Dem Bezugsrecht kommt im Aktionärsrecht eine besondere Bedeutung zu. Es entsteht immer dann, wenn eine Aktiengesellschaft die Erhöhung des Grundkapitals beschließt. Um eine Verwässerung mit den alten Kapitalanteilen zu verhindern, können Altaktionäre die neuen Aktien zu einem bevorzugten Preis erwerben. Machen sie sich diese Möglichkeit nicht zunutze, können sie das Recht auf den Bezug neuer Aktien auch veräußern.
In dieser Lektion behandeln wir das Thema Bezugsrecht. Du erfährst, welchen Stellenwert das Bezugsrecht hat und wie es entsteht. Zwei Beispiele zeigen dir, wie ein Aktionär das Bezugsrecht erhält und wie es ermittelt wird. Abschließend informieren wir dich darüber, was bei dem Verkauf des Bezugsrechts zu beachten ist und welche Gründe für einen Ausschluss von Bezugsrechten sprechen. Zur Vertiefung deines Wissens kannst du nach dem Text einige Übungsfragen beantworten.
Englisch: subscription right
Warum ist das Bezugsrecht wichtig?
Ein Aktionär investiert in ein Unternehmen, um auf diese Weise eine neue Einnahmequelle zu generieren. Die Investition lohnt sich aber auch für das Unternehmen: Mit dem Geld, das die Aktionäre ihrer AG zur Verfügung stellen, können Investitionsvorhaben verwirklicht und laufende Verbindlichkeiten beglichen werden. Beschließt die Aktiengesellschaft eine Erhöhung des Grundkapitals, benötigt es eine höhere finanzielle Unterstützung. Damit die Altaktionäre gehalten werden, wird ihnen ein Bezugsrecht eingeräumt.
Die wichtigsten Faktoren
Folgende Faktoren müssen der Aktionär und die Aktiengesellschaft im Zusammenhang mit dem Bezugsrecht beachten:
- Bezugskurs
- Bezugsfrist
- Bezugsverhältnis
- Bezugsrechtspreis
Bezugskurs
Der Bezugskurs ist der Verkaufspreis, den die Aktiengesellschaft für die Ausgabe der neuen Aktien festlegt.
Bezugsfrist
Nach der Ausgabe neuer Aktien hat der Aktionär 14 Tage Zeit, von seinem Bezugsrecht Gebrauch zu machen. Alternativ kann er auf den Erwerb der Aktien verzichten oder das Bezugsrecht veräußern.
Bezugsverhältnis
Mit dem Verhältnis wird die Anzahl der neuen Aktien festgelegt, die der Aktionär aufgrund seines Bezugsrechts erhält.
Bezugsrechtspreis
Der Bezugsrechtspreis wird ermittelt durch das Angebot und die Nachfrage an der Börse, an der die Aktien des Unternehmens gehandelt werden.
Wie entsteht ein Bezugsrecht?
Das Bezugsrecht wird einem Altaktionär gewährt, wenn eine Aktiengesellschaft die Erhöhung ihres Grundkapitals bestimmt. Das Grundkapital einer AG ist identisch mit dem Stammkapital einer GmbH. Die Durchführung einer Kapitalerhöhung ist mit der Ausgabe neuer Aktien verbunden.
Nach § 186 Aktiengesetz (AktG) sind die gesetzlichen Vertreter einer AG (z.B. der Vorstand) dazu verpflichtet, den Altaktionären die jungen Aktien anzubieten. Das Gesetz räumt dem Vorstand hierfür eine Frist von 14 Tagen ein. Durch das Anbieten dieser Aktien entsteht für den Aktionär ein Bezugsrecht. Dieses Bezugsrecht kann er wahrnehmen, ablehnen oder verkaufen.
Die “Springbrunnen AG” beschließt auf ihrer Hauptversammlung eine Erhöhung des Grundkapitals von 500.000 EUR auf 1.000.000 EUR. Die Erhöhung soll durch die Ausgabe junger Aktien finanziert werden. Der Vorstand legt die 14-tägige Bezugsfrist fest, in welcher den Aktionären ein Bezugsrecht eingeräumt wird. Vor Beginn dieser Frist erfahren die Aktionäre, welchen Ausgabepreis sie für die jungen Aktien bezahlen müssen. Jene Aktien, die nicht durch Ausübung des Bezugsrechts auf die Altaktionäre übergehen, werden an der Börse zum Kauf angeboten.
Die Ermittlung des Bezugsrechts
Ausgangsbasis für die Berechnung des Bezugsrechts sind die Aktienanteile, die dem Aktionär schon gehören, der alte Aktienkurs und der Bezugskurs der neuen Aktien.
Unter Berücksichtigung dieser Faktoren kann das Bezugsrecht wie folgt ermittelt werden:
Das Bezugsrecht des Aktionärs ermittelt sich wie folgt:
Verkauf eines Bezugsrechts
Möchte ein Aktionär sein Bezugsrecht verkaufen, muss er sich an eine Bank oder an einen privaten Broker wenden. Alternativ kann er das Bezugsrecht auch in eigener Regie veräußern. Der eigentliche Verkauf des Bezugsrechts wird über die Börse abgewickelt. Vorausgesetzt wird, dass der Aktionär ein bestimmtes Mindestkontingent anbietet. Belässt der Aktionär sein Bezugsrecht bis zum Ende der 14-tägigen Bezugsfrist in seinem Depot, wird es anschließend von einem Broker oder der Bank veräußert.
Durch den Verkauf seines Bezugsrechts kann der Aktionär einen Gewinn erzielen. Dies ist der Fall, wenn der Wert des Bezugsrechts über dem aktuellen Kurs der neuen Aktien liegt. Der Verkäufer muss steuerliche Aspekte einkalkulieren. Der Verkauf des Bezugsrechts unterliegt in Höhe von 25 % der Abgeltungssteuer.
Gründe für den Ausschluss von Bezugsrechten
Eine Grundkapitalerhöhung ist nicht zwangsläufig mit dem Ausüben eines Bezugsrechts verbunden. Die Erhöhung wird während der Hauptversammlung der AG beschlossen. Hierbei kann gleichzeitig entschieden werden, dass Bezugsrechte ausgeschlossen werden. Für den Ausschluss des Bezugsrechts ist eine 2/3 Mehrheit der Aktionäre erforderlich.
Für den Ausschluss von Bezugsrechten können die folgenden Gründe sprechen:
- Das Unternehmen steht vor dem Kauf eines Konkurrenten. Die neuen Aktien sollen zur Finanzierung dieses Vorhabens verwendet werden.
- Mit der Ausgabe neuer Aktien möchte das Unternehmen an einem Börsenplatz im Ausland gehandelt werden.
- Die neuen Aktien werden ausschließlich als Belegschaftsaktien ausgegeben. Dies bedeutet, dass die Arbeitnehmer ein Vorkaufsrecht haben, das sie noch vor den Aktionären ausüben können.
Übungsfragen
#1. Für welches Recht hat das Bezugsrecht eine besondere Bedeutung?
#2. Muss der Aktionär in jedem Fall von dem Bezugsrecht Gebrauch machen?
#3. Wie geht der Aktionär bei dem Verkauf seines Bezugsrechts vor?
#4. Welcher Aspekt muss von dem Veräußerer eines Bezugsrechts bedacht werden?
Ergebnisse
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