Eine Kapitalerhöhung findet in Unternehmen durch wirtschaftliche Gründe statt. In den meisten Fällen sind hiervon Kapitalgesellschaften betroffen, da hier das Kapital als Haftungsgrundlage dient. Insbesondere die Kapitalerhöhung bei Aktiengesellschaften ist gesetzlich ausführlich geregelt. Unternehmen führen eine Kapitalerhöhung durch, wenn sie Investitionen planen oder Beteiligungen eingehen wollen und sich die Eigenkapitalquote gleichzeitig nicht ändern soll.
In dieser Lektion lernst du den Begriff der Kapitalerhöhung kennen. Du erfährst, wie Kapitalgesellschaften diese Erhöhung durchführen und welche Vorteile sich daraus entwickeln. Zum Abschluss stehen dir einige Übungsfragen zur Verfügung.
Warum ist eine Kapitalerhöhung wichtig?
Die Kapitalerhöhung ist ein Anstieg des Eigenkapitals durch Innen- oder Außenfinanzierung. Sie dient einem Unternehmen dazu, über mehr finanzielle Mittel zu verfügen, die ins Eigenkapital geschrieben werden.
Aus diesem zusätzlichen Kapital können wichtige Investitionen oder Beteiligungen an anderen Unternehmen getätigt werden. Der Kapitalzufluss über Kredite hingegen kostet Zinsen, weshalb ein Unternehmen die Kapitalerhöhung vom Eigenkapital nutzen kann, wenn es diese Kosten verhindern will. Durch eine gleichbleibende Eigenkapitalquote entstehen weitere Vorteile, weil beispielsweise die Bonität auf einem gleichbleibenden Niveau gehalten werden kann.
Kapitalerhöhung bei einer Aktiengesellschaft
Besonders häufig kommt es bei Aktiengesellschaften zu Kapitalerhöhungen, da diese einen hohen Bedarf an frischem Kapital haben. Die Kapitalerhöhung ist ausführlich in den §§ 182 bis 206 AktG beschrieben. Es bestehen vier Möglichkeiten der Kapitalerhöhung, wobei diese immer von der Hauptversammlung bestätigt werden müssen.
Möglichkeiten einer Kapitalerhöhung bei Aktiengesellschaften:
- Ordentliche Kapitalerhöhung
- Bedingte Kapitalerhöhung
- Genehmigte Kapitalerhöhung
- Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln
Ordentliche Kapitalerhöhung
Bei der “ordentlichen Kapitalerhöhung” vergibt eine bestehende Aktiengesellschaft neue Unternehmensanteile, die auch als junge Aktien bezeichnet werden. Zunächst muss die Hauptversammlung dieser Methode mit einer Mehrheit von 75 % zustimmen.
Die neuen Aktien werden zu einem festgelegten Preis ausgegeben, der allerdings nicht unter dem Nennwert der Altaktien liegen darf. Der Preis liegt jedoch fast immer unter dem aktuellen Kurswert, damit Anreize zum Kauf geschaffen werden.
Jeder kann nun die neuen Aktien zeichnen und das Eigenkapital in die Aktiengesellschaft einbringen. Die Altaktionäre haben bei dieser Methode ein Bezugsrecht, da ihre Anteile ansonsten verwässern würden. Das bedeutet, die Besitzer von alten Aktien können in einem Bezugsverhältnis neue Aktien kaufen, müssen dies aber nicht tun. Durch einen Nachkauf behalten die Aktionäre ihre Stimmen- und Dividendenanteile.
Bedingte Kapitalerhöhung
Die “bedingte Kapitalerhöhung” ist an Bedingungen geknüpft, zu denen die Erhöhung stattfinden wird. Das bedingte Kapital fließt dem Unternehmen zu, wenn Aktionäre von einem Umtausch- oder Bezugsrecht Gebrauch machen.
Es kann beispielsweise ein Tausch von Wandelanleihen erfolgen. Eine weitere Möglichkeit der bedingten Kapitalerhöhung ist die Herausgabe von Mitarbeiterbeteiligungen. Diese dürfen jedoch nur 10 % vom Grundkapital betragen.
Genehmigte Kapitalerhöhung
Bei der “genehmigten Kapitalerhöhung” wird das Grundkapital der Aktiengesellschaft über einen Zeitraum von maximal fünf Jahren um bis zu 50 % erhöht. Dieser Erhöhung muss wieder mit 75 % von der Hauptversammlung zugestimmt werden.
In dem Zeitraum von fünf Jahren hat der Hauptvorstand freie Hand über die Kapitalerhöhungen und benötigt nicht jedes Mal die Bestätigung durch die Hauptversammlung. Hierdurch ist die Aktiengesellschaft flexibler und kann problemlos neue Aktien ausgeben.
Beispiel: Genehmigte Kapitalerhöhung
Da das Grundkapital bei 5.000.000 € lag, können im Laufe der Jahre bis zu 2,5 Millionen Euro über eine oder mehrere Aktienausgaben eingesammelt werden.
Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln
Bei der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln erfolgt kein tatsächlicher Geldfluss. Vielmehr findet eine Verschiebung in der Bilanz statt. Gewinn- und Kapitalrücklagen werden in Grundkapital umgewandelt, anstatt diese zu reinvestieren oder auszuzahlen.
Das zusätzliche Kapital wird im Normalfall als Berichtigungsaktien an die Aktionäre ausgegeben. Handelt es sich im Unternehmen um Stückaktien, so kann das Grundkapital ohne Herausgabe von Gratisaktien erhöht werden.
Effektive und nominelle Kapitalerhöhung
Die effektive Kapitalerhöhung findet durch Mittelzufluss von außen statt. Es handelt sich um einen tatsächlichen Geldtransfer über eine Aktienemission statt. Um die Höhe der Kapitalerhöhung festzustellen, werden das Bookbuilding-Verfahren, der Block Trade oder das Accelerated Bookbuilding verwendet.
Verfahren der Kursbestimmung:
- Bookbuilding-Verfahren: Innerhalb einer Zeichnungsfrist werden neue Aktien beworben, die gezeichnet werden können. Nach dieser Phase erfolgt die Zuteilung.
- Block Trade: Bei diesem Verfahren werden die Aktien als gesamter Block an eine Investmentbank übertragen, die sie auf eigenem Risiko an den Markt bringt.
- Accelerated Bookbuilding: Ähnliche Form, wie der Block Trade. Die Aktien werden hierbei in kurzer Zeit an Investoren verkauft.
Bei der nominellen Kapitalerhöhung wird das Grundkapital innenfinanziert. Die Kapitalermittlung aus Gesellschaftsmitteln ist ein Beispiel hierfür. Es werden Rücklagen in das Grundkapital überführt. Dabei ist darauf zu achten, dass nur Rücklagen aus dem letzten Jahresabschluss genutzt werden können.
Vergleichbar ist die nominelle Kapitalerhöhung mit einem Aktiensplit, da Gratisaktien vergeben werden. Die Folge ist ein niedrigerer Aktienwert, wodurch diese an Attraktivität bei Anlegern gewinnen.
Voraussetzungen für die nominelle Kapitalerhöhung:
- Geprüfte Bilanz
- Bilanz nicht älter als acht Monate
- Nur möglich, wenn Vermögenssituation seit letztem Bilanzstichtag nicht verschlechtert
- Kapitalerhöhung muss angemeldet sein
Kapitalerhöhung bei einer GmbH
Eine Kapitalerhöhung ist ebenfalls bei der Kapitalgesellschaft der GmbH möglich. Hier entscheidet ein Erhöhungsbeschluss darüber, ob die Satzung entsprechend geändert werden darf.
Im Gegensatz zur AG besteht bei der GmbH kein automatisches Bezugsrecht für Gesellschafter, sodass diese Verluste erleiden können, wenn sich ihr Anteilsverhältnis verringert. Es bestehen mehrere Möglichkeiten, die Kapitalerhöhung bei einer GmbH durchzuführen.
Möglichkeiten der Kapitalerhöhung bei der GmbH:
- Ordentliche Kapitalerhöhung: Die Gesellschafter geben neues Kapital durch Bareinlagen oder Vermögensgegenstände in das Unternehmen.
- Rücklagen umwandeln: Bestehende Rücklagen werden aufgelöst und in Eigenkapital umgewandelt. Hierdurch ergibt sich eine Verschiebung innerhalb der Bilanz, da das Geld bereits zum Unternehmen gehört.
- Kapitalerhöhung durch Geschäftsführer: Die Geschäftsführer selbst dürfen Eigenkapital bis zu einer vorbestimmten Grenze hinzufügen, wenn dieses Recht vorab im Gesellschaftsvertrag eingetragen wurde.
- Mischform: Je nach Bedarf können die Methoden kombiniert werden.
Kapitalerhöhung anderer Rechtsformen
Auch bei Personengesellschaften, wie etwa der offenen Handelsgesellschaft oder der Kommanditgesellschaft, kann es zu Kapitalerhöhungen kommen. Dies geschieht auf eine Art durch die Selbstfinanzierung. Hierbei werden Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern fließen in das Eigenkapital ein.
Eine andere Methode ist die Kapitaleinlage. Stimmen alle Gesellschafter zu, so können die bisherigen oder neue Gesellschafter Kapitaleinlagen tätigen. Anschließend werden Stimm- und Beteiligungsrechte neu vergeben. Nicht zum Eigenkapital wird hingegen das Geld durch stille Gesellschafter gerechnet. Diese geben zwar Kapital, werden aber nicht am Verlust beteiligt.
Vorteile der Kapitalerhöhung
Eine Kapitalerhöhung wird in einem Unternehmen aus unterschiedlichen Gründen vorgenommen und bringt jeweils diverse Vorteile mit sich.
Vorteile einer Kapitalerhöhung:
- Investitionen tätigen: In den meisten Fällen nehmen Unternehmen Kapitalerhöhungen vor, um anschließend größere Investitionen zu tätigen. Dies können Neuanschaffungen, Baumaßnahmen oder Beteiligungen an anderen Unternehmen sein.
- Bonität erhöhen: Ein Unternehmen mit starker Eigenkapitalquote wird positiv bewertet und erhält leichter Kredite.
- Keine Zinszahlungen: Eine Kapitalerhöhung kann ebenfalls durch Fremdfinanzierung durchgeführt werden. Hierbei entsteht jedoch der Nachteil, dass Zinsen gezahlt werden müssen, was bei einer Eigenkapitalerhöhung nicht der Fall ist.
- Eigenkapitalquote verbessern: Eine höhere Eigenkapitalquote sorgt für eine geringere Krisenanfälligkeit und ein besseres Standing bei Stakeholdern.
- Schulden tilgen: Ein Unternehmen in finanzieller Schieflage kann durch die Erhöhung vom Eigenkapital die Gläubiger bedienen und wird hierdurch handlungsfähiger.
Übungsfragen
#1. Was sind Möglichkeiten der Kapitalerhöhung bei einer Aktiengesellschaft?
#2. Wie kann eine bedingte Kapitalerhöhung bei einer Aktiengesellschaft erfolgen?
#3. Welches Verfahren ist eine nominelle Kapitalerhöhung?
#4. Welches ist kein Verfahren, um einen Aktienkurs für die effektive Kapitalerhöhung festzustellen?
#5. Welche Vorteile bringt eine Kapitalerhöhung mit sich?
Ergebnisse
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen