Bedürfnis und Bedarf beschreiben in der Wirtschaftslehre zwei unterschiedliche Sachverhalte. Ein Bedürfnis resultiert aus einem subjektiv empfundenen Mangel. Sobald ein materielles Bedürfnis in einem konkreten Wunsch mündet, den sich die jeweilige Person auch finanziell leisten kann, wird es zum Bedarf. Äußert die Person gegenüber einem Anbieter eine entsprechende Kaufabsicht, spricht man von Nachfrage.
In dieser Lektion lernst du, inwiefern das Thema volks- und betriebswirtschaftlich relevant ist, welche Arten von Bedürfnissen es gibt und wie daraus der Bedarf und die Nachfrage entstehen.
Warum beschäftigt sich die Wirtschaftslehre mit Bedürfnissen und Bedarf?
In welchem Maß die Nachfrage durch das Angebot am Markt befriedigt wird, beeinflusst aus volkswirtschaftlicher Sicht die Preisbildung und das Konsumentenverhalten. Da die Nachfrage aus dem Bedarf und somit aus den Bedürfnissen der Menschen resultiert, sind diese einzelnen Stadien und ihre Abhängigkeiten voneinander für wirtschaftswissenschaftliche Betrachtungen interessant.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht geht es vor allem um die Analyse und Prognose der Bedarfs- und Nachfrageentwicklung, die sich letztendlich ebenfalls aus den Bedürfnissen der Konsumenten ergibt. Wie gut ein Unternehmen mit passenden Angeboten darauf reagieren kann, ist einer seiner wichtigsten Erfolgsfaktoren. Daneben kann auch das Interesse im Mittelpunkt stehen, Bedürfnisse durch Werbung gezielt zu wecken und somit die eigenen Absatzmöglichkeiten zu erweitern.
Bedürfnisse
Bedürfnisse sind der Antrieb dafür, dass Menschen überhaupt handeln. Sie bilden deshalb die Basis für die gesamte Wirtschaft.
Was sind Bedürfnisse?
Ein Bedürfnis ist das Verlangen, einen subjektiv empfundenen Mangel zu beheben. Dabei geht es noch nicht um einen konkreten Wunsch.
Wie lassen sich Bedürfnisse kategorisieren?
Es gibt sehr unterschiedliche menschliche Bedürfnisse. Für die nähere Beschäftigung damit ist die Einteilung in Kategorien hilfreich. Dafür existieren mehrere Ansätze.
Primär- und Sekundärbedürfnisse
Diese Kategorisierung berücksichtigt, dass Bedürfnisse für Menschen unterschiedlich wichtig sind. Dementsprechend ist die Beseitigung des Mangels mehr oder weniger dringend.
In diesem Sinne lassen sich folgende Gruppen unterscheiden:
Primärbedürfnisse decken das Existenzminimum ab und haben deshalb Vorrang.
Sie lassen sich unterteilen in:
- Existenzbedürfnisse, die einen Menschen am Leben erhalten (Nahrung, Trinken, Kleidung)
- Grundbedürfnisse, die gesellschaftlich als notwendig betrachtet werden (Wohnung, Sicherheit, Freiheit)
Befriedigung der Sekundär- oder auch Wahlbedürfnisse erhöht die Lebensqualität. Bei einem Verzicht bleibt die Existenz aber trotzdem gewahrt.
Man unterscheidet:
- Kulturbedürfnisse, die im jeweiligen Kulturkreis zum Standard gehören (Auto, Computer, Reisen)
- Luxusbedürfnisse, die über das allgemein Übliche hinausgehen (Villa, Jacht, Schmuck)
Bedürfnispyramide nach Maslow
Die Bedürfnishierarchie nach Maslow teilt menschliche Bedürfnisse in 5 Stufen ein. Das Modell sagt aus, dass die Bedürfnisse eines Menschen auf einer Stufe weitestgehend erfüllt sein müssen, bevor die der nächsten Stufe für ihn interessant werden.
Meist wird diese Hierarchie in Pyramidenform mit den folgenden fünf Ebenen dargestellt:
- Physiologische Bedürfnisse: Nahrung, Trinken, Schlafen
- Sicherheitsbedürfnisse: persönliche Sicherheit, Sicherheit des Einkommens und der Wohnung
- Soziale Bedürfnisse: Freundschaft, Gruppenzugehörigkeit
- Individualbedürfnisse: Wertschätzung, Status
- Selbstverwirklichung: Potenzialentfaltung
Materielle und immaterielle Bedürfnisse
Eine weitere Unterscheidung ist besonders hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung menschlicher Bedürfnisse wichtig.
Es geht um:
- Materielle Bedürfnisse, die man mit dem Kauf von Waren oder Dienstleistungen erfüllen kann (Nahrung, Kleidung, Mobilität)
- Immaterielle Bedürfnisse, die sich nicht durch Kauf befriedigen lassen (Wertschätzung, Freundschaft)
Für Betrachtungen aus wirtschaftlicher Sicht sind nur die materiellen Bedürfnisse wichtig. Immaterielle Bedürfnisse wirken sich nicht direkt auf die Bedarfs- und Nachfrageentstehung am Markt aus.
Individual- und Kollektivbedürfnisse
Bedürfnisse lassen sich auch dahingehend kategorisieren, wem sie entstehen. In diesem Zusammenhang unterscheidet man:
- Individuelle Bedürfnisse einer einzelnen Person, die diese auch selbst erfüllen kann (unter anderem durch den Kauf von Produkten oder Dienstleistungen)
- Kollektivbedürfnisse einer Gruppe, die nur gemeinschaftlich befriedigt werden können (Wasserversorgung für die Bürger einer Stadt, Sicherheit für die Besucher einer Veranstaltung)
Bedarf
Menschliche Bedürfnisse an sich sind für das Marktgeschehen noch nicht direkt relevant. Das gilt erst für den Bedarf, der unter bestimmten Voraussetzungen aus den Bedürfnissen entsteht.
Was versteht man unter Bedarf?
Originärer und derivativer Bedarf
Bedarf, der aus menschlichen Bedürfnissen entsteht, beeinflusst wiederum den Bedarf der Unternehmen.
Deshalb unterscheidet man die Bedarfsformen:
- Originärer Bedarf, der nicht von anderem Bedarf abhängt (Bedarf der Endverbraucher)
- Derivativer Bedarf, der sich aus anderem Bedarf ergibt (Bedarf der Unternehmen an Material, Energie und weiteren Produktionsfaktoren)
Wie hängen Bedarf und Nachfrage zusammen?
Die folgende Übersicht zeigt, wie aus menschlichen Bedürfnissen Bedarf und Nachfrage entstehen:
Übungsaufgaben
#1. Was ist für Unternehmen KEIN Grund, sich mit Bedürfnissen und Bedarf zu beschäftigen?
#2. Wenn die Existenzbedürfnisse eines Menschen nicht erfüllt werden, wird er daran sterben. Stimmt diese Aussage?
#3. Welches der folgenden Bedürfnisse hat keinen wirtschaftlich relevanten Bedarf zur Folge?
#4. Aus welchen Bedürfnissen kann Bedarf entstehen?
#5. Zu welchem Zeitpunkt entsteht im folgenden Beispiel der Bedarf?
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