Besonders in der Wirtschaftswelt sind Entscheidungen wichtig und haben oft eine große Tragweite. Die Entscheidungstheorie will eine Hilfestellung geben, um „gute“ Entscheidungen treffen zu können. Man kann sie unterscheiden in präskriptive und deskriptive Entscheidungstheorie.
Dieses Kapitel zeigt dir, was die Entscheidungstheorie ist und warum sie eine Rolle spielt. Außerdem beleuchten wir die beiden Arten der Entscheidungstheorie und stellen die Vor- und Nachteile gegenüber. So bist du nicht nur gut genug auf unsere Übungsaufgaben vorbereitet, sondern kannst dich mit diesem Wissen auch gut auf die nächste Prüfung vorbereiten.
Warum ist die Entscheidungstheorie wichtig?
In Unternehmen müssen täglich kleine Entscheidungen, wie der Verteilung einzelner Teilaufgaben, wie auch große Entscheidung, wie die zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens, getroffen werden.
Je nach Gewicht der Entscheidung kann sie weitreichende Konsequenzen, bis hin zur Bestimmung über das wirtschaftliche Überleben des Unternehmens haben. Gute Entscheidungen zu treffen ist daher besonders im wirtschaftlichen Zusammenhang enorm wichtig.
Was ist die Entscheidungstheorie?
Die moderne Entscheidungstheorie versucht theoretische Erklärung über das Entscheidungsverhalten von Menschen zu liefern und gleichzeitig eine Hilfestellung zu bieten, um „gute“ Entscheidungen treffen zu können.
Das Forschungsgebiet der Entscheidungstheorie ist dabei interdisziplinär aufgestellt. So befassen sich nicht nur Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch Mathematiker, Psychologen, Philosophen, Soziologen und Juristen mit den Fragen der Entscheidungstheorie.
Fragen der Entscheidungstheorie:
- Warum entscheiden sich Menschen so, wie sie sich entscheiden?
- Auf welcher Grundlage werden Entscheidungen getroffen?
- Wie können “gute” Entscheidungen getroffen werden?
Unterscheidung von Entscheidungen
Eine Entscheidung lässt sich nach folgenden Kriterien definieren:
- Eine Entscheidung ist eine Handlung, bei der aus mehreren Alternativen diejenige ausgewählt wird, die der Erreichung eines Ziels am besten dienen soll.
- Durch die Anwendung der ausgewählten Alternative soll der derzeitige Zustand in einen erstrebenswerten Zustand transformiert werden.
Dabei geht es in der Entscheidungstheorie nicht nur um individuelle, sondern auch um kollektive Entscheidungen, also um Entscheidung von Gruppen.
In der Theorie kollektiver Entscheidungen kann man unterscheiden zwischen:
- der Einmütigkeit aller Gruppenmitglieder, das bedeutet alle Mitglieder der Gruppe stimmen für die gleiche Alternative und
- dem Bestehen von Interessenkonflikten. In diesem Fall müssen durch Kompromisse, formelle Regeln oder Abstimmungen Entscheidungen gefunden werden, die von allen Gruppenmitgliedern akzeptiert werden.
Die Entwicklungsabteilung hat hierzu drei Varianten von Kopfkissen entwickelt, die nun zur Auswahl stehen:
- ein sehr weiches Kopfkissen
- ein mittelhartes Kopfkissen
- ein Kopfkissen, welches sich der Körper- und Kopfform des Schlafenden anpasst
In der Entscheidungstheorie werden diese drei Alternativen als „Aktionen“ (a) bezeichnet. Die Geschäftsleitung kann also zwischen den Aktionen „a1“, „a2“ oder „a3“ wählen.
Die Gesamtheit aller Aktionen wird als Aktionenraum (A) definiert:
Innerhalb dieses Aktionenraums muss sich der Entscheider für eine Aktion entscheiden. Diese Entscheidung wird nach dem Ausschöpfungsprinzip getroffen. Um eine „gute“ Entscheidung treffen zu können, muss die Geschäftsleitung der „Beispiel AG“ auch die unterschiedlichen möglichen Zustände (z) der einzelnen Aktionen berücksichtigen.
