Die Prinzipal-Agent-Theorie beschreibt wirtschaftliche Beziehungen von Vertragsparteien, bei denen eine von beiden Seiten einen Informationsvorsprung gegenüber der anderen Seite besitzt. Durch diese ungleich verteilten Informationen kann es zu ineffizientem oder opportunistischem Verhalten kommen, welches zu einem Versagen des Marktes führen kann.
Du erfährst in diesem Abschnitt alles Wissenswerte zur Prinzipal-Agent-Theorie und kannst anschließend dein Wissen mithilfe unser Übungsaufgaben überprüfen.
Was ist die Prinzipal-Agent-Theorie?
Die Prinzipal-Agent-Theorie basiert auf dem Prinzipal-Agent-Modell. Dieses erklärt, wie sich wirtschaftliche Beziehungen zwischen zwei Vertragsparteien verhalten, wenn eine ungleiche Verteilung der Informationen auf beiden Seiten vorliegt.
- erteilt dem Agenten einen Auftrag
- verfügt über weniger Informationen als der Agent
- braucht den Agenten zur Ausführung des Auftrags
- Auftragnehmer des Prinzipals zur Erbringung einer Leistung
- verfügt über einen besseren Informationsstand als der Prinzipal
- Erwartet vom Prinzipal eine Entlohnung
Sowohl der Prinzipal als auch der Agent sind bestrebt ihren eigenen wirtschaftlichen Nutzen zu maximieren. Aufgrund der ungleichen Verteilung der Informationen entstehen allerdings Ineffizienzen, die zu einem Versagen des Marktes führen können. Für die aus der Ungleichverteilung der Informationen folgenden Probleme bietet die Prinzipal-Agent-Theorie Lösungsansätze, um ein Versagen des Marktes zu verhindern.
Die Prinzipal-Agent-Theorie ist ein Teilbereich der Agency Theorie, welche auch in der Sozial- und Politikwissenschaft angewandt wird. Die Prinzipal-Agent-Theorie geht davon aus, dass die Interessen des Prinzipals und des Agenten nicht komplett übereinstimmen, da jeder seinen eigenen Nutzen maximieren will.
Dieser kann die Arbeit des Agenten nicht beurteilen. Sein maximaler Nutzen liegt darin, dass er am Ende einen funktionierenden Computer zu einem möglichst günstigen Preis bekommt. Der IT-Spezialist weiß um seinen Wissensvorsprung gegenüber Herr Meier. Diesen könnte er ausnutzen, um seinen Nutzen (einen möglichst hohen Preis) zu maximieren.
Warum ist die Prinzipal-Agent-Theorie wichtig?
Die Prinzipal-Agent-Theorie erklärt, dass es aufgrund von asymmetrisch verteilter Informationen zu opportunistischem Handeln kommen kann. Dies bedeutet, dass der Informationsvorteil des Agenten auf Kosten des Prinzipals dazu ausgenutzt wird, den eigenen Nutzen zu optimieren. Die ungleiche Verteilung der Informationen kann dadurch in einem weniger optimalen Ergebnis bis hin zu einem Versagen des Marktes enden.
Die Auswirkungen der Informationsasymmetrien kann man in drei Gruppen unterteilen:
- Adverse Selektion: negative Risikoauslese, die vor dem Vertragsabschluss durch versteckte Charakteristika (Hidden Characteristics) entstehen kann.
- Moral Hazard: moralisches Risiko, welches nach Vertragsabschluss durch versteckte Informationen (Hidden information) oder versteckte Handlungen (Hidden actions) entstehen kann
- Hold-Up: Wortbruch nach Abschluss eines Vertrages, da Ziele und Beweggründe der einzelnen Vertragsparteien vor Vertragsschluss verschwiegen wurden (Hidden intensions)
Die Prinzipal-Agent-Theorie dient der Beschreibung solcher Phänomene und deren Auswirkungen und soll Lösungsmöglichkeiten dafür bieten.
Arten von asymmetrischen Informationen
Die beste Lösung für beide Vertragsparteien ist nur im Falle gleich verteilter Informationen möglich. Da dies selten der Fall ist, kann das Prinzipal-Agent-Problem durch folgende Arten von asymmetrisch verteilten Informationen entstehen:
- Nur der Agent verfügt über genaue Informationen zu den Qualitäten und Eigenschaften des zu verkaufenden Produkts.
- Der Agent könnte diese Informationen dem Prinzipal vor Vertragsschluss verschweigen, um seinen eigenen Nutzen (Gewinn) zu erhöhen.
- Der Prinzipal kann die Handlungen nach Vertragsschluss zwar beobachten, deren Qualität allerdings nicht beurteilen.
- Diesen Wissensvorsprung kann der Agent ausnutzen, um durch opportunistisches Verhalten seinen eigenen Nutzen zu maximieren.
- Der Prinzipal kann die Handlungen des Agenten nach Vertragsabschluss nicht beobachten oder kontrollieren.
