BWL-Lexikon.de
  • Home
  • Grundlagen
    • Aufbau eines Betriebs
    • Definitionen
    • Organisation
    • Personalwirtschaft
    • Planung und Entscheidung
    • Produktionsfaktoren
    • Unternehmensführung
  • BWL
    • Rechtsformen
    • Rechnungswesen
      • Finanzbuchhaltung
      • Kostenarten
      • Jahresabschluss
    • Marketing
    • Logistik
      • Logistik Kennzahlen
      • Beschaffung
      • Lagerverfahren
      • Materialarten
    • Kennzahlen
      • Bilanzkennzahlen
      • Produktivitätskennzahlen
      • Rentabilitätskennzahlen
      • Kennzahlen der GuV
  • VWL
    • Makroökonomie
    • Mikroökonomie
  • Fehler gefunden?

Du bist hier: Startseite » Alle Lektionen » Rechnungswesen » KLR: Kosten- und Leistungsrechnung » Kostenarten » Selbstkosten

Selbstkosten

Enthält: Beispiele · Definition · Formeln · Grafiken · Übungsfragen

Der Begriff “Selbstkosten” stammt aus der Kalkulation. Er beschreibt die Kosten, die bei der Herstellung von Produkten und Dienstleistungen entstehen, und zwar beim einzelnen Kostenträger. Die Berechnung der Selbstkosten bildet die Basis unternehmerischer Kalkulationen und erfolgt mittels der Selbstkostenrechnung. Selbstkosten können im Rahmen der Vollkostenrechnung und der Teilkostenrechnung ermittelt werden.

In dieser Lerneinheit erfährst du, was Selbstkosten sind, welche Bedeutung im Betrieb sie haben und wie sie ermittelt werden. Im Anschluss an die Erklärungen stellen wir dir einige Übungsfragen zur Lernkontrolle zur Verfügung.

  • Synonyme: Gesamtkosten | Einstandspreis
  • Englisch: prime costs

Inhalt dieser Lektion

Toggle
  • Warum ist das Thema Selbstkosten wichtig?
  • Was sind Selbstkosten?
    • Beispiel: Das Kalkulationsschema in der Zuschlagskalkulation
    • Beispiel: Das Kalkulationsschema in der Handelskalkulation
    • Beispiel: Berechnung der Selbstkosten für Dienstleistungen
  • Selbstkosten aus Sicht der Betriebswirtschaft
    • Betriebswirtschaftliche Kennzahlen
  • Selbstkostenpreis aus rechtlicher Sicht
  • Übungsfragen
  • Ergebnisse

Warum ist das Thema Selbstkosten wichtig?

Vom Kleinunternehmen bis zum Global Player ist das fundierte Wissen um die Selbstkosten unerlässlich. Die Selbstkosten umfassen sämtliche Kosten, die im Zuge des betrieblichen Leistungsprozesses entstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Handelsunternehmen, ein produzierendes Unternehmen oder einen Dienstleister handelt. Die Selbstkosten sind die Voraussetzung dafür, marktfähige und wettbewerbsfähige Verkaufspreise zu bestimmen.

Der Selbstkostenpreis deckt erst einmal nur die entstandenen Kosten im Betrieb. Erst nach Aufschlag eines Gewinnzuschlags entsteht ein reeller Verkaufspreis, der Gewinne abwirft und das Unternehmen langfristig absichert. Doch nicht selten bieten Unternehmen ihre Waren, Dienstleistungen oder Produkte zum Selbstkostenpreis an. Das heißt, dass sie im jeweiligen Fall auf ihren Gewinn verzichten. In der Regel handelt es sich um Sonderaktionen, um potenzielle Neukunden aufmerksam zu machen oder bestehende Kunden weiterhin zu binden. Dieses Vorgehen würde langfristig zu Verlusten führen und wird auch vom Gesetzgeber nicht gern gesehen.

Was sind Selbstkosten?

Zu den Selbstkosten werden all diejenigen Kosten gezählt, die im Zuge der Fertigung, der Verwaltung und des Vertriebs von Produkten und Dienstleistungen entstehen. Die Selbstkosten werden mittels eines Kalkulationsschemas berechnet und bilden die Grundlage für die Kalkulation marktfähiger Verkaufspreise.

Die Selbstkosten eines Produktionsunternehmens bestehen beispielsweise aus:

  • Rohstoffkosten
  • Kosten für Energie
  • Personalkosten

Werden auf dem ermittelten Selbstkostenpreis der Gewinnzuschlag, Rabatte und Skonti verrechnet, entsteht der endgültige Verkaufspreis. Um einen Gewinn erzielen zu können, muss der Verkaufspreis also über den Selbstkosten liegen. Die Selbstkosten stellen daher auch die langfristige Preisuntergrenze dar. Der Verkaufspreis darf nicht darunter fallen, damit die anfallenden Kosten gedeckt werden.

Beispiel: Das Kalkulationsschema in der Zuschlagskalkulation

Beispiel
Die Hanseatic Hardware AG produziert leistungsfähige Server für Unternehmen. Um den Selbstkostenpreis für einen Server zu ermitteln, arbeitet der Hersteller mit der Zuschlagskalkulation.

Folgende Kosten fallen an:

Materialeinzelkosten8.000 €
Materialgemeinkostenzuschlag25 %
Fertigungseinzelkosten4.000 €
Fertigungsgemeinkostenzuschlag40 %
Zuschlag für die Vertriebskosten15 %
Zuschlag für die Verwaltungskosten10 %

Das Kalkulationsschema für den Server sieht folgendermaßen aus:

Materialeinzelkosten (MEK)8.000 €
+Materialgemeinkosten (MGK)2.000 €
=Materialkosten (MK)10.000 €
+Fertigungseinzelkosten (FEK)4.000 €
+Fertigungsgemeinkosten (FGK)1.600 €
+Entwicklungskosten (sofern vorhanden)0 €
=Herstellkosten (MK +FK)15.600 €
+Vertriebskosten2.340 €
+Verwaltungskosten1.560 €
=Selbstkosten19.500 €

Beispiel: Das Kalkulationsschema in der Handelskalkulation

Beispiel
Die Hanseatic Hardware AG verkauft neuerdings auch Handelswaren, also Produkte, die im Unternehmen nicht selbst hergestellt, sondern eingekauft werden. Dazu gehören beispielsweise spezielle Server-Schränke.

Für ein bestimmtes Modell sieht die Handelskalkulation folgendermaßen aus:

Wareneinkaufspreis6.000 €
-Lieferrabatt (10 %)600 €
=Zieleinkaufspreis5.400 €
-Skonto (3 %)162 €
=Einkaufspreis5.238 €
+Bezugskosten62 €
=Bezugspreis5.300 €
+Handlungskosten (50 %)2.650 €
=Selbstkostenpreis7.950 €

Beispiel: Berechnung der Selbstkosten für Dienstleistungen

Beispiel
Bei Dienstleistungsbetrieben werden die Selbstkosten in der Regel über die Faktoren Arbeitszeit und Stundensatz berechnet. Daraus ergeben sich die Lohnkosten. Hinzu kommen gegebenenfalls Materialkosten und Sondereinzelkosten.

Das Kalkulationsschema sieht folgendermaßen aus:

    \[ Lohnkosten = Stundenzahl * Stundensatz  \]

+Materialeinkaufspreis
+Materialaufschlag
+Sondereinzelkosten der Fertigung
+Sondereinzelkosten des Vertriebs
Selbstkosten: Selbstkostenermittlung nach Unternehmensart
Selbstkosten: Selbstkostenermittlung nach Unternehmensart

Die Selbstkostenrechnung dient in erster Linie der Preiskalkulation. Daher stellen die Selbstkosten bei der Preisfindung die wichtigste untere Orientierungsgröße dar.

Zu unterscheiden ist die Selbstkostenrechnung im Rahmen der Vollkostenrechnung und der Teilkostenrechnung. Bei der Vollkostenrechnung sind die gesamten Selbstkosten dem jeweiligen Produkt zuzurechnen. In der Teilkostenrechnung gehen nur die variablen Kosten in die Selbstkostenberechnung ein, und zwar die Verwaltungs-, Vertriebs- und Herstellkosten.

Selbstkosten aus Sicht der Betriebswirtschaft

Zu den Selbstkosten eines Fertigungsbetriebs zählen:

  • Materialkosten
  • Fertigungskosten
  • Entwicklungskosten
  • Verwaltungskosten
  • Vertriebskosten

Die Herstellkosten setzen sich dabei aus den Material- und den Fertigungskosten zusammen. Wie die Verwaltungskosten, Vertriebskosten und Entwicklungskosten auf die einzelnen Kostenträger verteilt werden, hängt mit den Herstellkosten des Umsatzes zusammen. Sie stellen die Herstellkosten der Produktion dar, und zwar bereinigt um Veränderungen im Bestand.

In der Handelsbranche entsprechen die Selbstkosten der Summe aus Einstandspreis und Handlungskosten. Die Kostenträgerstückrechnung und die Kostenträgerzeitrechnung müssen von diesem Schema klar abgegrenzt werden.

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen

Um die Selbstkosten auf die einzelnen Kostenträger zu verteilen, greift man in der Praxis auf die einfache Divisionskalkulation zurück:

    \[ Selbstkosten~pro~Einheit = \frac{Selbstkosten~gesamt}{Anzahl~der~Kostentr\ddot{a}ger} \]

Beispiel
Ein Hotel hat 25 Gästezimmer und jährliche Selbstkosten in Höhe von 500.000 €.

Die Selbstkosten pro Zimmer und Tag betragen aufgerundet 54,80 €:

    \[ \frac{500.000~Euro}{(\frac{365~Tage}{25~Zimmer})} = 54,80~Euro \]

Die Kapazitätsauslastung bzw. Frequenz wird folgendermaßen ermittelt:

    \[ Frequenz = \frac{Selbstkosten~pro~Einheit}{Auslastung} \]

Angenommen, das Hotel verkauft im Jahr 5.840 Übernachtungen. Bei voller Auslastung könnte es 7.300 Übernachtungen verkaufen. Die Auslastung beträgt also 80 %.

    \[ Frequenz = \frac{54,80~Euro}{0,8} = 68,50~Euro \]

Der auslastungsbedingte Selbstkostenbetrag beläuft sich bei einer Auslastung von 80 % auf 68,50 € pro Kostenträger. Bei höherer Auslastung würde der Betrag sinken, bei geringerer Auslastung steigen.

