Als Marktwirtschaft wird eine Wirtschaftsordnung beschrieben, bei der sowohl Planung als auch Lenkung sämtlicher wirtschaftlichen Prozesse über Märkte mithilfe von Preismechanismen koordiniert werden. Die Aufgabe des Staates liegt dabei primär in der Festlegung von geeigneten Rahmenbedingungen, mit deren Hilfe der Wettbewerb sinnvoll koordiniert wird.
In dieser Lektion erklären wir dir, welche Eigenschaften für eine Marktwirtschaft von elementarer Bedeutung sind, wie sie koordiniert wird und welche unterschiedlichen Formen der Marktwirtschaft es gibt. Im Anschluss daran kannst Du dein neu erworbenes Wissen anhand einiger Übungsfragen überprüfen.
Warum solltest Du die Marktwirtschaft kennen?
Bei der Marktwirtschaft (engl.: Market economy) handelt es sich um die am weitesten verbreitete Wirtschaftsordnung. Es ist daher unumgänglich, ihre Eigenschaften, Mechanismen und Wirkungsgefüge zu kennen und zu verstehen. Von besonderer Relevanz ist dabei die Soziale Marktwirtschaft, da es sich hierbei um die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland handelt.
Merkmale einer Marktwirtschaft
Kennzeichnend für eine Marktwirtschaft ist die dezentrale Planung und Lenkung von wirtschaftlichen Prozessen über die einzelnen Märkte. Die Aufgabe der Koordination übernimmt hierbei der Preismechanismus, also das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage, dessen Ergebnis der Preis ist.
Abgesehen von den staatlichen festgelegten Rahmenbedingungen für Transaktionen findet der Preismechanismus ohne staatliche Einflussnahme statt. Daneben kommt dem Staat die Aufgabe zu, öffentliche Güter bereitzustellen.
Die Regelung der Wettbewerbs- und Umweltpolitik wird auch als Ordnungspolitik bezeichnet. Direkte Eingriffe vonseiten des Staates sind aber ebenso möglich und werden der Prozesspolitik zugeordnet.
Formen der Marktwirtschaft
In der Praxis existieren mehrere Formen der Marktwirtschaft, deren Unterschiede sich in erster Linie aus dem Umgang mit Produktionsmitteln in Privateigentum ergeben.
Die folgenden Arten der Marktwirtschaft sind besonders häufig anzutreffen bzw. von hoher Relevanz:
- Freie Marktwirtschaft
- Soziale Marktwirtschaft
- Sozialistische Marktwirtschaft
Daneben existieren noch weitere Formen der Marktwirtschaft als rein theoretische Modelle. Dazu zählen:
- Nachhaltige Marktwirtschaft
- Humane Marktwirtschaft
- Ökosoziale Marktwirtschaft
- Ethische Marktwirtschaft
- Zivilisierte Marktwirtschaft
Freie Marktwirtschaft
Die freie Marktwirtschaft kann als die ursprünglichste Form der Marktwirtschaft bezeichnet werden. Die Entscheidung darüber, welche Güter und Dienstleistungen am Markt angeboten werden, trifft alleine der Markt über Angebot und Nachfrage.
Dies setzt voraus, dass ein freier Wettbewerb, eine freie Berufswahl und eine freie Preisbildung möglich sind. Dabei sollte jedoch berücksichtigt werden, dass auch eine völlig freie Marktwirtschaft nur ein theoretisches Modell ist, dessen Voraussetzung darin läge, dass der Staat in keiner Weise in das Geschehen am Markt eingreift. Es dürfte also weder Steuern noch Zölle oder gesetzliche Beschränkungen (z. B. bei Drogen und Waffen) geben.
Freie Marktwirtschaft in der Praxis
Zwar hat sich in vielen Ländern eine freie Marktwirtschaft etablieren können, diese existiert dort jedoch nur in einer jeweils angepassten Form mit einer entsprechenden staatlichen Regulierung. Das exakte Gegenteil einer freien Marktwirtschaft ist die Planwirtschaft, bei der allein der Staat das Angebot steuert.
Eigenschaften der freien Marktwirtschaft
- Es besteht eine freie Preisbildung.
