Die Just-in-Time Anlieferung ist eine Besonderheit im Beschaffungsprozess. Hierdurch stellt ein Unternehmen sicher, dass die benötigten Waren erst dann angeliefert werden, wenn sie tatsächlich in der Produktion benötigt werden. Dies hat den Vorteil, dass der Betrieb auf eine Lagertätigkeit größtenteils verzichten kann und die Lagerung auf den Transportweg verschiebt. Damit die Just-in-Time Anlieferung möglich ist, müssen Bestellsysteme im beschaffenden Unternehmen hierauf abgestimmt sein. Eine Erweiterung von Just-in-Time lautet Just-in-Sequence.
In dieser Lektion erfährst du, was eine Just-in-Time Anlieferung ist und wie ein Unternehmen hiervon profitieren kann. Außerdem erhältst du Informationen darüber, welche Änderungen bei den Bestellprozessen für eine Just-in-Time Anlieferung nötig sind. Abschließend kannst du dein Wissen an Übungsfragen testen.
Warum ist die Just-in-Time Anlieferung wichtig?
Durch eine Just-in-Time Anlieferung wird es einem Unternehmen ermöglicht, seine Lagertätigkeiten während der Beschaffung einzustellen. Es müssen keine Vorräte angesammelt werden, wodurch Lagerplatz und Lagerpersonal gespart werden kann.
Wird die Erweiterung Just-in-Sequence genutzt, kann ein Unternehmen zusätzlich die Sortierungsaufgaben einsparen. Just-in-Time lässt sich nicht nur bei der Anlieferung durchführen, sondern kann während der gesamten Fertigung eingesetzt werden.
Just-in-Time Anlieferung im Detail
Ein Unternehmen benötigt für seine Produktion Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe. Im Normalfall hält es diese auf dem Lager vorrätig und nutzt sie für die Produktion, sobald von dort der Bedarf gemeldet wird. Das Lager ist jedoch für viele Unternehmen nicht erstrebenswert, da dieses personell bestückt sein muss, Ressourcen bindet und somit letztendlich hauptsächlich Geld kostet, ohne große Vorteile zu haben. Viele Unternehmen versuchen aus diesem Grund, die Lageraktivitäten zu minimieren.
Eine Möglichkeit bietet sich durch die Anlieferungen der Lieferanten im System Just-in-Time. Hierbei werden immer nur die Artikel bestellt, die gerade tatsächlich für die Produktion benötigt werden. Die Anlieferung muss in diesem Fall so erfolgen, dass sie pünktlich und in der bestellten Art und Menge ankommt. Die Lagerung wird sozusagen auf den Transport gelegt.
Beim Just-in-Time kommt erschwerend hinzu, dass der Bestellung eine besondere Rolle zukommt. Der Bestellprozess muss genau abgestimmt sein und zwingend funktionieren. Aus diesem Grund sind meist feste Lieferanten im Einsatz, mit denen vertraglich alle Prozesse vereinbart wurden. Kommt es zu Lieferschwierigkeiten, ist beim System Just-in-Time die gesamte Produktion in Gefahr.
Die Geschäftsführung hat sich dazu entschlossen, das Vorratslager aufzugeben und an dessen Stelle die Konditorei zu errichten. Um das Lager aufzugeben, wurde auf Just-in-Time Anlieferung umgestellt. Hierzu mussten mit den Lieferanten die Bestellprozesse und Lieferbedingungen vertraglich vereinbart werden.
Die Mühle “Rotbart” liefert jeden Abend um 19:00 Uhr die gleiche Menge Mehl, die die gesamte Nacht über für das Backen von Brot und Brötchen verwendet wird. Das Mehl wird restlos verbraucht, sodass keine Einlagerung stattfinden muss.
Vorteile und Risiken der Just-in-Time Anlieferung
Die Anlieferung im Just-in-Time Prozess hat nicht nur Vorteile, sodass ein Unternehmen für sich abgleichen muss, ob eine Sinnhaftigkeit für die Prozessumstellung vorhanden ist. Die Umstellung ist teuer und schwer rückgängig zu machen, weshalb eine Vorabplanung notwendig ist.
- Lagerkosten einsparen
- Flexibilität bei der Bestellung
- Feste Verträge mit Lieferanten
- Langfristige Kooperation mit Lieferanten
- Kapitalbindung am Lager vermeiden
- Platzeinsparungen
- Ladenhüter am Lager vermeiden
- Ausfallrisiken: Kann ein Lieferant den angeforderten Bestellungen nicht nachkommen, führt ein Lieferausfall schnell zu einem kompletten Stillstand in der Produktion.
- Qualitätsverlust: Die angelieferte Ware wird direkt für die Produktion verwendet, wodurch keine Qualitätskontrollen durchgeführt werden können. Das Unternehmen geht ein höheres Risiko ein.
