Prokrastinieren ist ein menschliches Verhalten, das sich dadurch kennzeichnet, dass unangenehme Aufgaben auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Mit dem Prokrastinieren ist sowohl das Aufschieben von Tätigkeiten als auch das grundsätzliche Nicht-Erledigen von Aufgaben verbunden. Wer die Symptome bei sich erkennt, muss geeignete Maßnahmen finden, um seine “Aufschieberitis” zu überwinden.
In diesem Abschnitt behandeln wir die Prokrastination. Du erfährst hier, was genau dahintersteckt und auf welchen Ursachen das Prokrastinieren beruht. Wir zeigen dir auch, was das Gegenteil einer Prokrastination ist. Anschließend erklären wir dir, an welchen Symptomen du das Prokrastinieren erkennst und mit welchen Maßnahmen du es überwinden kannst. Damit du dich tiefer mit dem Thema Prokrastinieren auseinandersetzen kannst, beantwortest du nach dem Beitrag einige Übungsaufgaben.
- Synonym: Aufschieberitis
- Gegenteil: Präkrastination
Was bedeutet Prokrastinieren?
Wenn du Tätigkeiten verschiebst oder Aufgaben nicht erledigst, obwohl du dir dies fest vorgenommen hast, prokrastnierst du. Prokrastinieren bedeutet, dass du absichtlich Gründe erfindest, um eine Sache nicht erledigen zu müssen.
Der Begriff kommt von dem lateinischen Wort “procrastinare“, das so viel wie “verschieben” oder “aufschieben” bedeutet. Anstatt die eigentliche Aufgabe zu erledigen, wie dem Schreiben der bald fälligen Hausarbeit, widmet man sich dem Aufräumen des Schreibtischs, einem ausführlichen Wohnungsputz – oder schlicht der nächsten Folge der Lieblingsserie.
Das Prokrastinieren wird zu ernsten Angelegenheit, wenn z. B. eine panische Angststörung der Auslöser hierfür ist.
Auf welchen Ursachen beruht das Prokrastinieren?
Suchst du nach den Ursachen einer Prokrastination, lassen sich einige grundlegende Typen von Aufschiebern unterscheiden.
Diese Typen sind:
- Der Aufräumer
- Der Hysteriker
- Der Verzettler
- Der Süchtige
- Der Auflister
- Der Ängstliche
Der Aufräumer
Der Aufräumer räumt auf, bevor er sich ans Werk macht. Dies gilt erst recht, wenn ihm für die Erledigung einer Aufgabe ein Termin gesetzt wurde. Er weiß nicht, wo er anfangen soll. Deshalb schafft er zunächst Ordnung und möchte sich so vermeintlich eine Grundlage für konzentriertes Arbeiten schaffen.
Besser wäre es jedoch, wenn er jede ihm getsellte Aufgabe in kleine Schritten unterteilt und diese nach und nach abarbeitet. Ist er in diesem Flow, wird ihm die Arbeit insgesamt leichter fallen. Kleinere Aufgabenpakete fördern das gezielte Abarbeiten und führen zu kleinen Erfolgen, die zum Weitermachen motivieren.
Der Hysteriker
Der Hysteriker lässt es zunächst langsam angehen, schließlich liegt die Frist noch in weiter Ferne. Doch je näher der Termin für die Fertigstellung einer Aufgabe rückt, desto hysterischer wird er. Plötzlich muss alles schnell gehen. Das kann zu durchgearbeiteten Nächten, Überstunden oder sogar fehlenden Ergebnissen und verpassten Deadlines führen.
Dieses ineffektive Zeitmanagement kann dadurch beseitigt werden, dass zunächst die dringendsten Aufgaben erledigt werden. So verhindert der Hysteriker, dass ihn das Nachdenken über die unangenehmen Tätigkeiten bei der Erledigung der anderen Aufgaben behindert.
Der Verzettler
Der Verzettler liebt es, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen. Dass er hierbei schnell den Überblick verliert, ist eine logische Folge seines Tuns. Tritt bei der Erledigung einer Aufgabe ein Problem auf, fängt der Verzettler lieber eine andere Aufgabe an, als dieses eine Problem zu lösen. So können sich am Ende im ungünstigsten Fall mehrere unfertige Aufgaben stapeln.
Besser kommt der Verzettler voran, wenn er sich Hilfe von außen holt und mit dem Blick eines anderen eine neue Perspektive bekommt. Häufig ist die zu erledigende Aufgabe dann gar nicht mehr so schwer.
