Der vollkommene Markt ist der ideale Markt und als solcher in der Betriebs- und in der Volkswirtschaftslehre ein theoretisches Modell eines homogenen Marktes. Mit diesem vereinfachten Modell wird gearbeitet, um komplexe Zusammenhänge, Konzepte und Beziehungen zu untersuchen und zu verstehen. Der Einfachheit halber werden die beeinflussenden Faktoren entgegen der wirtschaftlichen Realität bewusst eingeschränkt. Es handelt sich um eine Marktform, bei der nur einer der Punkte unter sonst gleichen Bedingungen verändert wird, sodass die Auswirkungen auf die Marktgegebenheiten eindeutig zuordenbar sind.
In dieser Lektion lernst du den vollkommenen Markt und seine Merkmale kennen. Mithilfe der Übungsfragen am Ende der Lektion kannst du deinen aktuellen Wissensstand prüfen und gegebenenfalls Wissenslücken schließen.
- Synonyme: Idealer Markt
- Englisch: complete market | perfect market
Wann ist der vollkommene Markt von Bedeutung?
Der vollkommene Markt ist die Bedingung beziehungsweise Voraussetzung für den klassischen Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage und der damit verbundenen Preisbildung. Deshalb ist er als Modell die Basis für die meisten anderen gesamtwirtschaftlichen Überlegungen und liefert wichtige Erkenntnisse, um unvollkommene Märkte zu untersuchen. In der wirtschaftlichen Realität sind die Rahmenbedingungen des vollkommenen Marktes regelmäßig nicht erfüllt.
Was ist ein vollkommener Markt?
In der Volkswirtschaftslehre ist der vollkommene Markt eine Modellannahme, die unter anderem als Basis für Analysen in Bezug auf Angebot und Nachfrage und für die Preisbildung dient. Die Idee des vollkommenen Marktes geht zurück auf die Annahmen neoliberaler / monetaristischer Wirtschaftswissenschaften.
Ihre Anhänger verstehen darunter einen idealen Markt, auf dem sich alle Marktteilnehmer ausschließlich am Preis orientieren. Daraus entsteht ein stabiles Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, das, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dem volkswirtschaftlichen Optimum entspricht. Danach schaffen die idealen Märkte angeblich ein Höchstmaß an volkswirtschaftlicher Wohlfahrt.
Der vollkommene Markt zeichnet sich durch diese Rahmenbedingungen aus:
- Weitgehend identische Güter
- Viele Nachfrager und Anbieter beziehungsweise Käufer und Verkäufer
- Transparenz im Markt, sodass Preise und Qualitäten bekannt bzw. frei zugänglich sind
- Keine unterschiedlichen Präferenzen der Käufer
- Keine Markteintrittsbarrieren, sodass auch neue Unternehmen einen leichten Zugang zum Markt haben
Die wesentliche Annahme für einen vollkommenen Markt ist, dass Verkäufer und Käufer als Preisnehmer agieren. Insoweit ist davon auszugehen, dass sie den Preis nicht beeinflussen können, sondern ihn als gegeben hinnehmen müssen. Vollkommene Märkte gibt es in der Realität nicht, wobei Wertpapiermärkte diesem Modell am ehesten entsprechen.
Merkmale des vollkommenen Marktes
Der vollkommene Markt bezeichnet einen fiktiven, idealen Markt, der bestimmte Merkmale aufweist.
Ein vollkommener Markt ist durch diese fünf Voraussetzungen definiert:
- Viele Anbieter und Nachfrager
- Rationalität der Marktteilnehmer
- Volle Markttransparenz
- Homogenität der Güter
- Schnelle Reaktion der Marktteilnehmer
Mehrere Anbieter stehen mehreren Nachfragern gegenüber
Stehen mehrere Anbieter mehreren Nachfragern gegenüber, handelt es sich um ein Polypol, das die Voraussetzung für einen freien Markteintritt ist. Signifikant ist, dass zwischen Anbietern und Nachfragern auf den unterschiedlichen Ebenen keine Präferenzen bestehen. Das bedeutet, dass es keine bestimmten Vorlieben im Verhalten der Marktteilnehmer gibt. Das gilt für die persönliche, zeitliche, sachliche und räumliche Ebene gleichermaßen.
Rationalität der Marktteilnehmer
Beim vollkommenen Markt gilt für alle Marktteilnehmer das Ideal des Homo Oeconomicus. Das bedeutet, dass alle Konsumenten nutzenmaximierend handeln und persönliche Präferenzen fehlen. In einem vollkommenen Markt verhalten sich alle Käufer präferenzlos, sodass es innerhalb der Marktbeziehungen keine Bevorzugungen von Käufern und Verkäufern gibt und die Wettbewerbsbedingungen für alle gleich sind.
- Persönliche Präferenzen bestehen immer dann, wenn Marktteilnehmer freundschaftlich, familiär, durch Sympathie oder durch langjährige Geschäftsbeziehungen miteinander verbunden sind.
- Räumliche Präferenzen sind vorhanden, wenn Standortvorteile der Grund für den Geschäftsabschluss sind. Internetmarktplätze kommen dem Modell des vollkommenen Marktes schon sehr nahe. Das gilt insbesondere unter dem Aspekt, dass sich alle Anbieter und Nachfrager an einem Ort befinden, auch wenn er lediglich virtuell ist.
