Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (kurz: VVaG) ist eine spezielle Rechtsform, die nur von einem Versicherungsunternehmen gewählt werden kann. Hauptrechtsgrundlage des VVaG ist das Gesetz über die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen (VAG). Daneben muss ein VVaG aber auch die Bestimmungen des Handelsrechts, des Aktienrechts, des Genossenschaftsrechts und des Vereinsrechts beachten.
In dieser Lektion wird der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit behandelt. Neben dem Gegenseitigkeitsprinzip lernst du weitere Faktoren kennen, die für einen VVaG wichtig sind. Hierzu zählen z. B. auch die Organe, die den VVaG im Innen- und Außenverhältnis vertreten. Abschließend zeigen wir dir, welche Vor- und Nachteile sich für die Mitglieder eines VVaG ergeben. Zur Vertiefung deines Wissens kannst du nach dem Text einige Übungsfragen beantworten.
Abkürzung: VVaG
Was ist für einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit wichtig?
Ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ist eine juristische Person, die mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattet ist. Der Hauptzweck des Vereins besteht in der Erfüllung der Versicherungsbedürfnisse, die die Mitglieder des Versicherungsvereins haben. Versicherungsvereine haben hinsichtlich der Rechtsform die Wahl zwischen einer Aktiengesellschaft und eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit. Anders als bei der Aktiengesellschaft kann der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit nur von einer Versicherung gewählt werden.
Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit treten z. B. auf als:
- Krankenversicherung vor Ort
- Pensionskassen und Lebensversicherungen
- Gebäudeversicherungen
- Unfallversicherungen
Das Gegenseitigkeitsprinzip des Versicherungsvereins
Ein VVaG wird auf Gegenseitigkeit gegründet. Diese Rechtsform ist nicht neu. Schon im Mittelalter schlossen sich Menschen aus der Bauern- und Kaufmannsschicht zu Gilden zusammen, um ihre Interessen gegenseitig zu stärken.
Ein VVaG bietet seinen Mitgliedern einen guten Versicherungsschutz und erhebt dafür Beiträge zu günstigen Zahlungsbedingungen. Die versicherten Mitglieder sind gleichzeitig Eigentümer des Vereins. In einer Vertreterversammlung entscheiden sie, wer das Unternehmen führt. Auch die wirtschaftliche Seite – z. B. die Durchführung notwendiger Investitionsvorhaben – wird von den Mitgliedern frei bestimmt.
Die Gremien eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit
Ein VVaG handelt durch die folgenden Gremien:
- Vertreterversammlung
- Aufsichtsrat
- Vorstand
Die §§ 188 bis 191 VAG bestimmen für einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit dieselben Rechte und Pflichten wie bei der Hauptversammlung, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand einer Aktiengesellschaft.
Die Vertreterversammlung
Das oberste Organ der VVaG ist die Vertreterversammlung. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, den Aufsichtsrat zu wählen. Im Übrigen obliegen der Vertreterversammlung dieselben Aufgaben, die auch die Hauptversammlung bei der Aktiengesellschaft übernimmt. Die Befugnis der Vertreterversammlung reicht nicht so weit, dass sie die Zuständigkeiten des Aufsichtsrats oder des Vorstands einschränken kann.
Der Aufsichtsrat
Wie bei einer AG ist der Aufsichtsrat auch das Organ, das den Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit kontrolliert. Er ist für die Bestellung und die Abberufung des Vorstands zuständig und kontrolliert die geschäftsführenden Aufgaben.
§ 112 AktG weist dem Aufsichtsrat eine weitere Aufgabe zu. Hiernach tritt er im Namen des Vereins sowohl gerichtlich als auch außergerichtlich gegen die Mitglieder des VVaG auf.
Der Vorstand
Hauptaufgabe des Vorstand ist es, die Geschäfte des VVaG zu leiten. Der Vorstand ist für die Leitung im Innenverhältnis und für die Vertretung nach außen zuständig. In der Satzung des VVaG kann eine hiervon abweichende Regelung getroffen werden.
Die Vor- und Nachteile eines VVaG
Die Mitglieder einer VVaG können von den folgenden Vorteilen profitieren:
- Ein VVaG setzt sich in vollem Umfang für die versicherungsrechtlichen Bedürfnisse seiner Mitglieder ein.
- Den Mitgliedern werden die Versicherungsprodukte zu guten Konditionen angeboten.
- Eine als VVaG geführte Versicherung kann schneller agieren als eine als AG geführte Versicherung, weil sie nicht vom aktuellen Börsengeschehen abhängig ist.
Folgende Punkte wirken sich nachteilig auf die Mitglieder einer VVaG aus:
- Ein VVaG muss bei der Gründung kein Stammkapital einzahlen. Durch diese Beschränkung des Eigenkapitalanteils muss sie mehr Fremdkapital aufnehmen.
- Die VVaG ist eine im Ausland weitgehend unabhängige Rechtsform. Dies erschwert die Aufnahme internationaler Geschäftsbeziehungen.
Übungsfragen
#1. Welches Unternehmen könnte nicht als VVaG firmieren?
#2. Welches ist das oberste Organ eines VVaG?
#3. Welches Organ wählt bei einem VVaG den Aufsichtsrat?
#4. Welche Aussage ist nicht korrekt?
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