Die meisten in der Wirklichkeit existierenden Märkte sind unvollkommene Märkte. Unvollkommen ist ein Markt, wenn ihm eine oder mehrere Bedingungen fehlen, die gemäß der Wirtschaftstheorie an einen vollkommenen Markt gestellt werden. Anders ausgedrückt: Beim unvollkommenen Markt sind die Bedingungen des vollkommenen Marktes nicht erfüllt. Dabei reicht es aus, wenn bereits eine Voraussetzung des wirtschaftstheoretischen Konzeptes des vollkommenen Marktes fehlt.
In dieser Lektion lernst du die Unvollkommenheit des Marktes kennen. Du erfährst, wie sich der unvollkommene Markt in die verschiedenen Märkte der Volkswirtschaftslehre einordnen lässt und worin er sich von den anderen Märkten unterscheidet. Die Übungsfragen am Ende der Lektion helfen dir, das erlernte Wissen zu prüfen und zu manifestieren.
- Synonyme: Unvollkommenheit des Marktes
- Englisch: imperfect market
Warum ist der unvollkommene Markt wichtig?
Unvollkommene Märkte kommen in der Realität sehr viel häufiger vor als ein vollkommener Markt, der weitgehend Modellfunktion hat. Das bedeutet, dass eine Vielzahl von Märkten besteht, deren Preise für Güter unterschiedlich ausfallen und die über ein differenziertes Warenangebot verfügen. Anstelle von Markttransparenz wie beim vollkommenen Markt herrscht Unübersichtlichkeit in Bezug auf die Preise. Das bedeutet, dass zusätzliche Überlegungen in die Preispolitik einbezogen werden müssen.
Die Einordnung des unvollkommenen Marktes in die verschiedenen Märkte in einer Volkswirtschaft
Ein Markt ist der Ort, an dem Nachfrager und Anbieter einer bestimmten Ware oder einer Dienstleistung aufeinander treffen. In einer Volkswirtschaft gibt es zahlreiche Märkte, die sich anhand bestimmter Merkmale unterscheiden lassen.
Es gibt mehrere Arten von Märkten, die anhand unterschiedlicher Kriterien differenziert werden:
- Nach Art der gehandelten Güter
- Nach räumlicher Ausdehnung
- Nach qualitativen Kriterien
Unterscheidung nach Art der gehandelten Güter
Bezüglich der Art der gehandelten Güter werden Waren- und Konsumgüter, Dienstleistungen, Investitionsgüter sowie der Immobilien unterschieden.
Unterscheidung gehandelter Güter:
- Waren- und Konsumgüter sind Güter für den Endverbrauch.
- Dienstleistungen können alle Arten von Unternehmensdienstleistung sowie der Handel mit Versicherungen sein.
- Zum Investitionsgütermarkt gehören alle Güter, die für die Herstellung anderer Güter verwendet werden, zum Beispiel Maschinen.
- Zum Immobilienmarkt gehört der Handel mit Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie mit Grundstücken.
Unterscheidung nach der räumlichen Ausdehnung
Märkte lassen sich auch nach räumlicher Ausdehnung in lokale oder regionale Märkte, in nationale Märkte, in internationale Märkte und in den Weltmarkt gliedern.
Unterscheidung räumlicher Ausdehnung:
- Lokale oder regionale Märkte sind typisch für Produkte, die schnell verderblich sind oder hohe Transportkosten verursachen. Auf lokalen Märkten werden auch personalisierte Dienstleistungen angeboten, zum Beispiel Kosmetik, Friseur oder Coaching.
- Nationale Märkte sind Märkte, die durch die rechtlichen Rahmenbedingungen eines jeweiligen Landes entstehen. Sie werden beispielsweise durch Steuergesetze sowie Verordnungen im Bereich des Umweltschutzes voneinander abgegrenzt.
- Auf internationalen Märkten findet der Handel zwischen den Marktakteuren aus unterschiedlichen Ländern statt. Der internationale Markt unterscheidet sich vom Weltmarkt dadurch, dass hier nicht zwingend alle weltweit tätigen Akteure vertreten sind. Ein Beispiel für einen internationalen Markt ist der Markt der Europäischen Union.
- Auf dem Weltmarkt werden Güter und Dienstleistungen weltweit gehandelt. Er unterscheidet sich von anderen Märkten dadurch, dass ein einheitlicher Weltmarktpreis existiert. Das bedeutet, dass der Weltmarktpreis von nationalen oder lokalen Preisen abweicht. Grund sind Zölle, Transportkosten sowie weitere Handelshemmnisse.
Unterscheidung nach qualitativen Kriterien
Auch eine Unterscheidung von Märkten nach qualitativen Kriterien ist möglich, nämlich nach der Organisation, der Preisbildung und den Marktzutrittsmöglichkeiten.