Der Süchtige
Der Süchtige kann nicht abschalten. Er denkt fortwährend daran, seine Aufgaben zu erledigen. Alles muss sofort und vollständig erledigt werden, halbfertige Aufgaben oder Notizen und Ideen zu kommenden Themen lässt er nicht zu. Dies ist aber weniger zielführend, als wenn der Süchtige sich zwischen der Erledigung der einzelnen Aufgaben Zeit lässt und sich etwas ganz anderem zuwendet. Schließlich können die Ergebnisse leiden, wenn das Durcharbeiten zu mangelnder Konzentration führt, oder später gewonnene Erkenntnisse nicht mehr einbezogen werden.
Der Auflister
Der Auflister erstellt zunächst eine “To-do-Liste”, in der er alle Aufgaben unterbringt, die er erledigen muss. Seine Zufriedenheit macht sich dann bemerkbar, wenn er eine erledigte Aufgabe abhaken kann. Produktiv ist dies allerdings nicht, weil auf der Liste auch alle nebensächlichen Tätigkeiten vermerkt sind. Vorteilhafter wäre es für den Auflister, wenn er sich zunächst der Aufgabe widmet, die er für sich als am unangenehmsten empfindet. Hat er diese Tätigkeit erledigt, fällt ihm der Rest der Arbeit leichter.
Der Ängstliche
Der Ängstliche könnte eigentlich mit der Arbeit beginnen – wenn er keine Angst vor dem Versagen hätte. Was, wenn das Ergebnis nicht gut genug wird? Was, wenn ich gar nicht rechtzeitig fertigwerde? Was, wenn …? Die Gründe für das Nicht-Erledigen können kreativ sein.
Diesem Prokrastinierer kann es helfen, einfach anzufangen. Dem ängstlichen Typ könnte eine To-do-Liste sogar helfen, um überhaupt zu starten und das Projekt anzugehen.
Was ist das Gegenteil einer Prokrastination?
Das Gegenteil von Prokrastination ist Präkrastination. Dies bedeutet, dass alles sofort erledigt werden muss. Die gravierendste Folge, die der Präkrastinierer in Kauf nehmen muss, ist eine permanente Stresssituation, die im schlimmsten Fall in einer Depression oder einem Burn-out enden kann.
Das Positive einer Präkrastination ist, dass alle anstehenden Aufgaben sofort erledigt werden. Ein Arbeitgeber kann sich keinen besseren Mitarbeiter wünschen. Die Arbeit wird nicht nur komplett erledigt, auch der Faktor Zeit wird von einem Präkrastinierer berücksichtigt, weil alle Tätigkeiten überpünktlich fertiggestellt werden. Oft ist ein ausreichend großer Puffer bis zur Deadline vorhanden, in der der Präkrastinierer sich weiteren fälligen Aufgaben widmen kann.
Doch dieser Erledigungszwang bringt auch Nachteile mit sich. Denn bei der Erledigung seiner Aufgaben gerät der Präkastinierer zunehmend unter Stress, weil die Liste mit den zu erledigenden Aufgaben immer länger wird. Schließlich schafft er ja viel und übernimmt häufig mehr Tätigkeiten als seine Kollegen, kann vielleicht sogar schlecht Aufgaben abgeben oder delegieren. Zu guter Letzt weiß der Präkrastinierer nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Deshalb ist eine Präkrastination ebenso wenig erstrebenswert wie eine Prokrastination. Die goldene Mitte zu finden, ist je nach Persönlichkeitstyp, gar nicht so einfach.
An welchen Symptomen kannst du eine Prokrastination erkennen?
Stellst du die folgenden Symptome an dir fest, kann es sein, dass du an einer Aufschieberitis landest:
- Du definierst für dich unrealistische Ziele.
- Deine Tagesplanung ist komplett unstrukturiert.
- Dein Zeitmanagement stimmt mit der Zeit, die die für die Erledigung bestimmter Aufgaben zur Verfügung steht, nicht überein.
- Du setzt dir die falschen Prioritäten.
- Du lässt dich häufig ablenken und unterbrichst deine Tätigkeit öfter.
- Du legst für die Erledigung deiner Tätigkeit keine eindeutigen Deadlines fest.
- Du hast Angst davor, etwas schlecht zu erledigen (und machst es dann lieber gar nicht).
Wie kannst du eine Prokrastination überwinden?
Prokrastination kann überwunden werden, wenn du deine Verhaltensweisen überdenkst und gegebenenfalls änderst. Manchmal reichen schon kleine Anpassungen in der Arbeitsweise oder Arbeitsumgebung, um besser und zielgerichteter an Aufgaben herantreten zu können.
