Von einem Marktversagen wird gesprochen, wenn sich über den Marktmechanismus nicht die gewünschten volkswirtschaftlichen Ergebnisse erzielen lassen. Die vom Markt veranlasste Koordination weicht dabei von der aus volkswirtschaftlicher Sicht optimalen Allokation von Produktionsfaktoren ab und veranlasst so einen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf.
In dieser Lektion erklären wir dir, wann genau von einem Marktversagen gesprochen wird, wie es zu einem Marktversagen kommt und wie die Wirtschaftspolitik darauf reagiert. Zum Abschluss kannst du dein Wissen mittels einiger Übungsfragen kontrollieren.
Englisch: Market failure
Warum solltest du das Marktversagen kennen?
Kenntnisse über das Marktversagen sind vor allem im Hinblick auf dessen Ursache von großer Bedeutung. Anhand der hier formulierten Ursachen für Marktversagen lässt sich die Situation an einem Markt besser einschätzen, was beispielsweise dann entscheidungsrelevant sein kann, wenn ein Markteintritt geplant werden soll.
Merkmale des Marktversagens
Das Marktversagen ist eine Theorie der neoklassischen Lehre und es ist immer dann davon die Rede, wenn die vom Markt bzw. von den Marktteilnehmern veranlasste Koordination nicht zu einer Pareto-effizienten Allokation der Ressourcen führt.
Das bedeutet, dass ein Marktteilnehmer nicht mehr besser gestellt werden kann, ohne einen anderen gleichzeitig schlechter zu stellen.
Typische Ursachen für Marktversagen sind:
- Asymmetrische Informationen
- Externe Effekte
- Natürliche Monopole
- Öffentliche Güter
In einer Marktwirtschaft – in der freien wie in der sozialen – wird über den Marktmechanismus geregelt, welche Ressourcen welchen Marktteilnehmern zukommen. Die einzelnen Marktteilnehmer verfolgen wiederum ihre Eigeninteressen und sind danach bestrebt, das für sie bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Über das gegenseitige Handeln versucht jeder, bessere Angebote zu möglichst niedrigen Preisen zu erzielen, um den eigenen Nutzen so weit wie möglich zu steigern. Das lässt den Schluss zu, dass der Markt im Grunde die effizienteste Verteilung von Ressourcen ermöglichen müsste.
Dieses Ziel kann aber nur dann erreicht werden, wenn die Voraussetzungen eines vollkommenen Marktes gegeben sind:
- Vollständige Konkurrenz
- Transparenz und vollständige Informationen für jeden Teilnehmer
- Homogenität der Güter
- Keine persönlichen Präferenzen zwischen den Marktteilnehmern
- Keine räumlichen Differenzen
Da der vollkommene Markt nur auf theoretischer Ebene existiert, kann stets von einem relativen Marktversagen ausgegangen werden.
Asymmetrische Information
Von asymmetrischer Information wird gesprochen, wenn potenzielle Vertragspartner am Markt nicht über die gleichen Informationen verfügen. Diese Informationen betreffen zuvorderst die Qualität des Produktes und zu versichernde Risiken.
In diesem Zusammenhang wird gerne auf das von George A. Akerlof beschriebene Lemons-Problem auf dem Gebrauchtwagenmarkt hingewiesen.
Dieses basiert auf der Sorge schlecht informierter Marktteilnehmer, bei einem Vertragsabschluss benachteiligt zu werden. Laut Akerlof führt dies dazu, dass nur noch die schlechtesten Anbieter Gebrauchtwagen verkaufen und es demzufolge zu einer Negativauslese kommt.
Externe Effekte
Ein häufiger Grund für Marktversagen liegt in den externen Effekten. Diese Effekte treten immer dann auf, wenn ein Handel zwischen zwei Marktteilnehmern unbeabsichtigte Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte hat.