Natürlich möchte sich die Unternehmensleitung für das Produkt entscheiden, welches am profitabelsten ist. Die einzelnen Zustände werden in unserem Beispiel also als möglicher Gewinn der einzelnen Aktionen in den nächsten zwei Jahren definiert:
- z0 = Zustand im aktuellen Jahr
- z1 = Zustand in einem Jahr
- z2 = Zustand in zwei Jahren
Die einzelnen Zustände ergeben in Summe den Zustandsraum (Z):
Aus dem Aktionenraum und dem Zustandsraum wird nun eine Ergebnismatrix aufgestellt, die mit den Erwartungen zu den jeweiligen Umsätzen der einzelnen Produkte aus der Vertriebsplanung gefüllt wird:
z0 | z1 | z2 | |
a1 | -50.000 € | 40.000 € | 50.000 € |
a2 | -50.000 € | 40.000 € | 60.000 € |
a3 | -60.000 € | 20.000 € | 30.000 € |
Um anhand dieser Ergebnismatrix auch eine fundierte Entscheidung treffen zu können, wird auf ihrer Grundlage eine Entscheidungsmatrix aufgestellt. Diese wird meist in Form einer Nutzenmatrix erstellt. Daneben gibt es auch die Variante einer Schadensmatrix oder einer Opportunitätskostenmatrix.
Zur Umwandlung der Ergebnismatrix in eine Nutzenmatrix wird eine Nutzenfunktionen (u(x)) benötigt. In unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass 50% des Umsatzes der Produkte als Gewinn übrig bleibt.
Die Nutzenfunktion lautet also:
Die daraus folgende Nutzenmatrix sieht dann folgendermaßen aus:
z0 | z1 | z2 | |
a1 | -25.000 € | 20.000 € | 25.000 € |
a2 | -25.000 € | 20.000 € | 30.000 € |
a3 | -30.000 € | 10.000 € | 15.000 € |
Anhand dieser Nutzenmatrix kann die Geschäftsleitung nun entscheiden, welches Produkt auf den Markt gebracht werden soll. Hierzu wird in der Entscheidungstheorie das Dominanzprinzip angewendet. Dazu werden die jeweiligen Zustände der einzelnen Aktionen miteinander verglichen:
- Bei dem Vergleich von a1 und a2 fällt auf, dass in den ersten beiden Jahren gleiche Gewinne erzielt werden können. In z2 dagegen wird ein höherer Gewinn erzielt. a2 dominiert also a1. Daher kann a1 gestrichen werden.
- Beim Vergleich von a2 und a3 fällt auf, dass a2 in jedem Zustand bessere Gewinne erzielt als a3. a2 dominiert also auch a3. Daher kann auch a3 gestrichen werden.
Da Aktion 1 und Aktion 3 gestrichen worden sind, entscheidet sich die Unternehmensleitung für die Aktion 2, also die Einführung des mittelharten Kopfkissens. Man bezeichnet die so getroffene beste Entscheidung dann als „effizient“ oder auch „pareto-optimal“.
Unterschied zwischen präskriptiver und deskriptiver Entscheidungstheorie
Die Untersuchungen der Entscheidungstheorie können nach dem jeweiligen Forschungsziel unterschieden werden in:
- präskriptive Entscheidungstheorie
- deskriptive Entscheidungstheorie
Präskriptive Entscheidungstheorie
Die präskriptive Entscheidungstheorie, auch „präskriptive Entscheidungstheorie“ genannt, untersucht, wie sich rationale Entscheidungen treffen lassen. Dadurch möchte sie Entscheidungsempfehlungen geben, um „vernünftige“ Entscheidungen zu treffen.