- Zeitliche Präferenzen liegen dann vor, wenn der Grund für den Geschäftsabschluss die Tatsache ist, dass das Gut schneller verfügbar ist, zum Beispiel aufgrund längerer Lieferzeiten beziehungsweise unterschiedlicher Transportwege. Im vollkommenen Markt ist jedes Gut gleich schnell verfügbar, sodass keine zeitlichen Präferenzen entstehen können.
Das bedeutet, dass es bei einem vollkommenen Markt keine Standortvorteile von Unternehmen gibt, auch keine unterschiedlichen Lieferfristen oder variable Transportkosten. In einem vollkommenen Markt wird auch davon ausgegangen, dass jede Ware sofort geliefert und vom Kunden zeitnah abgenommen wird, sodass auch zeitliche Vorteile eliminiert werden. Gleiches gilt für persönliche Präferenzen, zum Beispiel die Freundlichkeit von Verkäufern oder Werbung, die sich in einem vollkommenen Markt nicht auf das Kaufverhalten der Verbraucher auswirken.
Vollständige Markttransparenz
Typisch für den vollkommenen Markt ist die vollkommene Markttransparenz, die die Voraussetzung für ein rationales Handeln der Wirtschaftssubjekte darstellt. Das bedeutet nichts anderes als die vollständige Übersicht über das Marktgeschehen mit der Folge, dass jeder Marktteilnehmer Kenntnis von den Preisen der angebotenen Güter hat.
Diese Voraussetzung kommt in der Realität Vergleichsportalen sehr nahe, wobei es auch hier Wissensunterschiede geben kann. Beispiele sind unterschiedliche Produktqualitäten und versteckte Kosten.
Homogene Güter
Die Güter sind in einem vollkommenen Markt homogen. Das bedeutet, dass sie gleich sind und einer genormten Qualität unterliegen. Bei allen im betrachteten Markt vorhandenen Gütern gibt es keine Unterschiede in Bezug auf die Optik, die Qualität und die Verpackung. Homogene Güter sind deshalb untereinander austauschbar, da es keine feststellbaren Unterschiede gibt.
Schnelle Reaktionsgeschwindigkeit
Werden die Marktvariablen verändert, erfolgt eine sofortige Reaktion aller Marktteilnehmer. Räumliche und zeitliche Unterschiede werden eliminiert, sodass sie keinerlei Einfluss auf Angebot und Nachfrage sowie auf die Preisbildung haben. Tatsächlich sind unendlich schnelle Reaktionen der Akteure nur in der Theorie möglich. Auch hier sind es die Börsen, die diese Voraussetzungen am ehesten bieten. Gleiches gilt für Wochenmärkte, auf denen Verbraucher zur selben Zeit am selben Ort agieren, sodass die Unterschiede in Bezug auf Raum und Zeit nur gering sind.
Alle genannten Voraussetzungen müssen vorliegen, damit es sich um einen vollkommenen Markt handelt. In der Realität gibt es einen solchen Markt jedoch nicht, weshalb es sich bei einem vollkommenen Markt um ein theoretisches Modell handelt. Trifft nur eine oder treffen mehrere der Annahmen auf dem Markt nicht zu, handelt es sich um einen unvollkommenen Markt.
Die Preisbildung auf dem vollkommenen Markt
Der vollkommene Markt existiert nur in der Theorie und wird insbesondere als Modell für die Darstellung der Preisbildung verwendet, das die Grundlage für die Ermittlung des Marktgleichgewichtes ist. Dazu werden Angebot und Nachfrage auf dem vollkommenen Markt in einem Koordinatensystem dargestellt.
Ausgangspunkt ist die Annahme, dass ein sinkender Preis zur Folge hat, dass sich die Nachfrage nach einem Produkt erhöht. Gleichzeitig nimmt das Angebot bei einem sinkenden Preis ab. Um das Marktgleichgewicht zu ermitteln, werden die nachgefragten und die angebotenen Mengen in Abhängigkeit vom Preis als Funktionen dargestellt. Der Gleichgewichtspreis liegt an der Stelle, an der beide Funktionen ihren Schnittpunkt haben, und entspricht den Grenzkosten.
Die Verkäufer auf einem vollkommenen Markt erwirtschaften keine Gewinne. Stattdessen gibt es nur den Gleichgewichtspreis, sodass Anbieter aufgrund der Markttransparenz keinen höheren Preis erzielen können. Umgekehrt finden Nachfrager, die einen unter dem Gleichgewichtspreis liegenden Preis zahlen möchten, keine Anbieter am Markt. Die Preisbildung erfolgt empirisch umso schneller, je weniger der real existierende Markt vom Modell des vollkommenen Marktes abweicht.
Übungsfragen
#1. Der vollkommene Markt ist durch insgesamt fünf Voraussetzungen definiert. Welche der nachgenannten Voraussetzungen gehört nicht dazu?
#2. Was bedeutet vollständige Markttransparenz?
#3. Was ist die wesentliche Annahme, die dem vollkommenen Markt zugrunde liegt?
#4. Wochenmärkte und Börsen sind Beispiele für welches Merkmal des vollkommenen Marktes?
Ergebnisse
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