- Der Agent könnte diese Tatsache durch opportunistisches Verhalten ausnutzen, um seinen Nutzen auf Kosten des Prinzipals zu erhöhen.
- Eine der beiden Vertragsparteien verschweigt der anderen seine genauen Absichten über das zu tätigende Geschäft.
- Es kommt im Laufe der Geschäftsbeziehung zu einem Hold-Up-Problem.
- Hidden Characteristics:
Zu Beginn eines Arbeitsverhältnisses weiß der Arbeitgeber nur sehr wenig über die tatsächlichen Fähigkeiten eines neuen Arbeitnehmers. Der Bewerber ist in der Rolle des Agent, da er einen Informationsvorsprung gegenüber dem Arbeitgeber (Prinzipal) besitzt. Der Bewerber könnte Qualifikationen und Fähigkeiten angeben, die er gar nicht besitzt, um seine Chancen auf eine Einstellung oder sein Einstiegsgehalt zu erhöhen.
- Hidden Actions:
Nach Einstellung eines neuen Arbeitnehmers kann der Arbeitgeber die Handlungen des Arbeitnehmers nicht beobachten bzw. kontrollieren (bspw. wenn der Arbeitgeber nicht ständig anwesend ist). Es besteht also das moralische Risiko, dass der Arbeitnehmer nicht mit voller Leistung arbeitet sondern stattdessen beispielsweise den halben Tag privat in sozialen Netzwerken verbringt.
- Hidden Information:
Der neue Arbeitnehmer kommt aus dem Ausland und kennt sich mit dem deutschen Arbeitsrecht nicht aus. Der Arbeitnehmer (in diesem Fall Prinzipal) kann die Handlungen des Arbeitgebers (Agent) zwar beobachten, aber aufgrund fehlender Informationen nicht bewerten. Beispielsweise beobachtet der Agent zwar das er bezahlt wird, aufgrund fehlender Informationen zum Mindestlohn kann er allerdings nicht beurteilen, ob die Bezahlung den gesetzlichen Regelungen entspricht.
Wie können die Probleme der Prinzipal-Agent-Theorie gelöst werden?
Die auftretenden Probleme aus der Prinzipal-Agent-Theorie können durch gewisse Maßnahmen gelöst bzw. eingedämmt werden. Durch die Beseitigung der fehlenden Informationen auf der jeweiligen Vertragsseite wird der Anreiz zu opportunistischem Verhalten minimiert.
Die dafür entstehenden Kosten werden in der Prinzipal-Agent-Theorie als Agenturkosten bezeichnet. Dies können beispielsweise die Kosten für die Einrichtung von Zeiterfassungssystemen zur Überwachung der Arbeitnehmer sein.
Um die Wirtschaftlichkeit der Beseitigung der Informationsmängel beurteilen zu können, werden die Agenturkosten dem Wohlfahrtsverlust gegenübergestellt. Dieser besteht aus der Differenz zwischen dem bestmöglich erreichbaren Zustand bei völliger Informationsgleichheit und dem aktuellen Zustand, der aufgrund der ungleichen Informationen entsteht. Übersteigen die Agenturkosten dabei den Wohlfahrtsverlust, ist die Maßnahme zum Ausgleich des Informationsdefizits nicht wirtschaftlich sinnvoll
Als effiziente Lösungen für die aus Informationsdefiziten entstehenden Probleme gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:
- Informationsweitergabe durch positives Signalling
- Informationseinholung durch Screening
- Informationseinforderung und -kontrolle durch Bonding
- Informationsüberwachung durch Monitoring
- Ausgleich von Interessensdifferenzen durch Schaffung Anreizsystemen und Incentives
Vorteile und Nachteile der Prinzipal-Agent-Theorie
- Mit der Prinzipal-Agent-Theorie können wirtschaftliche Vertragsbeziehungen unter dem Einfluss ungleicher Informationsverteilung erklärt und verstanden werden.
- Die Prinzipal-Agent-Theorie bietet Lösungsmöglichkeiten für die Probleme, die sich aus asymmetrisch verteilten Informationen ergeben.
- Die Prinzipal-Agent-Theorie geht von einem grundsätzlichen Hang zu opportunistischem Verhalten der Vertragspartei mit dem Wissensvorsprung aus.
- Langfristige Entwicklungen werden nicht berücksichtigt, beispielsweise bisher gemachte Erfahrungen aus früheren Geschäftsbeziehungen oder das Interesse beider Parteien an einer fairen und langfristigen Partnerschaft.
Übungsfragen
#1. Was besagt die Prinzipal-Agent-Theorie?
#2. Welche Arten von asymmetrischen Informationen können innerhalb der Prinzipal-Agent-Theorie auftreten?
#3. Die Auswirkungen von asymmetrischer Informationsverteilung können sich zeigen in:
#4. “Die Prinzipal-Agent-Theorie bietet Lösungsansätze für die durch asymmetrisch verteilte Informationen auftretenden Probleme” – Diese Aussage ist:
#5. Wodurch kann opportunistisches Verhalten ungewollt gefördert werden?
Ergebnisse
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