Verschiedene Marktformen bilden sich deshalb heraus, weil die Anzahl von Anbietern und Nachfragern variieren. Eine dieser Marktformen ist das Angebotsoligopol. Es ist eine Form des Oligopols, bei dem wenige Anbieter einer großen Zahl von gleichwertigen Nachfragern gegenüberstehen. Diese Marktsituation ist für die Anbieter bequem. Die Konkurrenz ist überschaubar. Darüber hinaus gibt es reichlich Nachfrager beziehungsweise Kunden. Deshalb ist es nicht notwendig, Kampfpreise einzuführen. Stattdessen ist eine moderate Preisgestaltung möglich.

In dieser Lektion lernst du das Angebotsoligopol kennen. Du erfährst, wie sich das Angebotsoligopol von anderen Oligopolen unterscheidet und wie die Preisbildung funktioniert. Außerdem gehen wir auf die Vor- und Nachteile von Angebotsoligopolen ein. Mithilfe der Übungsfragen am Ende der Lektion kannst Du Deinen Wissensstand überprüfen.
Englisch: supply oligopoly
Warum sind Angebotsoligopole wichtig?
Dass bei einem Angebotsoligopol aufgrund der wenigen Anbieter und der großen Kundenzahl eine moderate Preisgestaltung möglich ist, stimmt nur in der Theorie. In der Praxis zeigt sich, dass ein Absenken des Preises eines Anbieters zur Folge hat, dass die anderen Anbieter zeitnah nachziehen. Die geringe Anzahl der Anbieter entspannt zwar die Wettbewerbssituation. Umgekehrt hat es der Kunde jedoch leichter, angesichts der wenigen Anbieter die Preise zu vergleichen. Insoweit wirkt sich das Angebotsoligopol auf mehrere Unternehmensbereiche aus.
Das Angebotsoligopol innerhalb der Oligopole
Oligopole lassen sich in drei Arten unterteilen:
- Angebotsoligopol
- Nachfrageoligopol
- Zweiseitiges Oligopol
Angebotsoligopol
Angebotsoligopole zeichnen sich dadurch aus, dass viele Nachfrager wenigen Anbietern gegenüberstehen.
Nachfrageoligopol
Umgekehrt stehen beim Nachfrageoligopol wenige Nachfrager vielen Anbietern gegenüber.
Zweiseitiges Oligopol
Bei einem zweistelligen Oligopol sind sowohl die Nachfrager als auch die Anbieter in geringer Zahl vertreten.
Was ist ein Angebotsoligopol?
In der Theorie liegt ein Angebotsoligopol vor, wenn viele Nachfrager wenigen Anbietern gegenüberstehen. Scheinbar ist diese Marktsituation für die Anbieter bequem – Kunden sind reichlich vorhanden, und die Konkurrenz ist überschaubar, sodass sich die Preisgestaltung moderat gestaltet.
In der Praxis zeigt sich allerdings, dass wenn ein Anbieter den Preis reduziert, alle anderen Anbieter nachziehen (müssen). Grund ist, dass Kunden es aufgrund der überschaubaren Anbieter leichter haben, die Preise miteinander zu vergleichen.
Theorie und Praxis dokumentieren anschaulich, dass die Situation von Anbietern und Nachfragern miteinander verflochten sind. Die Vorteile des Anbieters – viele Kunden und eine überschaubare Konkurrenzsituation – können schnell zum Nachteil geraten. Denn auch der Kunde hat Vorteile, nämlich eine leicht zu kontrollierende Anzahl von Anbietern. Das bedeutet, dass letztendlich der Kunde federführend ist.
Gleiches gilt für Medikamente. Auch hier ist die Zahl der Anbieter auf wenige begrenzt. Doch es gibt eine Vielzahl von Menschen, die einen Bedarf an Medikamenten haben. Auch das ist ein klassisches Beispiel für ein Angebotsoligopol, ebenso wie Internetprovider oder der Mobilfunkmarkt. Es existieren nur wenige Internetprovider sowie große Netzbetreiber, denen eine enorme Anzahl an Internet- und Mobilfunkkunden gegenübersteht.
Ein weiteres Beispiel sind Autobauer, wo es ebenfalls wenige Anbieter und eine hohe Nachfrage gibt.
Eigenschaften und Merkmale von Angebotsoligopolen
Die wichtigsten Merkmale von Angebotsoligopolen:
- Wenige Anbieter stehen einer großen Zahl von Nachfragern gegenüber.
- Der Kreis der Anbieter ist überschaubar. Deshalb verfügen die einzelnen Anbieter über große Marktanteile.
- Zwei Szenarien sind möglich: Zwischen den Anbietern kann ein intensiver Wettbewerb entstehen oder es lastet nur ein geringer Wettbewerbsdruck auf den Anbietern.
- Häufig kommt es unter den Anbietern zu Preisabsprachen, die jedoch gesetzlich verboten sind.
- Genauso kann es passieren, dass der größte Anbieter die Preise festlegt, sodass die anderen Anbieter nachziehen (müssen).
Nachteile eines Angebotsoligopols
Der größte Vorteil eines Angebotsoligopols – die Überschaubarkeit der Konkurrenz – ist zugleich sein größter Nachteil.
Die Folgen der Überschaubarkeit der Konkurrenz:
- Die einzelnen Anbieter können aufgrund der starren Rahmenbedingungen nur schwer wachsen.
- Die Preise können nicht ohne Weiteres erhöht werden, da die Nachfrager aufgrund der Überschaubarkeit der Anbieter die Preise leicht überblicken können.
Wie sich die Lage innerhalb eines Angebotsoligopols entwickelt, ist von den einzelnen Anbietern abhängig, sodass es auch zu Preiskampf und Konkurrenzverhalten kommen kann.
Die Preisbildung im Angebotsoligopol
Um die Preisbildung im Angebotsoligopol zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, wie sich der Preis einer Ware bildet.
Die Preisbildung im Idealfall
Im Regelfall findet die Preisbildung am Markt unter dem Einfluss von Nachfrage und Angebot statt. Umgekehrt hat der Preis einen Einfluss auf den Umfang von Nachfrage und Angebot. Ist das Angebot groß und die Nachfrage gering, sinkt der Preis, während er bei einer großen Nachfrage und einem geringen Angebot steigt.
Ein Markt entsteht immer dann, wenn Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Das gilt für den Wochenmarkt und den Trödelmarkt ebenso wie für die vielen virtuellen Marktplätze im Internet, auf denen sich Nachfrager und Anbieter treffen.