Passagier und Fluggesellschaft schließen einen Vertrag über seine Beförderung. Anwohner des Flughafens, die an diesem Vertrag nicht beteiligt sind, haben unter dem externen Effekt Fluglärm zu leiden. Dieser wird jedoch von den Vertragsparteien nicht berücksichtigt, sodass nach neoklassischer Sichtweise von keiner effizienten Zuteilung von Ressourcen mehr ausgegangen werden kann.
Die Auswirkungen von externen Effekten lassen sich durch staatliches Eingreifen beseitigen. Dabei werden die externen Kosten nach dem Verursacherprinzip in die Kalkulation mit einbezogen. Dieser Vorgang wird auch als Internalisierung bezeichnet.
Beispiel für externe Effekte
Dadurch kommt es jedoch zu einer empfindlichen Störung dieses Ökosystems in deren Folge viele Fische verenden.
Der ortsansässigen Fischerei entsteht so ein Schaden, welcher zu den externen Effekten gehört und ein Marktversagen signalisiert. Der Schaden spiegelt sich weder in den Preisen noch in den Kosten wider.
Das Pareto-Optimum wird deutlich verfehlt, da sich das Chemieunternehmen durch die günstige Entsorgung seiner Abwässer besser stellt, dabei jedoch die Fischereibetriebe gleichzeitig schlechter. Muss es für die Folgen seiner Umweltverschmutzung aufkommen und beispielsweise Kompensationszahlungen an die Fischereibetriebe zahlen, spricht man von einer Internalisierung externer Effekte, mit der die Fehlallokation und damit das Marktversagen beseitigt wird.
Natürliche Monopole
Monopole und Kartelle können zu Marktversagen führen. Dies betrifft zum einen die monopolistische Preisbildung und zum anderen Preisabsprachen, die beide eine effiziente Allokation von Gütern verhindern.
Sofern sich in einem einzelnen Markt ein natürliches Monopol bildet, ist der Monopolist dazu in der Lage, die Marktpreise zu bestimmen. Ist dieser Monopolist darauf aus, seine Gewinne zu maximieren, wird der Marktpreis regelmäßig über den Grenzkosten liegen und so die Pareto-optimale Verteilung der Güter verhindern.
Das Kartell kommt besonders häufig in Duo- und Oligopolen vor, wenn zwei oder mehr Anbieter sich hinsichtlich ihrer Preisgestaltung absprechen, um am Markt höhere Preise zu erzielen. Zu beobachten war dies in der Praxis immer wieder bei den Benzinpreisen der Mineralölkonzerne. Der Staat versucht, solche Situationen durch Kartellgesetze zu verhindern.
Marktversagen bei öffentlichen Gütern
Öffentliche Güter haben oftmals die Eigenschaft, dass sie von den Nachfragern “konsumiert” werden können, ohne dass diese dafür eine direkte Gegenleistung erbringen. Es kann niemand vom Konsum öffentlicher Güter ausgeschlossen werden und niemand muss dafür etwas bezahlen.
Typische Beispiele hierfür sind:
- Infrastruktur wie Straßen, Brücken und Gehwege
- Maßnahmen zum Klimaschutz
- Straßenbeleuchtung
- Bildungswesen
Die Problematik liegt nun darin, dass niemand bereit ist, für etwas zu bezahlen, das er sowieso nutzen könnte. Um einem Marktversagen entgegenzuwirken, müssen diese öffentlichen Güter vom Staat bereitgestellt und über Steuern finanziert werden.
Übungsfragen
Ergebnisse
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Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen#1. Welche der folgenden Ursachen löst typischerweise ein Marktversagen aus?
#2. Marktversagen kennzeichnet unvollkommene Märkte. Wie lässt sich ein vollkommener Markt in der Praxis etablieren?
#3. Bei welcher der folgenden Situationen handelt es sich um eine Internalisierung von externen Effekten?
#4. Welcher der folgenden Vorgänge führt nicht zu einem Marktversagen?
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