Die Make-or-Buy-Analyse zeigt einem Unternehmen auf, ob es Materialien, die für die Erreichung der Unternehmensziele notwendig sind, in Eigenproduktion herstellen oder diese extern zukaufen sollte. Hierzu werden die Kosten und die weichen Faktoren (z.B. Image) der jeweiligen Methode gegenübergestellt und ausgewertet. Als Maßnahme entscheidet das Unternehmen über die Eigenproduktion oder den Fremdbezug.
In dieser Lektion erfährst du die Ziele der Make-or-Buy-Analyse. Du lernst die Faktoren kennen, die bei der Entscheidung für die Eigenproduktion oder den Fremdbezug eine Rolle spielen. An einem einfachen Beispiel vertiefen wir das Thema. Abschließend kannst du das Thema in Übungsfragen resümieren und dein Wissen testen.
- Synonyme: Make or Buy Analyse | Eigenfertigung oder Fremdbezug | Make-or-Buy-Entscheidung
- Englisch: make or buy decision
Warum ist die Make-or-Buy-Analyse wichtig?
Ein Unternehmen ist auf die Gewinnmaximierung ausgelegt, weshalb alle Prozesse optimiert werden sollten. Ein Prozess ist die Beschaffung von Gütern. Diese können vielfach jedoch auch in Eigenproduktion hergestellt werden. Über die Wirtschaftlichkeit der Eigenproduktion oder den Fremdbezug gibt die Make-or-Buy-Analyse Auskunft.
Außerdem müssen weiche Faktoren wie etwa das Image oder das Know-How einbezogen werden, damit das Unternehmen seinen Qualitätsansprüchen genügen kann.
Ziele der Make-or-Buy-Analyse
Die Make-or-Buy-Analyse hat die relativ einfache Aufgabe, darüber zu entscheiden, ob ein zugekauftes Produkt in Eigenregie hergestellt werden sollte oder ob der Fremdbezug wirtschaftlicher ist.
Leider ist die Entscheidung letztendlich nicht so einfach, wie die Frage vermuten lässt. Es existiert die operative und die strategische Make-or-Buy-Analyse, die jeweils andere Ziele verfolgen.
- Bei der operativen Make-or-Buy-Analyse stehen kurzfristige Kostenvorteile im Vordergrund.
- Die strategische Make-or-Buy-Analyse hat eine langfristige Entscheidung zur Produktionsübernahme oder Produktionsauslagerung als Ziel und betrifft das Kerngeschäft von Unternehmen. Die strategische Analyse beinhaltet somit neben den Kosten viele weiche Faktoren.
Die Faktoren der Make-or-Buy-Analyse
Bei der Entscheidung über die Eigenproduktion oder die Fremdbeschaffung spielen mehrere Faktoren eine Rolle.
Diese können messbar sein oder zu den sogenannten weichen Faktoren zählen. Jeder dieser Faktoren hat letztendlich Einfluss auf die zu treffenden Maßnahmen. Die Unternehmen sollten die Faktoren vor der Analyse nach ihren individuellen Bedürfnissen gewichten.
Da jedes Unternehmen andere Ziele setzt, können die Ergebnisse nicht pauschal als richtig oder falsch bezeichnet werden, sondern sind individuell zu sehen.
Übersicht der möglichen Einflussfaktoren bei einer Make-or-Buy-Analyse:
- Zielsetzung
- Kosten
- Know-How
- Liquidität
- Image
- Qualität
- Ressourcen
- Risiken
Zielsetzung
Die Zielsetzung kann als vorangestellter Faktor vor der Make-or-Buy-Analyse bezeichnet werden. Bevor ein Unternehmen die Analyse durchführt, muss es für sich selbst festlegen, welche Ziele es über eine Entscheidung zur Eigenfertigung und den Fremdbezug erreichen will.
Sollen wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen, muss der Faktor Kosten eine starke Bewertung erhalten.
Möchte ein Unternehmen die Qualitätsführerschaft erreichen, so muss der Faktor Know-How eine größere Rolle einnehmen. Jedes Unternehmen wird andere Zielsetzungen haben und somit aus einer Make-or-Buy-Analyse andere Schlüsse ziehen.
Kosten
Die Kosten spielen in vielen Unternehmen die wichtigste Rolle bei der Make-or-Buy-Analyse. Dabei sollten sie eher bei operativen Analysen im Vordergrund stehen, wohingegen bei strategischen Entscheidungen die Kosten zweitrangig werden können.
Kosten lassen sich messbar machen, weshalb sie ein einfacher Entscheidungshelfer sein können. Während der Make-or-Buy-Analyse muss ein Unternehmen die Kosten vom Fremdbezug beziffern, indem es die Produktkosten, die Transportkosten und die Beschaffungskosten addiert.
Die Kosten der Eigenproduktion errechnen sich aus benötigten Materialien, dem Personal, den Maschinen und weiteren Ressourcen wie Räumen oder der administrativen Verwaltung.
Im Zukauf kostet die Rolle 13,2 Cent zuzüglich 0,8 Cent für den Transport und den Bestellprozess. Für die Herstellung in Eigenregie werden vom Controlling 7,3 Cent für die Rohstoffe, 4,5 Cent Personalkosten, 2,5 Cent für die Produktionsanlagen und 1,7 Cent administrative Kosten errechnet.
Es stehen somit 14 Cent Zukauf gegenüber 16 Cent Eigenproduktion gegenüber. Die “Rohloff AG” kauft die Rollen weiterhin zu. Es wird jedoch errechnet, dass bei steigender Produktion die fixen Kosten am Produkt um drei Cent fallen könnten, wodurch eine Eigenproduktion wirtschaftlich werden würde.
Qualität
Ein wichtiger Faktor, der gegen einen Fremdbezug spricht, ist der mögliche Qualitätsverlust. Die Produktion in Eigenregie kann zu jederzeit überwacht werden, wodurch eine hohe Qualität sichergestellt ist. Im Gegensatz dazu kann bei einem eigenen Qualitätsverlust im Unternehmen, beispielsweise durch den Abgang von guten Mitarbeitern, die Produktion eingestellt und die Qualität erhöht werden.
Liquidität
Die Liquidität ist ein Faktor, der eine Eigenproduktion noch vor der Entscheidung ausschließen könnte. Eine Produktion in Eigenregie benötigt in vielen Fällen einige Vorabinvestitionen. Dies liegt daran, dass entsprechende Produktionsanlagen nicht vorhanden sind und zunächst aufgebaut werden müssen.
Ein zweiter Punkt sind die Mitarbeiter, die vorab Schulungen benötigen. Außerdem könnte vor der Produktion eine Produktforschung stattfinden müssen, damit ein Unternehmen weiß, wie die Produktionsprozesse aussehen müssen. Stehen für all diese Investitionen keine liquiden Mittel zur Verfügung, ist eine Eigenproduktion nicht umsetzbar.
Image
Ein weicher Faktor für die Entscheidung der Make-or-Buy-Analyse ist das Image. Dieses kann die Entscheidung in beide Richtungen beeinflussen.
Gegen einen Fremdbezug spricht der Imageverlust, der entstehen könnte, wenn bisher alles in Eigenregie produziert wurde. Den Schritt zum Fremdbezug können Kunden mit einem Qualitätsverlust verbinden. Für einen Fremdbezug spricht das Image von einem bekannten Lieferanten. Eine offensive Kooperation mit einem berühmten Anbieter der Branche kann das eigene Image verbessern.
Die “Meijer KG” möchte jedoch aus Kostengründen auf die Fleischerei verzichten. Bei einer Fremdvergabe kann jedoch keine Werbung mehr damit gemacht werden, alle Produkte selbst herzustellen.
Der Imageverlust wird jedoch während der Make-or-Buy-Analyse als nicht gravierend bezeichnet. Außerdem sollen die Fleischprodukte demnächst von der “Glunz AG” bezogen werden, ein deutschlandweit bekannter und angesehener Fleischproduzent.
Risiken
Damit ein Unternehmen einen gehobenen Servicegrad aufweisen kann, muss es eine stetige Lieferbereitschaft haben. Dieser Faktor kann sowohl für eine Eigenproduktion als auch für einen Fremdbezug sprechen. Stehen beispielsweise nur sehr wenige Lieferanten zur Verfügung, spricht dies für die Eigenproduktion. Ist hingegen bei der eigenen Fertigung mit hohen Stillstandzeiten zu rechnen, sollten die Produkte zugekauft werden.
Ressourcen
Wird die Eigenproduktion angestrebt, muss ein Unternehmen prüfen, ob es die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen kann. Hierbei wird geprüft, ob genug Raum für die Produktion zur Verfügung steht, ob Arbeitskräfte umbesetzt werden können und ob die Produktionsanlagen ausreichen. Fehlen Ressourcen im Unternehmen, müssen diese entweder nachgekauft werden oder es muss von einer Eigenproduktion abgesehen werden.
Hierzu werden neue Anlagen benötigt, die durch ihre Größe 27 m² Raum beanspruchen. Nach Zeichnungen und Plänen zu Umstrukturierungen der alten Anlagen können nur 18 m² zur Verfügung gestellt werden. Die “Hütter OHG” muss auf eine Umstellung auf Eigenproduktion verzichten.
Übungsfragen
#1. Bei der Make-or-Buy-Analyse entscheiden die Kosten. Weiche Faktoren wie Image oder Qualität können vernachlässigt werden.
#2. Was ist kein möglicher Einflussfaktor für die Make-or-Buy-Analyse?
#3. Bei der operativen Make-or-Buy-Analyse werden…
#4. Vor der Durchführung der Make-or-Buy-Analyse sollte was vorgenommen werden?
Ergebnisse
Sie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr InformationenSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
Mehr Informationen