In der Kalkulation bilden die Selbstkosten die Basis der Preisermittlung:

    \[ Selbstkosten + Gewinn = Verkaufspreis~netto \]

Selbstkostenpreis aus rechtlicher Sicht

Die Bezeichnung “Selbstkostenpreis” soll den Käufer glauben machen, dass das Unternehmen keine Gewinne mit seinen Waren oder Produkten erzielt. Die Selbstkosten pro Stück sind mit dem genannten Verkaufspreis identisch. Rechtlich gesehen ist der Selbstkostenpreis der Preis, mit dem die Selbstkosten einer Ware gedeckt sind. Laut dem Bundesgerichtshof ist ein Preis unter den Selbstkosten aus wettbewerbsrechtlicher Sicht nicht zu beanstanden, sofern die Selbstkosten nur zeitweilig oder hin und wieder unterschritten werden.

Stellt der Verkauf unterhalb des Selbstkostenpreises eine allgemeine Marktbehinderung dar, ist er nach der Rechtsprechung aus dem Jahr 1979 als unlauter zu qualifizieren. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn der niedrige Preis sachlich nicht gerechtfertigt ist und möglicherweise dazu führt, dass Wettbewerber verdrängt werden und der Wettbewerb droht, auf dem Markt aufgehoben zu werden.

Später wurde dieses Urteil noch einmal aufgegriffen. Laut des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) ist das Angebot unter Einstandspreis seit Januar 1999 explizit verboten. Nach § 20 Abs. 3 GWB dürfen Waren und gewerbliche Leistungen von Unternehmen mit überlegener Marktmacht unter dem Selbstkostenpreis nur gelegentlich erfolgen bzw. dann, wenn er sachlich gerechtfertigt ist.

Sieht man genau hin, ist nicht erst der Verkauf unter dem Selbstkostenpreis untersagt, sondern bereits das Angebot.

Übungsfragen

 

#1. Welche Aussage zu den Selbstkosten bzw. zum Selbstkostenpreis ist FALSCH?

#2. Damit das Unternehmen Gewinne erzielt, …

#3. In der Handelsbranche entsprechen die Selbstkosten …

#4. Aus rechtlicher Sicht entspricht der Selbstkostenpreis …

Vorherige
Fertig

Ergebnisse

Share your score!
Tweet your score!
Share to other

Könnte dich auch interessieren:

Kalkulatorische Kosten: Zusammensetzung

Kalkulatorische Kosten

Im Rechnungswesen und in der Betriebswirtschaftslehre werden unter kalkulatorische Kosten diejenigen Kosten verstanden, denen entweder gar kein Aufwand oder kein … weiterlesen >>

Bezugskosten

Bezugskosten

Die Bezugskosten werden im betrieblichen Rechnungswesen auch als Beschaffungskosten bezeichnet. Zu dieser Kategorie gehören alle Kosten, die im Zusammenhang mit … weiterlesen >>

Merkmale der Verwaltungsgemeinkosten

Verwaltungsgemeinkosten

Bei den Verwaltungsgemeinkosten handelt es sich um diejenigen Kosten, die in der Verwaltung bzw. in Zusammenhang mit der Verwaltung eines … weiterlesen >>

Zusatzkosten: Unterscheidung von Aufwand und Kosten

Zusatzkosten

Zusatzkosten zählen gemeinsam mit den Anderskosten zu den kalkulatorischen Kosten. Es handelt sich dabei um Kosten, denen kein Aufwand gegenübersteht. … weiterlesen >>

Materialgemeinkosten

Materialgemeinkosten

Die Materialgemeinkosten bilden gemeinsam mit den Materialeinzelkosten die Materialkosten eines Unternehmens. Sie sind derjenige Teil der Materialkosten, die einem bestimmten … weiterlesen >>

Nichts passendes dabei?

Erkunde andere Fachbereiche oder benutze die Suchfunktion. Falls Du keine Antwort auf Deine Frage findest, schick uns gerne eine Nachricht, wir versuchen dann passenden Content für Dich zu schaffen.

Zur Übersicht
Oder lieber die Suche benutzen?
  • Eselsbrücke
  • |
  • Buchungssatz
  • |
  • Formeln
  • |
  • Beispiele
  • |
  • Grafiken
  • |
  • Definition
  • |
  • Übungsfragen
  • © BWL-Lexikon.de
  • Datenschutz
  • Impressum
Cookie Einstellungen
Fehler gefunden?

Danke, dass du dir die Zeit nimmst, uns dein Feedback zu geben. Bitte beschreibe so genau wie möglich wo du einen Fehler gefunden hast.