Unter den Lagermethoden ist LIFO (englisch: “Last in – First Out”) die am häufigsten gewählte oder unbewusst genutzte. Beim LIFO-Verfahren werden die Produkte zuerst verwendet, die zuletzt eingelagert wurden. Zudem hat das LIFO-Verfahren einen wichtigen Stellenwert in der Buchhaltung. Beim Handelsrecht ist es eines von zwei zulässigen Methoden, im Steuerrecht die einzig zulässige Methode zur Bestandsbewertung.
In dieser Lektion erklären wir dir das Thema Lagerstrategien. Das Verfahren Last In – First Out steht dabei im Mittelpunkt. Zum besseren Verständnis geben wir dir Beispiele aus der Praxis an die Hand. Außerdem erklären wir dir den Einsatz des LIFO-Verfahren in der Buchhaltung. Abschließend kannst du dein Wissen anhand einiger Übungsfragen testen.
Lagerstrategien
Lagerstrategien dienen in einem Unternehmen dazu, die Ein- und Auslagerungen zu planen. Im Detail geht es darum, sich darüber Gedanken zu machen, in welcher Reihenfolge Produkte gelagert werden und welche Lagerplätze in Fragen kommen. Dabei spielt es immer auch eine Rolle, welche Lagersysteme im Unternehmen genutzt werden können.
Das LIFO-Verfahren findet sehr häufig Anwendung, gerade in Betrieben, die keine Planungen zu ihren Lagerstrategien vornehmen. Erstrebenswert ist in den meisten Unternehmen das FIFO-Verfahren (First in – First out), da hierdurch ein regelmäßiger Austausch der Lagerprodukte stattfindet. Insbesondere die Lebensmittelindustrie greift auf das FIFO-Verfahren zurück.
Lagerstrategien:
Das LIFO-Verfahren
Beim LIFO-Verfahren werden die zuletzt eingelagert Produkte als erstes wieder ausgelagert. Ein solches Verfahren wird in Unternehmen ganz automatisch eingesetzt, die keine gesonderte Lagerstrategie besitzen. Die Produkte, die eingekauft wurden, werden im Lager vor andere Paletten gestellt oder auf andere Artikel gestapelt. Bei der Entnahme sind diese Produkte direkt wieder an erster Stelle, sodass aufgrund der Einfachheit das LIFO-Verfahren bewusst oder unbewusst zum Einsatz kommt.
Möglich ist diese Methode jedoch nur in Unternehmen, die entsprechend unempfindliche Lagerprodukte besitzen. Es kann vorkommen, dass manche Artikel in einem Lager immer an den hintersten Lagerplätzen liegen und somit nie genutzt werden. Da bei dieser Methode jedoch ohne vorherige Planung gelagert werden kann, ist LIFO ein einfaches und kostengünstiges Verfahren.
Vorteile des LIFO-Verfahrens:
- Organisationsersparnis
- Verminderung von Strecken
- Raumersparnis durch Wandregale
- Kostenersparnis durch einfache Regalsysteme
- Kostenersparnis durch weniger Lagerpersonal
Anwendungsbereiche
Das LIFO-Verfahren wird angewendet, wenn ein Unternehmen sich keine Gedanken über die Reihenfolge der Lagerung macht oder wenn diese schlichtweg keine Rolle spielt. Dies ist bei Produkten möglich, deren Beschaffenheit sich trotz längerer Lagerung in keiner Weise verändert.
Hierfür stehen beispielsweise Schüttgüter wie Sand und Kies zur Verfügung. Außerdem sind einige Metalle und Baustoffe beständige Lagerartikel. Diese Produkte müssen auch dann noch in einem guten Zustand sein, wenn sie nach langer Zeit benötigt werden. Es darf nicht zu einer Korrosion kommen. Das LIFO-Verfahren ist somit nicht für alle Produkte geeignet, sodass die Lagerprodukte vorab auf Beständigkeit geprüft werden müssen.
Hierzu werden Produkte vor oder auf Restbeständen gelagert. Der Bausand befindet sich beispielsweise in einer Grube und wird von oben aufgeschüttet und auch entnommen. Die neu beschafften wetterfesten Klinker werden in Paletten nach dem LIFO-Verfahren vor die alten Paletten gestellt und direkt wieder entnommen, wenn diese benötigt werden.
Lagersysteme
Für das LIFO-Verfahren eignen sich die gängigen Lagersysteme. Dies hat den Vorteil, dass keine speziellen Regale angeschafft werden müssen und somit die Kosten gering bleiben. Gleiches gilt für die Kosten der Ein- und Auslagerung, da keine Warenbewegungen der älteren Lagerbestände stattfinden.
