Die Beschaffungslogistik in einem Unternehmen beschäftigt sich mit der Bereitstellung von benötigten Materialien. Es sind sämtliche Überlegungen inbegriffen, die eine Gewinnoptimierung für das beschaffende Unternehmen bedeuten. Hierzu zählt die Bereitstellung von Gütern zur optimalen Zeit, in optimaler Menge und der optimalen Qualität. Es sind die Schritte Wareneinkauf, Transport und Warenannahme inbegriffen, ehe die Beschaffungslogistik an die Produktionslogistik übergibt.
Du erfährst in der vorliegenden Lektion zur Beschaffungslogistik, wo diese im Unternehmen eingreift und welche Ziele sie verfolgt. Außerdem werden die einzelnen Aufgaben genannt und aufgezeigt, welche Kennzahlen zur Erreichung und Kontrolle der Ziele angewandt werden können. Zum Abschluss kannst Du Dein gewonnenes Wissen in Übungsfragen testen.
Englisch: procurement logistics | purchase logistics
Warum ist die Beschaffungslogistik wichtig?
Nahezu alle Unternehmen sind für die Produktion oder die Errichtung von Dienstleistungen auf Materialien angewiesen. Die Beschaffungslogistik sorgt dafür, dass die Materialien zur Verfügung stehen und die Unternehmen somit immer handlungsfähig bleiben.
Außerdem ist die Beschaffungslogistik dafür zuständig, dass die Waren mit der höchsten wirtschaftlichen Effizienz zur Verfügung gestellt werden, wodurch Unternehmensziele eher erreicht werden können.
Eingrenzung der Beschaffungslogistik
Die Beschaffungslogistik bezieht alle Aufgaben rund um die Versorgung eines Unternehmens mit ein. Sie knüpft unmittelbar an die Distributionslogistik des Lieferanten an und übergibt an die eigene Produktionslogistik. Es sind somit die Bereiche Einkauf, Materialdisposition, Transportwesen und Lagerwesen inklusive Warenannahme angesprochen.
Die Beschaffungslogistik beschäftigt sich jedoch ausschließlich mit der Beschaffung von Materialien. Anlagevermögen, Informationen, Rechte, Dienstleistungen, Personal oder Finanzen werden unter dem Oberbegriff der Beschaffung gesammelt.
Ziele der Beschaffungslogistik
Die Beschaffungslogistik sorgt dafür, dass ein Unternehmen eine hohe Versorgungsbereitschaft besitzt, die Kosten hierfür aber möglichst gering sind. Außerdem ist die Reduzierung der Kapitalbindung eines der Ziele, was durch optimale Bestandsmengen gesteuert werden kann. Es wird versucht, die Ziele messbar zu machen, damit diese anhand von Kennzahlen überprüft und verglichen werden können. Alle Prozesse werden anhand der 6R der Logistik aufgebaut.
Die 6R der Logistik:
- (die) richtige Art
- (in) richtiger Menge
- (in der) richtigen Qualität
- (am) richtigen Ort
- (zur) richtigen Zeit
- (zu den richtigen) Kosten
- Art: Die zugekauften Artikel sind anhand der Produktnummern genau beschrieben.
- Menge: Wöchentlich werden 750 Lichtanlagen benötigt.
- Qualität: Bei der Warenannahmen findet ein klar definierter Prozess der Qualitätskontrolle statt.
- Raum: Die Anlieferung erfolgt an Rampe 4.
- Zeit: Der LKW kommt jeden Mittwoch zwischen 10:00 und 11:00 Uhr.
- Kosten: Die „Pruim Ltd“ bietet nach vorheriger Lieferantenauswahl das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
Aufgaben der Beschaffungslogistik
Die Beschaffungslogistik hat einen hohen Stellenwert im Unternehmen, da viele Bereiche angesprochen werden und zudem die Menge der zugekauften Fertigteile, Komponenten, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen immer größer wird.
Aufgaben der Beschaffungslogistik in der Übersicht:
- Bedarf ermitteln
- Lieferanten ermitteln, bewerten und auswählen
- Bestellzeitpunkt auswählen
- Materialdisposition
- Transportunternehmen auswählen
- Warenannahme
- Qualitätskontrolle
- Behältermanagement
- Einlagerung im Zwischenlager
- Sortierung, Bezettelung und Kommissionierung
- Auslagerung aus dem Zwischenlager
- Bereitstellung für die Produktionslogistik
Bereiche der Beschaffungslogistik
Die Aufgaben der Beschaffungslogistik fallen in unterschiedlichen Bereichen im Unternehmen an, die häufig als einzelne Abteilungen gesehen werden. Hierzu zählen der Einkauf, die Beschaffungsdisposition, das Beschaffungstransportwesen und die Warenannahme inklusive Lagerung.