Die vorliegend dargestellte Preisbildung ist der Idealfall, der nicht der Realität entspricht und deshalb als Modell für die Preisentwicklung dient. Dieser sogenannte vollkommene Markt entsteht nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Dazu gehören viele Anbieter und Nachfrager, homogene Güter, keine persönlichen, sachlichen oder räumlichen Präferenzen, vollständige Markttransparenz sowie eine zeitliche Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage. Daraus ergibt sich ein Gleichgewichtspreis beziehungsweise Marktpreis.
Die Preisbildung im Oligopol
Im Oligopol muss ein Anbieter damit rechnen, dass seine Preisaktionen bei den anderen wenigen Anbietern Reaktionen auslösen. Hier ist der Oligopolist der Preisfixierer, dessen Preisspielraum allerdings begrenzt ist. Im Gegensatz dazu ist beispielsweise im Monopol der Anbieter konkurrenzlos, sodass er eine unabhängige Preispolitik betreiben kann. Der Monopolist ist der Preisfixierer. Das bedeutet, dass sein Absatz eng mit der Nachfragestruktur verbunden ist.
Besonderes Kennzeichen im Oligopol ist die Reaktionsverbundenheit der wenigen verschiedenen Anbieter, die eine hohe Marktmacht genießen. Das bedeutet, dass sie den Markt in Bezug auf Mengen und Preise stark beeinflussen können. Sie haben zwar die Macht, die Preise für die Produkte weitgehend selbst zu bestimmen. Dennoch kann sich die Situation schlagartig ändern, wenn einer der Anbieter ausschert. Oligopolisten müssen also weniger die Reaktion der Kunden als vielmehr die der Konkurrenten berücksichtigen.
Unterschiede zwischen Nachfrage- und Angebotsoligopol

Im Gegensatz zum Angebotsoligopol, bei dem wenige Anbieter einer großen Zahl von Nachfragern gegenüberstehen, ist bei einem Nachfrageoligopol auch die Anzahl der Nachfrager gering. Sowohl beim Nachfrage- als auch beim Angebotsoligopol können Oligopolisten ihr Verhalten am Markt miteinander abstimmen.
Sie können unter anderem durch Preisabsprachen einen Verdrängungswettbewerb verhindern. Allerdings verstoßen solche Absprachen gegen das gesetzlich festgelegte Kartellverbot in Bezug auf Wettbewerbsbeschränkungen.
Übungsfragen
#1. Was ist ein Nachteil des Angebotsoligopols?
#2. Welche Industriezweige sind beispielhaft für ein Angebotsoligopol?
#3. Welche Aussage trifft auf die Preisbildung im Oligopol nicht zu?
#4. Was ist der Unterschied zwischen dem Nachfrage- und dem Angebotsoligopol?
Ergebnisse
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