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Fehlmengenkosten

Enthält: Beispiele · Definition · Formeln · Grafiken · Übungsfragen

Fehlmengenkosten fallen in einem Unternehmen an, wenn Anpassungsmaßnahmen oder Vermeidungsmaßnahmen getroffen werden müssen oder wenn Material nicht zur Verfügung steht. In solchen Fällen können Aufträge nicht vollumfänglich erfüllt werden oder es fallen Kosten an, die zum Auffangen der Fehlmengen ausgegeben werden müssen. Für Unternehmen sind Fehlmengenkosten ungeplant und ungewollt. Als Kennzahl kann der Lieferbereitschaftsgrad herangezogen werden.

In dieser Lektion lernst du die Klassifizierung der Fehlmengenkosten kennen. Außerdem bekommst du aufgezeigt, wo Fehlmengenkosten entstehen und wie diese ausgewertet werden können. Zum Abschluss der Lektion findest du Übungsfragen, um dein Wissen zu testen.

Englisch: cost of downtime | em>out-of-stock-costs | stock-out-costs | shortfall costs

Inhalt dieser Lektion

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  • Was sind Fehlmengenkosten?
  • Klassifizierung der Fehlmengenkosten
  • Fehlmengenkostenarten
    • Sonderfahrten & Eilfrachten
    • Beschaffungskosten
    • Umsatzverlust
    • Schadensersatz
    • Opportunitätskosten
    • Reklamationsbearbeitung
    • Personalkosten bei Produktionsstillstand
  • Konsequenzen aus Fehlmengenkosten
  • Ergebnisse

Was sind Fehlmengenkosten?

Als Fehlmengenkosten werden die Ausgaben in einem Unternehmen bezeichnet, die durch nicht verfügbares Material entstehen oder die durch das Abwenden von Problemen aufgewendet werden müssen. Es handelt sich dabei um einen Begriff aus dem Bereich Beschaffungscontrolling. Hierzu zählen auf der einen Seite Kosten, die durch entgangene Aufträge entstehen und nicht tatsächlich anfallen. Auf der anderen Seite können durch das Auffangen von Fehlmengen tatsächlich Kosten entstehen. Meist ist dies der Fall, wenn Alternativen zum Erfüllen von Aufträgen durchgeführt werden müssen. Dies geschieht, wenn die Alternative teurer ist als ein entgangener Auftrag, oder weil der Imageverlust bei einer Nichterfüllung zu groß wäre.

Fehlmengenkosten: Lieferbereitschaft / Servicelevel
Fehlmengenkosten: Lieferbereitschaft / Servicelevel

Fehlmengenkosten können sowohl Personalkosten sein, die bei Produktionsstillstand trotzdem anfallen, aber auch Kosten für die Nacharbeit oder solche, die durch Strafzahlungen bedingt sind.

Abgrenzung zum Begriff im Flugverkehr

Auch bei Airlines gibt es den Begriff Fehlmengenkosten. Hier sind damit nicht verkaufte Sitzplätze gemeint.

Klassifizierung der Fehlmengenkosten

Die Klassifizierung in Fehlmengenkosten lässt sich durch zwei Arten vornehmen. Es kann sich um indirekte oder um direkte Fehlmengenkosten handeln. Was diese beiden Kostenarten voneinander unterscheidet, erklären wir dir im Folgenden.

Klassifizierung der Fehlmengenkosten

  • indirekte Fehlmengenkosten: Kosten, die durch Maßnahmen bei der Vermeidung oder Ausbesserung von Fehlern entstehen. Die Gelder werden ausgegeben, um Alternativen für einen Auftragsausfall zu besitzen und diese durchzuführen.
  • direkte Fehlmengenkosten: Kosten, die durch fehlendes Material entstehen, weil hierdurch Umsatzverluste hingenommen oder Strafen gezahlt werden müssen.
Beispiel für die Fehlmengenkostenklassifizierung
Die “HHW GmbH” ist eine Möbelmanufaktur aus München. Das Unternehmen benötigt für seine Produktion zahlreiche Werkstoffe, wozu in erster Linie Holz gehört. Den Rohstoff beschafft das Unternehmen kostengünstig vom Sägewerk Schneider.

Im Sägewerk kam es zu einem Brand, weshalb die bestellten Hölzer nicht geliefert werden können. Aus diesem Grund kann die “HHW GmbH” seine Aufträge nicht erfüllen, wodurch ein Umsatzverlust entsteht.

Es handelt sich hierbei um direkte Kosten. Das “Sägewerk Schneider” ist auch nach zwei Wochen nicht lieferfähig, weshalb die “HHW GmbH” das Holz von einem alternativen Lieferanten bezieht. Dieser verlangt 3 € mehr pro Brett, welche als indirekte Fehlmengenkosten in die Kalkulation der “HHW GmbH” einfließt.

Fehlmengenkostenarten

Einem Unternehmen können auf zahlreichen Wegen Kosten für fehlende Güter oder fehlende Leistungen entstehen. Wie hoch die Kosten letztendlich sind, lässt sich häufig schwer quantifizieren, da die Kosten durch höheren administrativen Aufwand und Imageverlusten in der Branche höher ausfallen können, als sie es auf den ersten Blick sind.

Fehlmengenkostenarten:

  • Sonderfahrten & Eilfrachten
  • Beschaffungskosten
  • Umsatzverlust
  • Schadensersatz
  • Opportunitätskosten
  • Reklamationsbearbeitung
  • Personalkosten bei Produktionsstillstand

Sonderfahrten & Eilfrachten

Eilfrachten sind Kosten, die durch einen schnellen Transport zustande kommen. Ist ein Auftrag in Verzug, kann durch die Strecke Zeit eingeholt werden, indem der Standardprozess beim Transport durch eine Eilfracht beschleunigt wird. Auch Kosten, die durch Sonderfahrten, also weitere Fahrten im Vergleich zu den Üblichen, oder durch teurere Transportmittel entstehen, gehören zu den Fehlmengenkosten.

Beispiel: Sonderfahrten
Die “HHW GmbH” ist für eine Lieferung von Stühlen nach Madrid während der Produktion in Verzug geraten. Die Ware wird bereits in zwei Tagen vom Empfänger erwartet.

Die “HHW GmbH” arbeitet im Normalfall mit der “Spedition Fuchser” zusammen, die für eine Palette nach Madrid vier Tage benötigt und dafür 180 Euro erhält. Damit das Produkt rechtzeitig ankommt, bestellt die “HHW GmbH” bei der “Spedition Fuchser” eine Sonderfahrt mit Sprinter. Hierfür fallen 880 Euro an, sodass sich die Fehlmengenkosten auf 700 Euro belaufen.

Beschaffungskosten

Unternehmen sind während der Produktion oder der Erbringung von Dienstleistungen auf Werkstoffe angewiesen. Bei der Beschaffung dieser Werkstoffe kann es schnell zu Lieferproblemen kommen, weil beispielsweise Lieferanten nicht liefern können. In einem solchen Fall müssen alternative Beschaffungsmethoden genutzt werden, die in der Regel (deutlich) teurer ausfallen.

Beispiel: Beschaffungskosten
Die “HHW GmbH” bezieht Stoffe für die eigene Polsterei von der “Frühbau KG“, die ebenfalls in München ansässig ist. Eine Grippewelle hat die Belegschaft der “Frühbau KG” lahmgelegt, sodass über mehrere Tage keine Stoffe beschafft werden konnten.
Damit die eigenen Bestellungen der “HHW GmbH” dennoch ausgeführt werden konnten, mussten Stoffe von einem alternativen Anbieter aus Stuttgart bezogen werden. Diese kosten 1,50 Euro mehr pro Quadratmeter, zuzüglich 0,80 Euro für den weiteren Transport.

Umsatzverlust

Ein klassischer Fall für Fehlmengenkosten ist der Umsatzverlust. Dieser entsteht, wenn eine Bestellung aus verschiedenen Gründen nicht erfüllt werden kann und der Kunde seinen Auftrag zurückzieht. Die Kosten für einen Umsatzverlust müssen zwar nicht monetär gezahlt werden, fehlen aber letztendlich im Jahresergebnis. Gründe für eine Nichtlieferung können fehlende Materialien, Personalausfall, Maschinenausfall, Naturkatastrophen oder fehlende Transportmöglichkeiten sein.

Beispiel: Umsatzverlust
Ein Kunde hat bei der “HHW GmbH” 24 Stühle bestellt. Durch eine fehlerhafte Buchung im Warenwirtschaftssystem musste die innerbetriebliche Logistik nach der Produktion von 11 Stühlen feststellen, dass Mengen aus dem EDV-System auf dem Lager nicht vorhanden sind. Die “HHW GmbH” kann nur 11 der 24 Stühle liefern, was der Kunde nicht akzeptiert. Er storniert den Auftrag nach Einhaltung der Nachbesserungsfristen. Für die “HHW GmbH” entsteht also ein Umsatzverlust.

Schadensersatz

Viele Unternehmen vereinbaren für fehlerhafte Lieferungen Schadensersatz oder Konventionalstrafen. Diese dürfen vom Kunden verlangt werden, wenn der vereinbarte Lieferzeitpunkt nicht eingehalten wurde und hierdurch Kosten entstanden sind.

Beispiel: Schadensersatz
Die “HHW GmbH” sollte für ein Restaurant 50 Stühle liefern. Trotz mehrfacher Mahnungen konnte der späteste Liefertermin, die Restauranteröffnung, durch die “HHW GmbH” nicht eingehalten werden. Das Restaurant hat kurzfristig 50 Stühle von einem Caterer erhalten und für die Eröffnung ausgeliehen. Die Kosten hierfür stellt sie der “HHW GmbH” in Rechnung.

Opportunitätskosten

Opportunitätskosten sind die Kosten, die einem Unternehmen durch die fehlende Nutzung von Ertragsmöglichkeiten entstehen. Es handelt sich um einen freiwilligen oder unfreiwilligen Verzicht auf Produktionsfaktoren. Den Ertrag, den die Produktionsfaktoren bei einer Nutzung erwirtschaften könnten, bilden die Opportunitätskosten.

Beispiel: Opportunitätskosten
Die “HHW GmbH” findet auf dem Arbeitsmarkt nicht genug Näherinnen für die eigene Polsterei. Aus diesem Grund hat sie sich dazu entschlossen, nur sieben der elf Nähmaschinen im Unternehmen einzusetzen. Durch vier fehlende Maschinen gehen Ertragspotenziale verloren, die die “HHW GmbH” als Opportunitätskosten verzeichnet.

Reklamationsbearbeitung

Eine fehlerhafte Lieferung zieht neben den Kosten in den operativen Abteilungen immer auch administrative Kosten nach sich. Die Abteilungen der Administration bearbeiten die Fälle und verursachen auf diese Weise Personalkosten.

Beispiel: Reklamationsbearbeitung
Das Beschwerdemanagement der “HHW GmbH” ist mit zwei Mitarbeitern besetzt. Dieses Personal kümmert sich ausschließlich um die Abarbeitung von Beschwerden. Hierzu wird mit den Kunden kommuniziert und die einzelnen Abteilungen im Unternehmen werden zu Stellungnahmen und möglichen Prozessverbesserungen für die Zukunft befragt. Die Kosten für die zwei Mitarbeiter im Beschwerdemanagement rechnet die “HHW GmbH” zu den Fehlmengenkosten.

Personalkosten bei Produktionsstillstand

Steht die Produktion still, beispielsweise weil Material fehlt oder ein Stromausfall die Produktion lahmlegt, muss das eingeplante und zur Arbeit erschienene Personal trotzdem bezahlt werden. Diese Personalkosten lassen sich ebenfalls den Fehlmengenkosten zuordnen.

Konsequenzen aus Fehlmengenkosten

Ein Unternehmen ist aus Sicht der Gewinnoptimierung daran interessiert, seine Fehlmengenkosten gering zu halten. Aus diesem Grund sollte immer abgewogen werden, welche Alternative wirtschaftlicher ist.

Außerdem müssen die Gründe für Fehlmengenkosten identifiziert und eliminiert werden. Hierzu können beispielsweise Prozesse verbessert oder Sicherheitsbestände aufgebaut werden, was wiederum die Kosten erhöht.

Eine Kennzahl für die Messung von fehlerhaften Lieferungen ist das Servicelevel, welches den Erfüllungsgrad von Bestellungen misst. Ein Level über 90 % gilt als akzeptabel im Benchmarking, wobei dies immer branchenabhängig betrachtet werden sollte.

Die Formel lautet:

    \[ Servicegrad = \frac{Ausgef\ddot{u}hrte~Bestellungen * 100}{Erhaltene~Bestellungen}   \]

Imageverlust

Können Aufträge nicht wie geplant erfüllt werden, droht dem Unternehmen zudem ein Imageverlust. Dieser kann dazu führen, dass potenzielle Kunden oder Interessenten sich gegen eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen entscheiden. Nicht zuletzt aus diesem Grund sollten Firmen vorausschauend planen und so agieren, dass keine Ausfälle vorkommen.

Fehlmengenkosten minimieren

Aus den oben genannten Konsequenzen sind Unternehmen daran interessiert, die Fehlmengenkosten im möglichst geringen Bereich zu halten. Um Fehlmengenkosten zu vermeinden oder zu minimieren, können Unternehmen diese Maßnahmen nutzen:

  • Auf verlässliche Lieferanten setzen
  • Lieferketten optimieren
  • Abwägen, ob eine Just-in-Time-Lieferung oder die Arbeit mit einem Lager sinnvoller sind
  • Genug zeitlichen Puffer einplanen

Im Controlling sollten die Fehlmengenkosten daher regelmäßig geprüft und möglich Maßnahmen ergriffen oder abgestimmt werden.

Übungsaufgaben

 

#1. Was ist keine Klassifizierung für Fehlmengenkosten?

#2. Was sind mögliche Fehlmengenkostenarten?

#3. Opportunitätskosten bezeichnen entgangene Erlöse, die dadurch entstehen, dass Ertragsmöglichkeiten freiwillig oder unfreiwillig nicht genutzt werden.

#4. Die Formel für den Servicegrad lautet:

Vorherige
Fertig

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