- Produktionsfaktoren befinden sich ausschließlich in privater Hand.
- Einkommen lassen sich nur durch Dienstleistungen und Gewinne privater Unternehmen erwirtschaften.
- Keine politischen und staatlichen Eingriffe.
- Die Marktteilnehmer haben uneingeschränkte Wahlfreiheit, was Konsum, Berufswahl, Sparen und Investieren anbelangt.
Der Staat in der freien Marktwirtschaft
Laut Adam Smith zieht sich der Staat in einer Freien Marktwirtschaft jedoch nicht vollständig zurück. Ihm kommen auch weiterhin wichtige Aufgaben wie beispielsweise die äußere Sicherheit und der Schutz der Bürger vor Unterdrückung und ungerechtem Handeln seiner Mitbürger zu.
Darüber hinaus stellt der Staat auch hier öffentliche Einrichtungen zur Verfügung, für die kein privater Investor gefunden werden kann und er versucht, der Bildung von Monopolen entgegenzuwirken.
Soziale Marktwirtschaft
Die Grundidee der sozialen Marktwirtschaft beruht auf der Freiheit der Wirtschaft und einem funktionierenden Wettbewerb bei gleichzeitigem Wohlstand und sozialer Sicherheit.
Die Soziale Marktwirtschaft ist die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland. Ihr Konzept geht auf den Wiederaufbau des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg als Alternative zu einer staatlich gelenkten Wirtschaft zurück und wurde maßgeblich von Alfred Müller-Armack (1901-1978, deutscher Nationalökonom und Kultursoziologe) und Ludwig Erhard (1897-1977, Wirtschaftswissenschaftler und Politiker, ehemaliger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) geprägt und durchgesetzt.
Im Kern beruht die Soziale Marktwirtschaft darauf, dass eine funktionierende Wirtschaftsordnung vom Staat geschaffen und gepflegt werden muss. Dabei stellt sie jedoch kein in sich geschlossenes, sondern vielmehr ein offenes System dar, welches bei neuen Erkenntnissen und Wertvorstellungen entsprechend überprüft und verbessert werden muss.
Eigenschaften der sozialen Marktwirtschaft
- Freie Preisbildung
- Privateigentum an Produktionsmitteln
- Wettbewerbsordnung und Sicherstellung des Wettbewerbs
- Konjunktur- und Wachstumspolitik
- Ziel der Vollbeschäftigung
- Geringe Inflation und stabiler Geldwert
- Soziale Sicherheit, soziale Gerechtigkeit und sozialer Fortschritt
Sozialistische Marktwirtschaft
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Formen der Marktwirtschaft ist für die sozialistische Marktwirtschaft durch ein Staats- bzw. Gemeinschaftseigentum an den Produktionsmitteln gekennzeichnet.
Ausnahmen bilden hierbei Kleingewerbe, Handwerksbetriebe und die Landwirtschaft. Der Wirtschaftsprozess wird weiterhin dezentral koordiniert, wobei eine staatliche Struktursteuerung über die Märkte erfolgt.
Hierbei lassen sich die Formen “Staatssozialistische Marktwirtschaft” und “selbstverwaltete sozialistische Marktwirtschaft” voneinander unterscheiden.
Kapitalismus und Marktwirtschaft
In der Literatur kommt es häufiger vor, dass Kapitalismus und Marktwirtschaft entweder scharf voneinander abgegrenzt oder – ganz im Gegensatz dazu – beide Begriffe synonym verwendet werden.
Die Existenz einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung wird dabei meist an die Prämisse gekoppelt, dass der Privatbesitz an Produktionsmitteln grundsätzlich möglich ist. Bei der Marktwirtschaft selbst soll nur die Bedürfnisbefriedigung über Märkte im Fokus stehen.
Übungsfragen
#1. Welche der folgenden Formen einer Marktwirtschaft existiert nur als theoretisches Modell?
#2. Welches der folgenden Merkmale kennzeichnet nur die Soziale Marktwirtschaft?
#3. Welcher Grundvoraussetzung bedarf es für eine kapitalistische Wirtschaftsordnung?
#4. Welche Rolle kommt dem Staat in einer Freien Marktwirtschaft zu?
Ergebnisse
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