- Hohe Abhängigkeit: Mit Lieferanten werden meist langfristige Verträge geschlossen und Prozesse definiert. Hierdurch kommt es zu einer Abhängigkeit von einzelnen Anbietern.
- Fehlende Flexibilität: Da die Prozesse aufeinander abgestimmt und stark verzahnt sind, kommt es bei Änderungen schnell zu Problemen. Änderungen können schwer umgesetzt werden und haben weitreichende Folgen.
- Preisbindung: Ein Unternehmen kann auf Schwankungen bei den Kosten nur schwer reagieren, da feste Verträge mit Lieferanten abgeschlossen wurden.
Bestellprozess bei der Just-in-Time Anlieferung
Durch den hohen Aufwand von Just-in-Time ist es sinnvoll, diesen Prozess nur für die wirklich wichtigen Produkte anzuwenden. Dabei hängt es vom Unternehmensziel ab, welche Produkte als wichtig bezeichnet werden.
Möchte ein Unternehmen Platz sparen, so sollte es die mengen- und größenmäßig wichtigsten Produkte umstellen. Ist weniger Kapitalbindung gewünscht, so muss auf teure Produkte verzichtet werden. Sollen Lagertätigkeiten minimiert werden, ist es ratsam, Artikel mit hoher Umschlagshäufigkeit per Just-in-Time Anlieferung zu bestellen.
In allen Fällen muss jedoch der Bestellprozess für die jeweiligen Produkte umgestellt werden. Dadurch, dass ein Unternehmen nie Gefahr laufen darf, durch Just-in-Time seine Produktion nicht fortführen zu können, sollte der Bestellprozess fehlerfrei ausgestaltet sein.
Es ist sinnvoll, Automatismen einzubauen. Hierdurch werden Bestellungen automatisch ausgelöst, wenn ein vorab definierter Meldebestand erreicht wurde. Dieser Meldebestand enthält Puffer für die benötigten Lieferzeiten, sodass beim Eintreffen der Ware keine Restbestände mehr in der Produktion vorhanden sind.
Ein möglicher Automatismus ist das System Kanban. Hierbei wird ein Stapel an Rohstoffen abgearbeitet, bis die Kanban-Karte aufgedeckt wird und somit der Meldebestand erreicht wurde. Diese Kanban-Karte wird für die umgehende Nachbestellung der Ware verwendet.
Erweiterung auf Just-in-Sequence
Eine Ausweitung vom System Just-in-Time lautet “Just-in-sequence“. Der Prozess Just-in-Time beinhaltet nur den korrekten Lieferzeitpunkt. Das bedeutet, dass die Ware immer dann angeliefert wird, wenn sie benötigt wird, sodass diese direkt in die Produktion gehen kann.
Die Erweiterung auf Just-in-Sequence hingegen sorgt für eine Anlieferung zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge. Die Materialien werden also so angeliefert, wie sie von der Produktion benötigt werden. Die zuerst verwendeten Rohstoffe und Materialien kommen zuerst an, dann folgt der zweite Rohstoff, der für die Produktion benötigt wird und so weiter.
Ein großer Vorteil von Just-in-sequence ist die wegfallende Lagerfläche und das Personal für die Vorsortierung der Waren, sodass diese in der passenden Reihenfolge liegen. Dies geschieht im Prozess Just-in-Sequence automatisch über die Anlieferung.
Mit den Lieferanten wurden daher feste Zeitfenster vereinbart, sodass die Produkte in der richtigen Reihenfolge angeliefert werden. Zunächst kommt um 9:00 Uhr am Morgen die Mühle ‘Rotbart’ und liefert das Mehl für den Kuchenteig. Im Anschluss kommt um 9:15 Uhr der LKW vom Hühnerhof ‘Hagenbart’, gefolgt vom Zuckerlieferanten ‘ZWE GmbH’ um 9:30 Uhr.
Ist der Teig fertig und geknetet, lässt sich die Bäckerei die Zutaten für den Tortenbelag anliefern. Die Molkerei für die Sahne hat ihr Zeitfenster daher um 11:00 Uhr. Im weiteren Verlauf des Tages kommen nach der Molkerei die nächsten Lieferanten, wodurch die Bäckerei ‘Rose’ das Konzept Just-in-Sequence erfolgreich installiert hat.
Übungsfragen
Ergebnisse
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Mehr Informationen#1. Welche Vorteile bietet die Just-in-Time Anlieferung?
#2. Was ist ein großer Nachteil der Just-in-Time Anlieferung?
#3. Die Just-in-Time Anlieferung ist vor allem sinnvoll für Materialien, die …
#4. Wie heißt eine Erweiterung vom Logistiksystem Just-in-Time?
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