Einkauf
Der Einkauf beschäftigt sich mit der Beschaffungsmarktforschung und bringt hierdurch Transparenz in den Beschaffungsmarkt. Hierzu werden mögliche Lieferanten aufgespürt und bewertet.
Nachdem eine Beschaffungsstrategie festgelegt wurde, fordert der Einkauf Angebote an, prüft diese und führt die Verhandlungen durch. Nach der Auftragserteilung werden die Liefertermine überwacht und im Anschluss die Rechnungen auf Korrektheit überprüft.
Beschaffungsdisposition
Die Materialdisposition beschäftigt sich mit den optimalen Bestellprozessen und will hierdurch optimale Bestellmengen und Bestellzeitpunkte erzielen. Hierzu stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.
Kennzahlen und Methoden der Materialdisposition in der Übersicht:
- Sicherheitsmenge errechnen
- Bestellpunktsystem
- Bestellrhythmusverfahren
- Andler-Formel
- Make-or-Buy-Analyse
- XYZ-Analyse
- Portfolioanalyse
- ABC-Analyse
Das Transportwesen innerhalb der Beschaffung entscheidet darüber, wie ein Beschaffungsgut wirtschaftlich optimal zur Verfügung gestellt werden kann. Es wird geprüft, wie die Entfernung zwischen Lieferant und dem Unternehmen mit dem besten Verhältnis von Preis und Leistung überbrückt werden kann. Hierzu wählt das Unternehmen den passenden Spediteur anhand von Kosten, Schnelligkeit oder Flexibilität aus.
Eine Alternative besteht darin, dass das Unternehmen die Transporte mit eigenen Fahrzeugen durchführt. Hierzu kann eine Art Make-or-Buy-Analyse die Kosten und Leistungen beider Methoden vergleichen.
Da der Lieferant nur noch 150 km von der „Ipol AG“ entfernt liegt, überlegt das Unternehmen, die Transporte mit eigenen Fahrzeugen durchzuführen. Während einer Make-or-Buy-Analyse errechnet das Unternehmen, welche Methode allein von den Kosten günstiger ist.
Die günstigste Spedition verlangt für den wöchentlichen Transport der 750 Lichtanlagen auf acht Paletten 172 €. In den Transport mit eigenen Fahrzeugen werden Kosten für die Abschreibung vom LKW, den Fahrer, die Maut, den Treibstoff und die Packmittel einberechnet. Der Transport kostet auf diesem Weg 244 €. Die „Ipol AG“ entscheidet sich für die Beschäftigung einer Spedition.
Warenannahme inklusive Lagerung
Der Transport endet an der Warenannahme. Hier übernimmt die Lagerhaltung die Materialien. Zunächst findet bei vielen Produkten eine Qualitätskontrolle statt. Anschließend werden die bestellten Materialien nach vorher festgelegten Lagermethoden eingelagert.
Die Lagerbestände werden im Normalfall durch die Hilfe eines Computersystems erfasst und verwaltet. Bei Bedarf werden die Lagerbestände sortiert, kommissioniert und anschließend an der Produktionsanlage zur Verfügung gestellt, wo die Produktionslogistik den Prozess übernimmt.
Methoden der Einlagerung:
Kennzahlen der Beschaffungslogistik
In der Beschaffungslogistik stehen den Bereichen Einkauf, Beschaffungsdisposition, Beschaffungstransport und Warenannahme verschiedene Kennzahlen zur Verfügung, wodurch die Prozesse messbar gemacht werden können. Die Kennzahlen dienen der Kontrolle und dem Benchmark.
Mögliche Kennzahlen der Beschaffungslogistik:
- Bestellkosten
- Wiederbestellungszeit
- Beschaffungskosten
- Lieferrisiko
- Servicegrad
- Bestellmenge
- Meldebestand
- Sicherheitsbestand
- Lieferantenanzahl
Übungsfragen
#1. Zwischen welchen Prozessen befindet sich die Beschaffungslogistik?
#2. Was gehört nicht zu den 6R der Logistik?
#3. Welche Bereiche betrifft die Beschaffungslogistik nicht?
#4. Welches ist keine Methode der Einlagerung?
#5. Die Make-or-Buy-Analyse beim Beschaffungstransport entscheidet darüber, ob der Transport mit dem eigenen Fuhrpark durchgeführt wird oder ob ein Spediteur diese Aufgabe übernimmt.
Ergebnisse
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