Unter dem Begriff Konjunkturindikatoren werden Kennzahlen zusammengefasst, mit deren Hilfe sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg die Entwicklung einer Volkswirtschaft abbilden bzw. beschreiben lässt. Sie liefern damit Zahlenwerte und Vergleichsreihen zu Prognose, Beschreibung und Analyse einer Konjunktur.
In dieser Lektion stellen wir Dir die wichtigsten Konjunkturindikatoren vor und erläutern dir ihre Bedeutungen und Zusammenhänge. Am Ende der Lektion findest du Übungsfragen, mit denen du dein neu erworbenes Wissen auf die Probe stellen kannst.
- Synonyme: Volkswirtschaftlicher Indikator | Makroökonomische Kennzahl
- Englisch: economic indicator
Wichtige Konjunkturindikatoren
Von den Konjunkturindikatoren (Frühindikatoren, Präsenzindikatoren, Spätindikatoren) sollen drei aufgrund ihrer Bedeutung in Politik, Diskussion und Medien hier hervorgehoben werden.
Indikator Wirtschaftswachstum
Besonders das Wirtschaftswachstum wird im Zusammenhang mit der Konjunktur besonders häufig genannt.
Dabei handelt es sich um einen Vergleichswert, der jährlich, quartalsweise und monatlich auf Basis des Bruttoinlandsproduktes ermittelt wird. Üblicherweise kommt hierbei das reale BIP zum Tragen, da es gleichbleibende Preise voraussetzt, dadurch inflationsbereinigt ist und so erst für Vergleiche herangezogen werden kann.
Indikator Inflation
Auch der Inflation kommt ein hoher Stellenwert als Konjunkturindikator zu. In den meisten Ländern gibt es einen bestimmten Toleranzbereich, in welchem sich die Inflationsrate bewegen sollte, damit sich die Volkswirtschaft im gewünschten Rahmen entwickeln kann.
Im europäischen Raum gelten 2 % als Zielwert. Steigt die Inflation über den Zielwert hinaus an, kann dies als Indiz für eine Überhitzung der Konjunktur betrachtet werden, da sich dann entweder zu viel Geld im Umlauf befindet oder das vorhandene Geld entwertet wird. Beide Fälle weisen auf eine instabile Konjunktur hin.
Indikator Arbeitsmarkt
Den dritten wichtigen und oft in Medien und Politik diskutierten Indikator liefert der Arbeitsmarkt, denn auch die Arbeitslosigkeit liefert verlässliche Hinweise auf die volkswirtschaftliche Entwicklung.
Hierbei geht man vom privaten Konsum als Wachstumstreiber aus. Im Falle einer hohen Arbeitslosigkeit ist eine sinkende Kaufkraft die Konsequenz, die wiederum Rückschlüsse auf eine sich abkühlende Konjunktur (Abschwungphase) zulässt. Die Arbeitslosigkeit kann im Umkehrschluss aber auch auf einen Aufschwung oder eine Hochkonjunktur hindeuten. Dies wird anhand der geleisteten Arbeitsstunden oder über die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Arbeitnehmer ermittelt.
Chronologische Einteilung der Konjunkturindikatoren
Konjunkturindikatoren lassen sich sowohl vor, während als auch nach einem bestimmten Ereignis oder einer Konjunkturphase feststellen.
Konjunkturindikatoren:
- Frühindikatoren
- Präsenzindikatoren
- Spätindikatoren
Frühindikatoren
Frühindikatoren dienen dazu, die künftige Entwicklung einer Volkswirtschaft möglichst genau einschätzen zu können. Diese Indikatoren sind zwar immer mit einem gewissen Maß an Spekulation verbunden, lassen aber zumindest den aktuellen Trend erkennen. So liefern beispielsweise die Gewinnerwartungen von Unternehmen einen guten Anhaltspunkt für den künftigen Verlauf der Konjunkturkurve.
- Aktienindex
- Auftragseingänge
- Einzelhandelsumsätze
- Geldmengenwachstum
- Geschäftsklimaindex
- Gewinnerwartungen
- Lagerbestände
Präsenzindikatoren
Der wichtigste Präsenzindikator ist zweifelsohne das Wirtschaftswachstum, das anhand des realen Bruttoinlandsproduktes (BIP) ermittelt wird.