Bei der präskriptiven Entscheidungstheorie wird davon ausgegangen, dass jede Alternative Grundprobleme mit sich bringt, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Dabei wird weniger die Realität betrachtet, als vielmehr Empfehlungen für das Verhalten in realen Entscheidungssituationen gegeben.
Hier ist Rationalität die Grundlage der Verhaltensempfehlungen in der präskriptiven Entscheidungstheorie. Dazu werden folgende Annahmen zugrunde gelegt:
- Der Entscheider agiert konsequent zielgerichtet.
- Die zur Verfügung stehenden Informationen werden korrekt verarbeitet.
- Die noch fehlenden Informationen werden beschafft.
Die präskriptive Entscheidungstheorie basiert dabei auf Axiomen, die sich nicht gegeneinander widersprechen. Diese sind:
- Das Ordnungsaxiom:
Der Entscheider ist in der Lage, die aus seinen Handlungen folgenden Konsequenzen nach deren Vorteilhaftigkeit ordnen zu können. - Das Transitivitätsaxiom:
Die aufgestellte Ordnung der Konsequenzen ist frei von Widersprüchen.
Dabei geht die präskriptive Entscheidungstheorie davon aus, dass dem Entscheider mehrere Alternativen zur Auswahl stehen, aus denen eine ausgewählt werden muss. Die Auswahl wird dabei aufgrund der festgelegten Präferenzen getroffen. Die Präferenzen stellen dabei die Ziele des Entscheiders dar.
Deskriptive Entscheidungstheorie
In der deskriptiven Entscheidungstheorie wird tatsächlich reales Entscheidungsverhalten untersucht und beschrieben. Aus diesen Beobachtungen werden Hypothesen aufgestellt, wie sich Individuen und Gruppen in Entscheidungssituationen verhalten. Aus diesen Hypothesen soll das Verhalten in zukünftigen Entscheidungssituationen prognostiziert werden.
Aus den Ergebnissen der Forschung zur deskriptiven Entscheidungstheorie konnte festgestellt werden, dass Entscheider in den seltensten Fällen ausschließlich rational handeln, wie es die präskriptive Entscheidungstheorie annimmt.
Auf Grundlage dieser Erkenntnis werden in der deskriptiven Entscheidungstheorie verstärkt psychologische und soziologische Erkenntnisse mit betrachtet. Daher stehen die einzelnen Phasen der Entscheidungsfindung bei der deskriptiven Entscheidungstheorie wesentlich mehr im Vordergrund.
Die Erkenntnisse der deskriptiven Entscheidungstheorie finden vor allem in der Prospect-Theorie Einfluss. Diese bietet eine deskriptive Entscheidungstheorie bei Unsicherheit und geht davon aus, dass die Entscheider vor der Auswahl der Alternativen diese entsprechend – bewusst oder unbewusst – bearbeiten.
Vorteile- und Nachteile der Entscheidungstheorie
- Versucht Entscheidungsverhalten von Menschen zu erklären.
- Kann Hilfestellung für das Treffen von Entscheidungen geben.
- Stellt nur ein theoretisches Konstrukt dar.
- Persönliche Präferenzen des Entscheiders werden nicht berücksichtigt.
Die Entscheidungstheorie stellt nur die theoretische Grundlage für die Erforschung von Entscheidungssituationen dar. In konkreten Fällen finden noch tiefer gehende Theorien Anwendung, so zum Beispiel bei:
- Entscheidungen unter Risiko
- Entscheidungen bei Unsicherheit
- Entscheidungen bei Sicherheit
Übungsaufgaben
#1. Wozu dient die Entscheidungstheorie?
#2. Welche Vorteile bietet die Entscheidungstheorie?
#3. In welche Bereiche kann die Entscheidungstheorie unterteilt werden?
#4. “Die Entscheidungstheorie liefert Antworten für jegliche Entscheidungssituationen im Unternehmen ” – Diese Aussage ist:
#5. “Die präskriptive Entscheidungstheorie geht von einem rein rationalen Entscheidungsverhalten des Entscheiders aus.” – diese Aussage ist:
Ergebnisse
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen