Wörtlich übersetzt bedeutet Neoliberalismus “Neue Freiheit”. Der Neoliberalismus bezieht sich auf die Volkswirtschaftslehre eines Landes. Mit der neuen Denkkultur soll eine freiheitliche, marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung angestrebt werden. Der Neoliberalismus schließt staatliche Eingriffe in die Bestimmung von Angebot und Nachfrage nicht generell aus. Sie sollten aber auf ein Minimum beschränkt werden.
In diesem Abschnitt stellen wir dir den Neoliberalismus vor. Wir zeigen dir, wo der Neoliberalismus seinen Ursprung hat und welche Kriterien ihn am besten beschreiben. Abschließend klären wir, was den Neoliberalismus vom Kapitalismus unterscheidet. Um deine Kenntnisse zu festigen, kannst du nach dem Beitrag einige Übungsfragen beantworten.
- Deutsch: neue Freiheit
- Englisch: neoliberalism
Was solltest du über den Neoliberalismus wissen?
Der Neoliberalismus basiert auf einer Wirtschaftstheorie, die den staatlichen Einfluss auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in einer Volkswirtschaft auf die notwendigsten Maßnahmen beschränken möchte. Deregulierung und Privatisierung sollen dagegen gefördert werden.
Woher stammt der Neoliberalismus?
Die Entwicklung des Neoliberalismus fand zwischen den beiden Weltkriegen (1918 bis 1939) statt. Die zeitgenössischen Verfechter dieser neuen Denkweise – z. B. der amerikanische Journalist Walter Lippmann – kritisierten die in den 1920er Jahren herrschenden Strukturen einer geplanten Marktwirtschaft und die Überinvestitionen der Unternehmen. Es entstanden die Freiburger Schule und die Chicago School (Chicagoer Schule). Hieraus gehen der Neoliberalismus und dessen Ziele hervor.
Freiburger Schule
Die Freiburger Schule vertrat die Ansicht, dass die Freiheit der Konsumenten und der Produzenten auf dem Markt gewährleistet bleiben muss. Dem Staat fällt allein die Aufgabe zu, den Ordnungsrahmen für das Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu bestimmen. einschneidende Maßnahmen – beispielsweise das Vorschreiben eines Höchstpreises – darf er nicht ergreifen.
Die von der Freiburger Schule entwickelte Strömung wird auch ”Ordoliberalismus” genannt.
Chicagoer Schule
Mit der Chicago School wird ein ökonomisches Programm beschrieben, das den Neoliberalismus in der amerikanischen Volkswirtschaft verbreiten sollte.
Welche Kriterien beschreiben den Neoliberalismus?
Der Neoliberalismus ist eine Wirtschaftstheorie, die sich auf die folgenden Kriterien stützt:
- Finanzialisierung
- Umschichtung der sozialen Gerechtigkeit
- Standortwettbewerb
Finanzialisierung
Die Finanzialisierung hatte zum Ziel, der Finanzwirtschaft zu einem Aufstieg zu verhelfen. Alle anderen Branchen sollten untergeordnet werden. Dadurch, dass die Finanzmärkte liberaler agieren konnten, sollte es den Geldanlegern leichter gemacht werden, ihr Geld zu investieren. Dies führte dazu, dass die Finanzmärkte einen regelrechten Boom erlebten. Neben professionellen Investoren – z. B. Pensionsfonds – legten auch immer mehr private Haushalte ihr Geld in Aktien- und Rentenfonds an.
Umschichtung der sozialen Gerechtigkeit
Die Vertreter der neoliberalen Theorie sind strikt dagegen, dass der Staat sich an einer Umverteilung des Einkommens zulasten der reicheren Gesellschaft beteiligt. Alle Maßnahmen, die der Staat ergreift, um einen gerechten Ausgleich zwischen den höheren und den niedrigeren Einkommensschichten zu schaffen, seien nicht durchsetzungsfähig, weil sie nicht auf die Freiwilligkeit aller Teilnehmer einer Volkswirtschaft beruhen würden.
Standortwettbewerb
Ein konkurrierender Standortwettbewerb zählt ebenfalls zu den Kriterien, die den Neoliberalismus beschreiben. Die Konkurrenz, die zwischen einzelnen Unternehmen bezüglich des wirtschaftlich besten Standorts besteht, wird durch den Neoliberalismus auf ganze Volkswirtschaften übertragen.
Was unterscheidet den Neoliberalismus von dem Kapitalismus?
Der Kapitalismus stellt auf das Kapital ab, das vor allem die Unternehmen haben. Es zeigt sich nicht nur in dem finanziellen Vermögen der Unternehmen, sondern auch in den Maschinen und sonstigen Anlagen, die das Unternehmen einsetzt. Mit ihrem Kapital stellen die Unternehmen Produkte her, die von den Konsumenten nachgefragt werden. So entsteht das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, das jeden Markt bestimmt.
Im Gegensatz zum Neoliberalismus ist der Kapitalismus nicht vorhersehbar. Niemand kontrolliert das Kapital der Unternehmen oder kann vorhersagen, in welche Güter ein Unternehmen investiert. Der Neoliberalismus ist dagegen eine Wirtschaftstheorie, die durch minimale staatliche Regulierungen auf dem Markt praktisch angewendet werden. Zu einschneidend dürfen die Maßnahmen aber nicht sein.
Mit dem Kapitalismus ist wirtschaftliches Wachstum verbunden. Der Neoliberalismus möchte Vermögensunterschiede und die daraus soziale Ungerechtigkeit aushebeln.
Kritik am Neoliberalismus
Es gab und gibt zahlreiche Kritiker des Neoliberalismus.
Zu den prominentesten Kritikpunkten gehören:
- Reiche und Großkonzerne erhielten zu großen Einfluss auf die Politik: die Demokratie werde untergraben. (u. a. Noam Chomsky)
- Eine Konkurrenzsituation, bei der sich Starke gegenüber Schwachen durchsetzen habe viel mit dem Rechtsextremismus gemeinsam. (u.a. Christoph Butterwegge)
- Deregulierung führe zur Ausbeutung von Ressourcen und fördere einen Raubbau an der Natur und schade dem Gemeinwohl.
Übungsfragen
#1. Was strebt der Neoliberalismus an?
#2. Welches Kriterium ist nicht auf neoliberale Strukturen zurückzuführen?
#3. Was ist die Reichensteuer?
#4. Welche Aussage ist nicht richtig?
Ergebnisse
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