- Bruttoinlandsprodukt (BIP)
- Industrieproduktion
- Kapazitätsauslastung
- Lagerbestände
- Offene Stellen
- Preise
- Sparquote
Spätindikatoren
Spätindikatoren dienen hingegen eher dazu, die konjunkturelle Entwicklung im Nachhinein zu erklären bzw. zu beschreiben. Hierfür hat sich beispielsweise die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen als einer der wichtigsten Indikatoren herausgestellt.
- Arbeitslosenquote
- Bruttoinlandsprodukt (BIP)
- Inflationsrate
- Insolvenzen
- Preisniveauentwicklung
- Steuereinnahmen
- Zinsniveauentwicklung
Preisindikatoren & Mengenindikatoren
Konjunkturindikatoren lassen sich außerdem in Preis- und Mengenindikatoren einteilen. Während bei den Mengenindikatoren die Mengenentwicklung eines bestimmten Bezugsobjektes beobachtet wird, steht bei den Preisindikatoren dessen Preisniveau oder die Preisentwicklung im Mittelpunkt der Betrachtung.
- Arbeitslosenzahl
- Auftragseingänge
- Industrieproduktion
- Immobilienpreise
- Inflationsrate
- Lebenshaltungskosten
Warum sind die Konjunkturindikatoren wichtig?
Die Konjunkturindikatoren liefern Zahlen und Vergleichswerte, die eine Beurteilung der konjunkturellen Entwicklung einer Volkswirtschaft zulassen. Sie ermöglichen den Wirtschaftswissenschaften Prognosen, Beschreibungen und Analysen in Bezug auf das aktuelle Wirtschaftsgeschehen und liefern dem Staat damit die nötigen Grundlagen für die Gestaltung seiner Konjunkturpolitik.
In Unternehmen sind Konjunkturindikatoren umso wichtiger, je länger die Planungszyklen ausfallen. Vor allem Unternehmen des sekundären (z. B. Industrie und produzierendes Gewerbe) und tertiären Sektors (Dienstleistungen) machen langfristige Planungen auch von der Konjunktur abhängig. Das gilt vor allem im Hinblick auf den Aufbau von Produktion und Kompetenzen, da hier meist von einer langen Amortisationsdauer ausgegangen wird und die Kapazitäten möglichst gut ausgelastet bleiben sollen.
Bedeutung von Konjunkturindikatoren
Die einzelnen Wirtschaftssubjekte, wie beispielsweise Unternehmen, Medien und Studenten der Wirtschaftswissenschaften, benötigen verlässliche Messgrößen, mit deren Hilfe sich die komplexen wirtschaftlichen Sachverhalte wie die konjunkturelle Entwicklung einer Volkswirtschaft anschaulich darstellen lassen.
Deswegen werden sowohl vom Statistischen Bundesamt als auch von Wirtschaftsforschungsinstituten regelmäßig Indikatoren berechnet, die den Interessengruppen einen schnellen Überblick und eine präzise Einschätzung der Lage ermöglichen. Damit diese Indikatoren eine entsprechend hohe Aussagekraft erhalten, müssen sie in möglichst kurzen Zeiträumen erhoben werden. Quartalsweise oder monatliche Erhebungen sind dabei die Regel.
Damit ein langfristiger Vergleich hergestellt werden kann und die einzelnen Zahlen eine höhere Aussagekraft erhalten, müssen die Indikatoren als sog. “lange Reihen” vorliegen, also über mehrere Jahre hinweg gesammelt und ausgewertet werden. Nur so lässt sich die konjunkturelle Entwicklung mitsamt ihren Phasen in Form einer Konjunkturkurve darstellen.
In Deutschland ist es vor allem das Statistische Bundesamt, das damit beauftragt ist, ein Gesamtbild der Wirtschaftsstruktur und der wirtschaftlichen Entwicklung zu zeichnen und damit eine fortlaufende Konjunkturbeschreibung abzuliefern.
Übungsfragen
#1. Welche Aussage über die Erfassung von Konjunkturindikatoren ist richtig?
#2. Welche der folgenden Indikatoren zählt nicht zu den Frühindikatoren?
#3. Welche der folgenden Indikatoren sind Präsenzindikatoren?
#4. Welcher der folgenden Indikatoren dient sowohl als Präsenz- als auch Spätindikator?
#5. Welcher der folgenden Indikatoren ist ein Mengenindikator?
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