Mit den folgenden Maßnahmen kannst du der Aufschieberitis erfolgreich begegnen:
- Verschaffe dir einen detaillierten Überblick
- Mach dir das Salami-Prinzip zunutze
- Riskiere den Mut zur Lücke
- Sorge für Ordnung
- Vermeide Ablenkung und erhöhe deine Konzentration

Verschaffe dir einen detaillierten Überblick
Hast du einen Berg Arbeit vor dir liegen, verschaffst du dir am besten zunächst einen detaillierten Überblick. Im besten Fall differenzierst du die Aufgaben nach der A-B-C-Analyse. Dies bedeutet, dass du die Aufgaben nach wichtigen Tätigkeiten, weniger wichtigen und unwichtigen Tätigkeiten sortierst.
Die wichtigsten Tätigkeiten erledigst du sofort. Die weniger wichtigen Tätigkeiten erledigst du um Laufe des Tages. Die unwichtigen Tätigkeiten kannst du notfalls auch noch bis zum anderen Tag liegenlassen.
Bei umfangreicheren Projekten kannst du Aufgaben auch längerfristig erledigen oder in Unteraufgaben unterteilen, – mehr dazu im nächsten Punkt.
Mach dir das Salami-Prinzip zunutze
Wendest du das Salami-Prinzip – auch als Salami-Taktik bekannt – an, teilst du eine größere Aufgabe in mehrere kleine Aufgaben ein. Du motivierst dich dadurch, dass du nicht eine große Aufgabe erledigen musst, die wie ein Berg vor dir liegt. Stattdessen hast du Tätigkeiten vor dir, die für dich besser überschaubar sind und nicht so viel Zeit in Anspruch nehmen. Das ist vergleichbar mit der nächsten Kurve bei deinem Aufstieg. Jede kleine erledigte Aufgabe ist bereits ein Erfolg und ein Schritt zum Ergebnis.
Riskiere den Mut zur Lücke
Nimm dir nicht vor, jede Aufgabe perfekt zu erledigen. Denn dies wirkt sich negativ auf deine Motivation aus. Versuche stattdessen, jede Aufgabe so gut wie möglich zu erledigen. Damit setzt du in dir die notwendige Energie frei, um die Aufgabe zu erledigen.
Du kannst auch später noch einmal auf Aufgaben zurückkommen und sie anhand neu gewonnener Erkenntnisse verbessern. Gerade bei Hausarbeiten oder anderen Projekten mit großzügigen Fristen ist es ohnehin sinnvoll, sich alles noch einmal kritisch anzuschauen. Besser ist es aber, überhaupt ein Ergebnis zu haben, als gar keines.
Sorge für Ordnung
Bevor du eine neue Aufgabe anfängst, schaffe Ordnung in deinem Arbeitsbereich. Auf deinem Schreibtisch liegen nur die Dinge, die du für die Erledigung dieser Aufgabe benötigst. Andere Dinge würden dich durch Ablenkung nur daran hindern, die zu erledigende Tätigkeit auszuführen.
So kommst du auch nicht in Versuchung, die Arbeit durch vorheriges (oder andauerndes) Aufräumen aufzuschieben.
Vermeide Ablenkung und erhöhe deine Konzentration
Konzentriere dich auf die Aufgabe, die du als Nächstes zu erledigen hast. Brauchst du z. B. dein Smartphone nicht, um die Aufgabe zu erledigen, platziere es an einem Ort, an dem es dich nicht stören kann. Je weniger Ablenker du in deiner Nähe hast, desto besser kannst du dich mit der Tätigkeit beschäftigen, die du gerade zu erledigen hast.
Zusammenfassung
Prokrastination ist für die Leute, die daran “leiden” wirklich unangenehm. Nicht nur fühlen sie sich selbst schlecht, weil sie die eigentliche Aufgabe nicht (vollständig) erledigen, sondern immer wieder Ausreden finden, sondern auch Kollegen oder Vorgesetzte könnten feststellen, dass die Arbeitsergebnisse nicht fristgerecht oder in gewünschter Qualität bereitstehen.
Wenn du dich also manchmal oder regelmäßig in den obigen Beschreibungen wiederfindest, solltest du dir Taktiken überlegen, um Tätigkeiten gezielt anzugehen und dir so Freiräume für alle anderen Dinge zu schaffen, die du ansonsten vorschiebst. Nach einem produktiven Tag fühlt sich nämlich auch die zweite Folge der Lieblingsserie nicht wie Ablenkung, sondern wie Belohnung an.
Übungsaufgabe
#1. Welche Maßnahme eignet sich weniger zur Überwindung einer Prokrastination?
#2. Welcher Typ leidet nicht unter einer Prokrastination?
#3. Was ist die Folge einer Präkrastination?
#4. Was zählt nicht zu den Symptomen für eine Prokrastination?
Ergebnisse
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