Unterscheidung qualitativer Kriterien:
- Nach Art der Organisation werden Märkte in organisierte und nicht organisierte Märkte unterteilt.
- Abhängig von der Art der Preisbildung gibt es vollkommene und unvollkommene Märkte. Der vollkommene Markt, der als idealer Markt Modellfunktion hat, ist ein Wettbewerbsmarkt, bei dem die Preisbildung ohne Probleme funktioniert. Das ist bei der Preisbildung in unvollkommenen Märkten nicht der Fall.
- Nach Art der Marktzutrittsmöglichkeiten wird zwischen offenen und geschlossenen Märkten differenziert.
Bei offenen Märkten profitieren Marktteilnehmer davon, dass es keine Zugangsbeschränkungen gibt.
Umgekehrt besteht bei geschlossenen Märkten ein eingeschränkter Zugang für Marktteilnehmer. Beispiele für Zugangsbeschränkungen sind rechtliche oder wirtschaftliche Vorschriften, unter anderem Zertifikate, eine Mindestkapitalpflicht oder bestimmte Qualifikationen, wobei diese Voraussetzungen in verschiedenen Kombinationen auftreten können.
Was ist ein unvollkommener Markt?
Was ein unvollkommener Markt ist, ist eng mit den Voraussetzungen des vollkommenen Marktes verbunden.
Die Bedingungen des vollkommenen Marktes
Die Güter müssen homogen, das heißt gleichartig sein. Das Kriterium der Homogenität ist erfüllt, wenn die Güter (1) sachlich gleichartig sind, (2) keine personengebundenen, (3) räumlichen und (4) zeitlichen Präferenzen aufweisen.
- Sachlich gleichartig sind die Güter, wenn sie keine objektiv feststellbaren Unterschiede aufweisen.
- Es dürfen keine persönlichen Präferenzen seitens der Nachfrager vorliegen. Dadurch wird der Fall ausgeschlossen, dass Nachfrager wegen persönlicher Präferenzen einzelne Anbieter bevorzugen oder umgekehrt Anbieter bestimmte Nachfrager bevorzugen.
- Weitere Voraussetzung ist, dass keine räumlichen Präferenzen vorhanden sind. Damit wird der Fall ausgeschlossen, dass das gleiche Produkt an unterschiedlichen räumlichen Standorten verschiedene Preise erzielt.
- Auch zeitliche Präferenzen sind beim vollkommenen Markt ausgeschlossen. Dadurch wird verhindert, dass das gleiche Produkt, abhängig vom jeweiligen Leistungstermin, unterschiedliche Preise erzielt.
Außerdem muss der Markt für die Marktteilnehmer transparent sein. Das setzt voraus, dass sie umfassende Informationen über das Marktgeschehen haben.
Sind diese Voraussetzungen uneingeschränkt erfüllt, handelt es sich um einen vollkommenen Markt. Sein besonderes Merkmal ist, dass auf diesem Markt das Gesetz der Unterschiedslosigkeit der Preise gilt. Anders ausgedrückt: Auf dem vollkommenen Markt gibt es für jedes Produkt zu jeder Zeit nur einen Preis.
Ist auch nur eine der für den vollkommenen Markt notwendigen Voraussetzungen nicht erfüllt, handelt es sich um einen unvollkommenen Markt.
Unvollkommene Märkte und die verschiedenen Marktformen
Unvollkommene Märkte können bei verschiedenen Marktformen bestehen. Dazu gehören das Oligopol, das Monopol und das Polypol.
Arten unvollkommener Märkte:
- Herrscht das Monopol als Marktform vor, gibt es nur einen alleinigen Anbieter, der viele Abnehmer für sein Produkt hat. Das Monopol bietet aus Mangel an Konkurrenz Entscheidungsfreiheit in Bezug auf die Absatzmenge und den Preis.
- Beim Oligopol stehen wenigen Anbietern viele Nachfrager gegenüber, sodass auch hier kaum Konkurrenzdruck besteht.
- Das Gegenteil eines Monopols ist das Polypol, bei dem es viele Nachfrager und extrem viele Anbieter gibt. Dementsprechend intensiv ist der Konkurrenzkampf zwischen den Polypolisten, die sich viel einfallen lassen müssen, um die Nachfrager für sich zu gewinnen.
Übungsfragen
#1. In der Volkswirtschaft werden verschiedene Märkte nach bestimmten Kriterien unterschieden. Welche Unterscheidungskriterien sind für den unvollkommenen Markt maßgeblich?
#2. Welche Aussage ist in Bezug auf den unvollkommenen Markt richtig?
#3. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit es sich um einen unvollkommenen Markt handelt?
#4. Ein namhafter Sportartikelhersteller verkauft einen Sportschuh, der sich bei Joggern großer Beliebtheit erfreut. Vervollständige die nachfolgende Aussage: Je stärker die Präferenzen der Nachfrager gegenüber dem Sportschuh sind, ...
Ergebnisse
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