Das Disagio bezeichnet im Finanzwesen den Abschlag von einem Nennwert. Es wird meist als Prozentsatz angegeben und hat hauptsächlich für Kredite und Anleihen Bedeutung. Dort beeinflusst es die Effektivverzinsung. Auch in einigen anderen Bereichen bezeichnet man einen Abzug als Disagio.
Du erfährst in dieser Lektion, was das Disagio kennzeichnet, und wo es zur Anwendung kommt. Dabei geht es auch um seinen Einfluss auf den effektiven Jahreszins bei Krediten und Anleihen sowie bilanztechnische und steuerliche Aspekte. Teste zum Schluss dein Wissen anhand einiger Übungsfragen.
Synonyme: Damnum | Abgeld
Allgemeines zum Disagio
Der Begriff des Disagios wird im Finanzwesen für verschiedene Sachverhalte verwendet. Es handelt sich jedoch in jedem Fall um einen Abschlag auf einen Nennbetrag.
Im Wesentlichen spielt das Disagio in folgenden Bereichen eine Rolle:
- Kreditwesen
- Ausgabe von Anleihen
- Handel mit Fremdwährungen
- Zahlungsverkehr mit Kreditkarten
Der Gegenbegriff zum Disagio ist das Agio, welches für einen Aufschlag steht und auch bei der Ausgabe von neuen Aktien zur Anwendung kommt.
Beachte in diesem Zusammenhang, dass ein Disagio bei der Aktienemission gemäß § 9 AktG nicht erlaubt ist.
Kredite und Darlehen
Wenn ein Kredit mit Disagio gewährt wird, erhält der Kreditnehmer nicht den vollständigen Betrag ausgezahlt, sondern die Bank behält das Disagio als Zinsvorauszahlung ein. Zu tilgen ist jedoch die vollständige Kreditsumme.
Einfluss auf den effektiven Jahreszins
Banken bieten Kredite mit Disagio zu einem niedrigeren Nominalzins an als vergleichbare Kredite ohne diese Zinsvorauszahlung. Für Kreditvergleiche sollte aber immer der effektive Jahreszins als Grundlage dienen, den die Bank zumindest gegenüber Privatkunden angeben muss, und der sowohl das Disagio als auch sonstige Gebühren und Kreditkosten berücksichtigt. Außerdem muss bei einem Kredit mit Disagio eine höhere Kreditsumme aufgenommen werden, um den Finanzierungsbedarf zu decken.
Während ohne Disagio der Effektivzinssatz dem Nominalzinssatz entspricht, berechnet er sich für den Kredit mit Disagio folgendermaßen:
Kreditsumme | 10.000€ | 10.000€ |
Disagio | 2 % | 0 % |
Disagio absolut | 200€ | 0€ |
Auszahlungsbetrag | 9.800€ | 10.000€ |
Nominalzinssatz | 4 % | 4,3 % |
Zinsen pro Jahr | 400€ | 430€ |
Laufzeit | 5 Jahre | 5 Jahre |
Effektivzinssatz | 4,49 % | 4,3 % |
Disagio bei vorzeitiger Rückzahlung
Falls ein Darlehensnehmer von seinem Sonderkündigungsrecht gemäß § 489 BGB Gebrauch macht, muss die Bank das auf die nicht genutzte Laufzeit entfallende Disagio zurückerstatten. Dieses Recht besteht, sobald nach der Vollauszahlung 10 Jahre vergangen sind, wobei eine Kündigungsfrist von 6 Monaten einzuhalten ist.
Anders wird die Situation bewertet, wenn die Bank einen Kredit fristlos kündigt, weil der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen ist. Dann darf sie das vollständige Disagio als Schadenersatz einbehalten.
Buchung und Steuern beim Kreditnehmer
Sofern es sich nicht um kurzfristige Kredite handelt, deren Laufzeit vor dem nächsten Bilanzstichtag endet, müssen bilanzierungspflichtige Unternehmen das Disagio für die Steuerbilanz als Rechnungsabgrenzungsposten gemäß § 5 Abs. 5 S. 1 EStG aktivieren und über die Kreditlaufzeit planmäßig abschreiben.
Im Handelsrecht besteht ein Wahlrecht zwischen der Aktivierung und der sofortigen Abschreibung als Zinsaufwand im Jahr der Kreditaufnahme. Grundlage dafür ist § 250 Abs. 3 HGB.

Ein weiterer steuerlicher Aspekt, der Privatpersonen betrifft, ist die Behandlung des Disagios bei einem Darlehen für die Finanzierung vermieteter Immobilien. Vermieter können im Jahr der Darlehensaufnahme das gesamte Disagio als Werbungskosten von den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung abziehen.
Anleihen
Wer Anleihen kauft, stellt dem Herausgeber dieser Wertpapiere für einen vereinbarten Zeitraum Fremdkapital zur Verfügung und erhält dafür Zinsen. Anleihen können sowohl zum Nennwert, als auch mit Disagio (Abschlag) oder Agio (Aufschlag) ausgegeben werden.
Erwirbt ein Anleger eine Standardanleihe mit Disagio, zahlt er beim Kauf weniger als den Nennwert. Trotzdem werden die Zinsen auf der Basis des vollen Betrags berechnet. Diesen bekommt der Anleger auch ausgezahlt, wenn er das Wertpapier nach Ablauf wieder einlöst. Der Effektivzinssatz ist bei Disagio-Anleihen höher als der Nominalzinssatz.
Wenn der Herausgeber der Anleihen ein bilanzierungspflichtiges Unternehmen ist, gelten für ihn hinsichtlich des Disagios die gleichen handels- und steuerrechtlichen Regelungen wie für einen Kreditnehmer. Das heißt, für die Steuerbilanz muss das Abgeld als Rechnungsabgrenzungsposten aktiviert werden, und in der Handelsbilanz besteht ein Wahlrecht zwischen der Aktivierung und der Sofortabschreibung als Zinsaufwand.
Weitere Anwendungsbereiche
Auch in den folgenden Bereichen des Finanzwesens existiert der Begriff des Disagios, weil in jedem Fall ein Abschlag auf einen Nennwert erfolgt:
- Handel mit Fremdwährungen: Wenn der Geldkurs, zu dem eine Bank Fremdwährungen kauft, niedriger als der aktuelle Wechselkurs der Zentralbank ist, bezeichnet man die Differenz zwischen beiden Preisen ebenfalls als Disagio.
- Kreditkartenzahlungen: Im Kreditkartenwesen ist das Disagio die Gebühr, welche der Händler an seine Bank für die Abwicklung der Kreditkartenumsätze zahlt. Es darf bei Debitkarten 0,2 % und bei Kreditkarten 0,3 % des Umsatzes nicht übersteigen.
Übungsfragen
Ergebnisse
#1. Welche Beziehung besteht zwischen Disagio und Nennwert?
#2. Wo kommt ein Disagio NICHT zur Anwendung?
#3. Als was gilt ein Disagio bei Krediten und Darlehen?
#4. Von welchen Einkünften kann das auf ein Darlehen zur Finanzierung nicht selbst genutzter Immobilien erhobene Disagio als Teil der Werbungskosten abgezogen werden?
#5. Ist der Nominalzinssatz bei einer Standardanleihe mit Disagio höher als der Effektivzinssatz?
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