Der Liquidationserlös gibt den Betrag eines Unternehmens an, der bei der Abwicklung zu Buche steht. Er ermittelt sich aus der Summe des Wertes sämtlicher Vermögensgegenstände abzüglich der offenen Verbindlichkeiten und der Kosten, die bei der Liquidation anfallen. In der letzten Bilanz aufgeführte Rückstellungen sind bei der Ermittlung des Liquidationserlöses ebenfalls zu berücksichtigen.
In diesem Text stellen wir dir den Liquidationserlös vor. Du erfährst, was der Liquidationserlös ist und wie dieser auf der Basis einer Unternehmensliquidation ermittelt wird und was bei der steuerlichen Behandlung zu beachten ist. Hier erklären wir dir, wodurch sich eine Liquidation von einer Insolvenz abgrenzt. Abschließend informieren wir dich über Rolle des Liquidationserlöses bei einer Unternehmensbewertung. Um deinen Wissensstand zum Liquidationserlös zu erweitern, kannst du nach diesem Beitrag einige Fragen beantworten.
- Englisch: proceeds of liquidation | liquidation proceeds
- Synonym: Liquidationswert
Was solltest du über den Liquidationserlös wissen?
Wird ein Unternehmen liquidiert – dies ist z. B. bei einer Betriebsaufgabe der Fall – muss für steuerliche Zwecke ein Liquidationserlös ermittelt werden. Dieser Liquidationserlös setzt sich aus einem steuerpflichtigen Kapitalertrag und einem nicht steuerbaren Kapitalrückfluss zusammen.
Der Kapitalrückfluss bezieht sich auf die Gelder, die ein Gesellschafter als Einlage in die Gesellschaft geleistet hat. Sie werden auf dem steuerlichen Einlagekonto geführt, das über die Dauer der Beteiligung geführt wird. Hierbei werden die Zugänge ebenso erfasst wie die Abgänge.
Der Teil des Liquidationserlöses, der als steuerpflichtiger Teil ermittelt wird, stellt für den Gesellschafter Einkünfte aus Kapitalvermögen im Sinne des § 20 EStG dar. Diese Einkünfte muss der Gesellschafter in seiner privaten Einkommensteuererklärung deklarieren.
Die steuerpflichtigen Einkünfte führt der Gesellschafter in seiner privaten Steuererklärung auf. Nach dem Abzug des Kinderfreibetrages und noch weiterer Steuerfreibeträge ergibt sich für ihn ein zu versteuerndes Einkommen von 3.000 Euro. Dies wird mit dem persönlichen Steuersatz des Gesellschafters von 30 % versteuert. Es ergibt sich eine Steuerschuld von 900 Euro.
Was bedeutet die Liquidation von Gesellschaften?
Zu einer Liquidation von Gesellschaften kommt es, wenn der Betrieb aufgegeben werden muss, weil das Unternehmen seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen auf Dauer nicht mehr nachkommen kann. Mit der Liquidation wird die gesamte betriebliche Tätigkeit des Unternehmens eingestellt. Dies kann sich sowohl auf Kapitalgesellschaften als auch auf Personengesellschaften beziehen.
Das Ziel der Liquidation besteht darin, das in den Vermögensgegenständen gebundene Kapital flüssig und für den Betriebsinhaber verfügbar zu machen.
Kommt es zu einer Unternehmensliquidation, lassen sich die folgenden drei Arten unterscheiden:
- Materielle Liquidation
- Formelle Liquidation
- Totalliquidation oder Teilliquidation
Materielle Liquidation
Von einer materiellen Liquidation ist die Rede, wenn das komplette Vermögen der Gesellschaft veräußert wird und die Gesellschaft endgültig ihre Unternehmenstätigkeit einstellt.
Formelle Liquidation
Bei einer formellen Liquidation wechselt das Unternehmen sein Rechtskleid. Die Unternehmenstätigkeit wird in der neuen Rechtsform fortgeführt. Hierfür ist es notwendige, dass sämtliche Vermögensgegenstände auf den neuen Rechtsträger übertragen werden.
Totalliquidation oder Teilliquidation
Die Totalliquidation kennzeichnet sich dadurch, dass sämtliche Vermögensgegenstände verkauft oder von den Gesellschaftern auf ein anderes Unternehmen übertragen werden. Bei einer Teilliquidation gilt dies nur für einen Teil des Anlagevermögens.
Freiwillige oder erzwungene Liquidation
Überdies grenzt sich die freiwillige Liquidation von der erzwungenen Liquidation ab. Eine freiwillige Liquidation ist von den Unternehmern selbst gewünscht. Sie wird z. B. in der Gesellschafterversammlung oder auf der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft beschlossen. Eine erzwungene Liquidation wird per Gerichtsbescheid herbeigeführt.
Wodurch grenzt sich die Liquidation von einer Insolvenz ab?
