spielen eine wichtige Rolle. Deren Bedürfnisse müssen genauestens analysiert werden. So werden aus Interessenten neue Kunden gemacht. Diese gilt es zu halten, indem ihre Wünsche ständig ermittelt werden.
Vor dem Ernstfall sollte die Unternehmensführung erste Erfahrungen in einem Pilotprojekt sammeln. Außerdem muss für die Durchführung eine Zeitspanne von mindestens achtzehn Monaten einkalkuliert werden.
Vorteile und Nachteile
Unternehmen, die eine innerbetriebliche Umorganisation mit Unterstützung des BPR einleiten, können von Vorteilen profitieren. Sie müssen aber auch Nachteile einkalkulieren.
- Das BPR erzeugt eine hohe Wirksamkeit. Neben einer Identifizierung der Kernfunktionen werden auch ineffiziente Funktionen schneller erkannt.
- Bei den Geschäftsprozessen werden neue Kommunikations- und Informationsprozesse verwendet. Nach den Maßnahmen ist das Unternehmen auf dem neuesten Stand.
- Kosten und Durchlaufzeiten werden gesenkt. Dies hat keinen negativen Einfluss auf die Qualität.
- Schnittstellenprobleme treten seltener auf, weil sich die Prozessstruktur von einer funktionalen Denkweise in eine prozessorientierte Struktur wandelt.
- Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Einführung neuer Maßnahmen auf Kosten funktionierender Strukturen erfolgt.
- Umfassende Personalentlassungen sind häufig die Folge eines BPR.
- Die Maßnahmen ziehen sich über eine längere Zeitspanne. Die ersten Erfolge können oft erst viel später verbucht werden.
- Das BPR ist nicht für jedes Unternehmen die Ideallösung.
Übungsfragen
#1. Welches Ziel verfolgt das Business Process Reengineering?
#2. Was findet im Rahmen eines Business Process Reengineering nicht statt?
#3. Was sollte vor dem Prozess der Neustrukturierung stattfinden?
#4. Hat das BPR Auswirkungen auf die Belegschaft eines Unternehmens?
Ergebnisse
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