Lagersysteme für das LIFO-Verfahren
- Regallager: Ein einfaches System, bei dem Regale genutzt werden, die platzsparend im Lager verteilt stehen und somit auch an der Wand befestigt sein dürfen
- Freiluftlager: Ein System für Schüttgüter, bei dem die Produkte auf dem Boden auf Freiflächen lagern. Eventuell kommen zusätzlich Gruben zum Einsatz
- Hochregallager: Das Hochregallager besitzt Lagerplätze, wodurch jedes Produkt seinen eigenen Platz bekommt. Die Methode ist für LIFO möglich, aber eher nicht wirtschaftlich.
LIFO als Methode der Bestandsbewertung
Produkte auf dem Lager werden am Ende des Jahres in Bilanzen für das Vermögensverhältnis eines Unternehmens bewertet. Eine Bewertungsmethode ist die Last in – First Out-Methode. Es wird in eine Nutzung nach Handelsrecht und nach Steuerrecht unterschieden.
Handelsrecht
Die Bilanzierung nach LIFO für das Handelsrecht ist nach § 256 HGB möglich. Hiernach dürfen Werte gleichartiger Vermögensgegenstände gesammelt bewertet werden. Beim LIFO-Verfahren wird davon ausgegangen, dass die zuletzt beschafften Produkte zuerst entnommen werden.
Dabei spielt es keine Rolle, welche Methode auf dem Lager in der Praxis durchgeführt wird. Neben dem LIFO-Verfahren ist im Handelsrecht das FIFO-Verfahren zulässig, bei dem davon ausgegangen wird, dass die zuerst beschafften Produkte zuerst entnommen werden.
Steuerrecht
Nach Steuerrecht § 6 Abs. 1 Nr. 2a EStG ist eine Verwendung vom LIFO-Verfahren als einzige Bewertungsmethode möglich. Hierzu müssen jedoch die Voraussetzungen sichergestellt sein, dass der Gewinn nach § 5 EStG ermittelt wird, die LIFO-Methode ebenfalls in der Handelsbilanz angewendet wird und die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung eingehalten werden. Sind die zu bewertenden Produkte eindeutig mit Anschaffungskosten zu identifizieren, so darf die Verbrauchsfolgebewertung LIFO nicht zum Einsatz kommen.
Permanentes LIFO und Perioden-LIFO
Das permanente LIFO erfasst alle Zu- und Abgänge, wodurch immer die aktuellen Lagerbestände bekannt sind.
Beim Perioden-LIFO ist dieses Verfahren vereinfacht. Es werden die Endbestände erfasst und diese mit den Anfangspreisen multipliziert, bis alle Produkte bepreist sind. Dies hat den Hintergrund, dass davon ausgegangen wird, dass die zuletzt beschafften Güter das Unternehmen bereits verlassen haben.
Strenges Niederstwertprinzip
Da eine Bilanz nie zu hohe Vermögensgegenstände zugrunde legen darf, müssen geringere Werte angesetzt werden, sollten diese bekannt sein. Aus diesem Grund wird zum Bilanzstichtag der Wert aus dem LIFO-Verfahren mit dem aktuellen Marktwert verglichen. Der geringere Wert aus diesem Vergleich muss nach dem strengen Niederstwertprinzip für die Bilanz verwendet werden.
Folgende Bewegungen fanden statt:
Datum | Abgang/Zugang | Menge | Preis |
---|---|---|---|
01.01. | Anfangsbestand | 500 Barrel | 63,21 USD/Barrel |
01.04. | Entnahme | 400 Barrel | |
01.05. | Beschaffung | 500 Barrel | 68,77 USD/Barrel |
01.07. | Beschaffung | 500 Barrel | 62,62 USD/Barrel |
01.11. | Entnahme | 400 Barrel |
Der Endbestand von 700 Barrel soll nach LIFO bewertet werden. 500 Barrel zu 63,21 USD/Barrel und 200 Barrel zu 68,77 USD/Barrel fließen in die Bilanz ein, was einen Wert von 45.359 USD ergibt.
Dieser Betrag fließt in die Bilanz nach Handelsrecht und nach Steuerrecht. Der aktuelle Marktwert beträgt 49.223 USD, wodurch das Niederstwertprinzip eingehalten wurde.
Übungsfragen
#1. Welche Produkte werden beim LIFO-Verfahren entnommen?
#2. Was sind Vorteile des LIFO-Verfahrens?
#3. Welche Produkte lassen sich nicht optimal durch LIFO einlagern?
#4. Ein Unternehmen darf das LIFO-Verfahren für die Wertermittlung für die Bilanz nach Steuerrecht nutzen, wenn nach Handelsrecht das FIFO-Verfahren angewendet.
#5. Ein Unternehmen hat im Jahr drei Messer zu 65 €, zu 63 € und zu 67 € gekauft. Ein Messer wurde entnommen. Aktuell kostet ein Messer 70 €. Zu welchem Wert fließen die Messer in die Bilanz ein?
Ergebnisse
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