Ebenso wie die Liquidation setzt eine Insolvenz die Zahlungsunfähigkeit eines Unternehmens voraus. Der Unterschied besteht darin, dass der gesetzlich Verantwortliche eines Unternehmens die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragen muss, wenn ein Insolvenzgrund vorliegt. Eine Liquidation kann hingegen nur auf den Weg gebracht werden, wenn eine Unternehmung regulär beendet werden soll oder ein Insolvenzverfahren wegen fehlender Insolvenzmasse nicht durchgeführt werden kann.
Neben der Zahlungsunfähigkeit gibt es noch zwei weitere Gründe, die die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zur Folge haben: Dies sind die drohende Zahlungsunfähigkeit und die Überschuldung der Gesellschaft. Sobald bei dem zuständigen Insolvenzgericht der Antrag gesellt wurde, wird dem Unternehmen ein Insolvenzverwalter zur Seite gestellt. Dieser prüft zunächst, inwieweit das Unternehmen die Voraussetzungen einer Sanierung erfüllt. Kann das Unternehmen nicht saniert werden, wickelt der Insolvenzverwalter die Insolvenz ab.
Ebenso wie bei einer Liquidation muss das Unternehmen bei einer Insolvenz den Verlust seines Vermögens in Kauf nehmen. Es bleibt aber in seiner Rechtsform bestehen. Bei einer Liquidation wird das Unternehmen komplett aufgelöst oder in einer anderen Rechtsform fortgeführt.
Wie wird der Liquidationserlös ermittelt?
Bei der Ermittlung des Liquidationserlöses werden die vier folgenden Positionen einbezogen:
- Wert sämtlicher Vermögensgegenstände
- Verbindlichkeiten des Unternehmens
- Kosten der Liquidation
- Bilanzielle Rückstellungen für Betriebsrenten
Wert sämtlicher Vermögensgegenstände
Zu den Vermögensgegenständen eines Unternehmens gehören alle Vermögensgegenstände, die dem Sachanlagevermögen und dem Finanzanlagevermögen zugeordnet wurde.
Das Sachanlagevermögen setzt sich z. B. aus den folgenden Vermögensgegenständen zusammen: Immobilien, Betriebs- und Geschäftsausstattung, Fuhrpark. Zu beachten ist, dass diese Vermögensgegenstände planmäßig abgeschrieben wurden. Nur der Restbuchwert geht in die Ermittlung des Liquidationserlöses ein.
Im Finanzanlagevermögen sind Wertpapiere, Beteiligungen und andere Vermögensgegenstände aufgeführt. Diese können weder handelsrechtlich noch steuerrechtlich planmäßig abgeschrieben werden.
Verbindlichkeiten des Unternehmens
Zu den Verbindlichkeiten sind die Schulden zu rechnen, die am Bilanzstichtag noch offenstehen. Hierzu rechnen offenstehende Rechnungen von Lieferanten oder das bei einer Bank aufgenommene Darlehen.
Kosten der Liquidation
Die Kosten der Liquidation sind jene Aufwendungen, die bei dem Auflösungs- oder Übertragungsvorgang der Gesellschaft anfallen. Dies sind z. B. auch die Honorare, die ein Notar für seine Beratung oder die Erstellung eines Übertragungsvertrages in Rechnung stellt.
Bilanzielle Rückstellungen für Betriebsrenten
Ist das Unternehmen im Fall des Ausscheidens seiner Mitarbeiter die Verpflichtung zur Zahlung einer Rentenzahlung eingegangen, müssen die hierfür anfallenden Kosten in einer Rückstellung erfasst werden. Diese Rückstellung wird auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen.
Der Wert sämtlicher Vermögensgegenstände beträgt 225.000 Euro. In seiner letzten Bilanz weist das Unternehmen Verbindlichkeiten in Höhe von 28.000 Euro aus. Für die Beendigung der Gesellschaft fallen insgesamt Kosten in Höhe von 17.000 Euro an. Rückstellungen für die Betriebsrenten der Angehörigen des Unternehmens wurden nicht gebildet.
Auf Basis des Zahlenmaterials kann der folgende Liquidationserlös ermittelt werden:
Unternehmensbewertung: Welche Rolle spielt der Liquidationserlös?
Im Rahmen einer Unternehmensbewertung gehen die Beteiligten davon aus, dass das Unternehmen von einem Nachfolger fortgeführt wird. Als Fortführungswert wird ein Ertragswert ermittelt, der mit dem Liquidationswert identisch ist.
Zu einer Unternehmensbewertung kommt es in den folgenden Fällen:
- Bei dem Verkauf eines Unternehmens.
- Bei der Übergabe eines Unternehmens per Erbschaft oder Schenkung.
- Im Fall einer Scheidung. Hier wird der Unternehmenswert für den Zugewinnausgleich benötigt.
Übungsfragen
#1. Welcher Posten darf bei der Ermittlung des Liquidationserlöses nicht in Abzug gebracht werden?
#2. Muss ein Liquidationserlös in voller Höhe besteuert werden?
#3. Wann liegt eine materielle Liquidation vor?
#4. Was geht einer Liquidation voraus?
#5. Welche Vermögensgegenstände können nicht planmäßig abgeschrieben werden?
Ergebnisse
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