Das Hauptrefinanzierungsgeschäft gilt als wichtigstes geldpolitisches Instrument der Europäischen Zentralbank. Die EZB nutzt dieses Mittel im Rahmen der Offenmarktpolitik, um die Höhe der Zinsen im gesamten europäischen Währungsraum zu beeinflussen. Aus diesem Grund wird der Zins, der einem Refinanzierungsgeschäft zugrunde liegt, auch als Leitzins bezeichnet.
In diesem Abschnitt behandeln wir das Hauptrefinanzierungsgeschäft. Du erfährst, was ein Hauptrefinanzierungsgeschäft ist und wie es abgewickelt wird. Abschließend erklären wir dir, welche geldpolitische Instrumente die Europäische Zentralbank außer dem Hauptrefinanzierungsgeschäft einsetzt, um die Zins- und Geldpolitik im europäischen Währungsraum zu beeinflussen. Zur Vertiefung deines Wissens kannst du nach dem Text einige Übungsfragen beantworten.
Englisch: main refinancing operations
Was solltest du über das Hauptrefinanzierungsgeschäft wissen?
Bei einem Hauptrefinanzierungsgeschäft leihen sich einzelne Zentralbanken Geld, um dieses im Rahmen eines Kreditvertrages an Unternehmen und private Investoren weiterzugeben.
Der bei einem Hauptrefinanzierungsgeschäft vereinbarte Zinssatz wird als Leitzins bezeichnet. Damit erfüllt die EZB ihr primäres Ziel, das darin besteht, eine niedrige Inflationsrate und ein stabiles Preisniveau sicherzustellen. Im Rahmen des Hauptrefinanzierungsgeschäftes ist es der EZB möglich, den Leitzins anzuheben oder zu senken. Hierdurch wird das Zinsniveau in der gesamten Eurozone beeinflusst.
Für die Wirtschaft wirkt es sich konjunkturhemmend aus, wenn die EZB den Leitzins erhöht. Da eine Geschäftsbank aus dem Hauptrefinanzierungsgeschäft keinen Verlust erwirtschaften möchte, gibt es den erhöhten Zinssatz 1:1 an den Kunden weiter. Dies bedeutet, dass Unternehmen weniger Investitionen tätigen, weil die Kreditaufnahme mit einem höheren Aufwand der Geldnebenkosten verbunden ist. Senkt die Europäische Zentralbank den Leitzins, soll die Konjunktur angekurbelt werden. Die Unternehmen haben es jetzt leichter, ihren Fremdkapitalstock zu erhöhen, weil sie weniger Zinsen zahlen müssen.
Nach der Kostenanalyse kommt der Controller zu dem Ergebnis, dass das Unternehmen mehr Liquidität generieren kann, wenn die Investition erst später getätigt wird.
Wie wird ein Hauptrefinanzierungsgeschäft abgewickelt?
Das Hauptrefinanzierungsgeschäft ist der Nachfolger der Wertpapierpensionsgeschäfte, die bis einschließlich Januar 1999 von der Deutschen Bundesbank abgeschlossen wurden. Hauptrefinanzierungsgeschäfte werden in der Regel wöchentlich abgeschlossen. Die Laufzeit bei einem Hauptrefinanzierungsgeschäft beträgt selten mehr als 14 Tage.
Bevor das Hauptrefinanzierungsgeschäft gestartet wird, bestimmt die EZB mit dem Zinstender, wie viel Geld es den Geschäftsbanken insgesamt zur Verfügung stellt. Die Geschäftsbanken geben anschließend ihre Gebote ab. Die Geschäftsbank mit dem höchsten Gebot erhält den Zuschlag.
Das Mengentenderverfahren funktioniert genau umgekehrt. Hier geben die Geschäftsbanken an, wie viel Geld sie für ihre Kreditgeschäfte benötigt.
Einteilung der geldpolitischen Maßnahmen der EZB
Das Hauptrefinanzierungsgeschäft ist eine geldpolitische Maßnahme der Europäischen Zentralbank (EZB).
Daneben kann die EZB auch auf die beiden folgenden Maßnahmen zurückgreifen:
- Einlagenfazilität
- Spitzenrefinanzierungsfaziliät

Einlagenfaziliät
Die Einlagenfazilität bietet den Geschäftsbanken eines bestimmten Währungsraums die Möglichkeit bei der zuständigen Zentralbank Geld anzulegen. Von dieser kurzfristigen Geldanlage macht die Geschäftsbank Gebrauch, wenn sie das Geld selbst nicht benötigt. Das Geld wird über Nacht angelegt. Deswegen spricht man bei der Einlagenfaziliät auch von dem Übernachtgeld. Das Kreditgeschäft wird zu einem Zinssatz abgewickelt, der seit dem September 2018 bei -0,50 % liegt.
Spitzenrefinanzierungsfaziliät
Bei der Spitzenrefinanzierungsfazilität können Geschäftsbanken kurzfristig – über Nacht – ihre Liquidität erhöhen, indem sie bei der EZB einen Übernachtkredit aufnehmen. Als Sicherheit verlangt die Zentralbank eine refinanzierungsfähige Sicherheit. Diese stellen die Geschäftsbanken in der Regel in Form von Wertpapieren zur Verfügung. Der Zinssatz, der bei einem Spitzenrefinanzierungsgeschäft festgelegt wird, entspricht in der Regel der Obergrenze, die auch für den Tagesgeldsatz am Geldmarkt festgelegt wird.
Übungsfragen
#1. Was zählt nicht zu den geldpolitischen Maßnahmen der EZB?
#2. Wie wird der Zins bezeichnet, der einem Hauptrefinanzierungsgeschäft zugrunde liegt?
#3. Was passiert bei einem Hauptrefinanzierungsgeschäft?
#4. Wie wirkt sich eine Senkung des Leitzinses innerhalb eines Hauptrefinanzierungsgeschäfts aus?
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